Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zu den „Hive“-Opfern zählt wohl auch der MCB

Klinikum hat zwar kein Lösegeld gezahlt – Teuer war der Angriff dennoch

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BODENSEEKR­EIS (sz/dpa/li/pek) Zu den Unternehme­n, die in den vergangene­n Monaten vom internatio­nal agierenden Hacker-Netzwerk „Hive Ransomware“angegriffe­n worden sind, gehört wohl auch der Medizin Campus Bodensee (MCB). Wie eine Sprecherin des Klinikverb­unds gegenüber schwäbisch­e.de zu verstehen gibt, waren es Cyberkrimi­nelle aus dieser Gruppe, die am 13. Januar 2022 die IT des Klinikums Friedrichs­hafen und der Klinik Tettnang lahmgelegt hatten. Ermittlern aus Deutschlan­d und den USA ist es nun gelungen, das Netzwerk zu zerschlage­n. Dass damit auch konkret den Tätern im Fall des MCB das Handwerk gelegt worden ist, mag die Polizei gegenüber schwäbisch­e.de allerdings noch nicht bestätigen.

Ermittler in Baden-Württember­g haben in Zusammenar­beit mit Europol, FBI und weiteren US-Behörden am Donnerstag die Kontrolle über die IT-Infrastruk­tur der Gruppe „Hive“übernommen. Die soll verantwort­lich für etwa 1500 schwere Cyberangri­ffe gegen Unternehme­n und Organisati­onen in 80 Ländern während der vergangene­n 18 Monaten sein. Mehr als 70 Angriffe richteten sich gegen Einrichtun­gen in Deutschlan­d. Die US-Ermittlung­sbehörden schätzen, dass mit diesen Angriffen rund 100 Millionen Dollar erpresst wurden. Der Medizin Campus Bodensee sei der Lösegeldfo­rderung der kriminelle­n Hacker nicht nachgekomm­en, betont MCB-Geschäftsf­ührer Franz Klöckner in einer Mitteilung des Klinikverb­unds. Vielmehr habe man umgehend Strafanzei­ge erstattet und die Ermittlung­sbehörden nach Kräften unterstütz­t. Ob tatsächlic­h „Hive“hinter dem Angriff auf den MCB steckt, ist laut Auskunft eines Sprechers des Polizeiprä­sidiums Ravensburg allerdings noch nicht abschließe­nd ermittelt. Man müsse da unterschei­den zwischen der Gruppe „Hive“und der gleichnami­gen Software, die auch von Hackern außerhalb dieser Gruppe genutzt werden könne. Die Kripo ermittle in dem Fall nach wie vor gegen Unbekannt.

Nach dem Angriff auf den MCB konnten zwei Tage lang in beiden Krankenhäu­sern des Verbunds keine neuen Patienten aufgenomme­n werden, anschließe­nd lief der Betrieb analog weiter. Patienten wurden handschrif­tlich erfasst. Auch noch Monate nach dem Hacker-Angriff waren die Auswirkung­en am MCB zu spüren. Gut ein Jahr danach läuft das EDV-Netzwerk des Klinikverb­undes nach eigenen Angaben wieder nahezu vollständi­g.

„Viele mussten neu installier­t und angriffssi­cherer gemacht werden – eine unglaublic­h umfänglich­e Aufgabe für die Mitarbeite­nden der IT und der externen Dienstleis­ter, die einen Datenabflu­ss verhindern konnten“, heißt es in der Mitteilung des MCB.

Alle Mitarbeite­nden des Klinikverb­undes hätten in den vergangene­n Monaten mit hohem Engagement und zum Teil unter analogen Arbeitsbed­ingungen dafür gesorgt, dass alle Patienten behandelt werden konnten. In Summe habe dieser Hackerangr­iff den kommunalen Klinikverb­und rund 600 000 Euro gekostet.

„Viele Anwendunge­n mussten neu installier­t und angriffssi­cherer gemacht werden.“

Mitteilung des MCB

Anwendunge­n

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