Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Feuerwehr hat dank Drohnen den Überblick
Neue Einheit für gesamten Kreis – Kräfte starten von Oberteuringen, Meckenbeuren, Eriskirch aus
BODENSEEKREIS - Mit fremden Lorbeeren will sich Tobias Riether nicht schmücken: Beim Ortstermin erklärt der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Oberteuringen alles rund um die operativen Abläufe bei der neuen Drohneneinheit des Bodenseekreises, die er leitet. Den Impuls zur Gründung schreibt er aber Alexander Amann zu. Der vormalige Teuringer Kommandant und jetzige Kreisbrandmeister (seit Frühjahr 2022) habe schon vor vier Jahren bei einer Ausbildung gesehen, was die Drohnengruppe in einem NachbarLandkreis zu leisten vermag.
Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden, die entscheidenden Umsetzungsschritte erfolgten im Vorjahr. Bei der Anschaffung der bis zu 6,3 Kilogramm schweren Flugroboter ebnete eine Spende der Sparkasse Bodensee den Weg. 57.000 Euro flossen aus deren Sparform „PS-Los Sparen und Gewinnen“, insgesamt waren 130.000 Euro an gemeinnützige Institutionen und Vereine im gesamten Geschäftsgebiet ausgeschüttet worden. „Mit der Spende konnten wir eine technisch sehr gut ausgestattete Drohneneinheit aufbauen. Sie wird zukünftig ein wichtiger Baustein im Brand- und Bevölkerungsschutz des Bodenseekreises sein“, sagte Amann bei der Spendenübergabe im November.
Drei Monate später waren die Drohnen bereits im Ernstfall im Einsatz, harren zugleich aber immer noch allerletzter Komplettierung. Die Rollwägen, mit denen das Equipment künftig aufs Fahrzeug transportiert wird, sollen dieser Tage geliefert werden – dann hat alles seinen Platz. Das meiste davon in Oberteuringen. Hier ist die Zentrale, hier sind im Feuerwehrhaus der Lkw und die Technik zu finden, mit Videoschnitt und Echtzeit-Übertragung. Manches doppelt sich in Meckenbeuren und Eriskirch, das aber nicht. Zumal die Drohneneinheit den gesamten Bodenseekreis abdeckt – kann also von allen 23 kommunalen und fünf Werksfeuerwehren angefordert werden.
Die zentrale Organisation hat Riether zufolge Vorteile, die bei der Finanzierung durch den Bodenseekreis beginnen und beim hohen Ausbildungsstand nicht enden. Immerhin sind es an den drei Standorten 32 bis 36 Kräfte, die als Sollstärke gelten – nur so lässt sich sicherstellen, dass die Drohnen jederzeit alarmierbar und mitführbar sind. Zusammen mit einem Quartett aus Oberteuringen rücken entweder drei bis vier Kameraden aus Meckenbeuren oder aus Eriskirch aus – zu siebt oder acht muss die Drohneneinheit sein.
So wie Ende 2022, als in Kressbronn ein Schwimmbagger in einem Baggersee havariert ist. „Lagen auf dem Wasser sind für die Einsatzleitung schwer einschätzbar“, weiß Riether. Da hilft die Drohne ungemein: Ein „Super Luftbild“trägt zur Übersicht bei, wie die Fluggeräte überhaupt bei großen Flächen ihre Talente ausspielen können. Bei den
Ausmaßen eines Ölteppichs ist die Kamera der Drohne ebenso unerlässlich wie bei der Personensuche, hat Tobias Riether erfahren – oder multifunktionell, wenn ein Wärmebild (etwa beim Dachstuhlbrand oder bei Glutnestern) gefragt ist oder eine Entfernungs- oder Temperaturmessung. Deren Handhabung ist allen Kräften der Einheit geläufig. „Jeder kann alles bedienen“, sagt Tobias Riether unter Hinweis auf die 80stündige Ausbildung, die in den beiden Drohnenführerscheinen mündet, wie sie das Luftfahrt-Bundesamt vorgibt. Dass dabei teils sehr anspruchsvolles Fachwissen (etwa im Bereich Thermik) verlangt wird, deutet Riether schmunzelnd mit dem Begriff „halber Metereologe“an.
Einfach gehalten sind die Entscheidungswege, wann welcher der insgesamt fünf Flugroboter (einer davon mit der Möglichkeit zur Nachtsicht) eingesetzt wird. Der örtliche Einsatzleiter darf anfordern, ebenfalls gefragt ist der Kreisbrandmeister. „Wir sind gespannt, wie es angenommen wird“, zeigt sich Riether offen für die neuen Erfahrungen.