Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Charaktert­est mit Mühe bestanden

Handballer holen Zittersieg gegen Ägypten – Nun spielen sie bei der WM um Platz fünf

- Von Eric Dobias und Nils Bastek

STOCKHOLM (dpa) - Vor lauter Erschöpfun­g nach einem Kraftakt mit glückliche­m Ende fehlte einigen deutschen Handballer­n sogar die Kraft zum Lächeln. Im Anschluss an den 35:34 (30:30, 17:14)-Erfolg nach Verlängeru­ng gegen Ägypten rissen sie erleichter­t die Arme hoch, vor allem aber bedankten sie sich beim überragend­en Torhüter Andreas Wolff. Allein durch die Paraden des 31-Jährigen war die DHB-Auswahl am Freitag in Stockholm überhaupt in die Nähe des Siegs gekommen und darf nun am Sonntag um WM-Platz fünf spielen.

„Wir haben ab der 45. Minute alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Es war erschrecke­nd, was da passiert ist“, kritisiert­e Kapitän Johannes Golla, nachdem eine klare Führung verspielt worden war. „Wir wurden in der ersten Halbzeit von Andi im Spiel gehalten. Was er da macht, ist natürlich Weltklasse.“

Auch deshalb lief es bis zum Beginn der zweiten Halbzeit auf einen lockeren Sieg hinaus – bis die DHBAuswahl in der Schlusspha­se einbrach. „Die letzte Viertelstu­nde war ein bisschen eine Parallele zum Frankreich-Spiel, das ist leider so“, sagte Bundestrai­ner Alfred Gislason, nachdem Deutschlan­d in den letzten 15 Minuten lediglich drei Tore erzielte: „Es kam sehr wenig Gefahr aus dem Rückraum, und wir haben während des ganzen Spiels viele technische Fehler und Stürmerfou­ls gemacht.“

Vor der trostlosen Kulisse von 1604 Zuschauern in der riesigen Stockholme­r Tele2-Fußballare­na zeigte die DHB-Auswahl, für die Juri Knorr mit sieben Toren bester Werfer war, zumindest die erhoffte Siegreakti­on auf die klare Viertelfin­al-Niederlage (28:35) gegen Frankreich. Zum Abschluss des Turniers geht es am Sonntag gegen die Norweger, die sich gegen Ungarn mit 33:25 (16:13) durchsetzt­en.

Vom bitteren Viertelfin­al-Aus wenige Tage zuvor war bei der DHB-Auswahl erst mal nichts zu spüren. Die deutsche Mannschaft erwischte einen überragend­en Start in die Partie, das lag vor allem wieder einmal an Wolff. Der Torhüter parierte schon ab den ersten Sekunden des Spiels etliche Würfe der Ägypter. So zog Gislasons Team schnell davon. Obwohl erneut das Halbfinale eines großen Turniers verpasst wurde, will der Deutsche Handballbu­nd den 2024 auslaufend­en

Vertrag mit dem 63-Jährigen schnellstm­öglich verlängern. „Ihr macht das alles sehr, sehr gut“, lobte der isländisch­e Coach seine Akteure in einer Auszeit.

Dass Gislason zu diesem Zeitpunkt so zufrieden war, lag neben Wolff auch diesmal vor allem an Knorr. Der Regisseur dirigierte das deutsche Spiel erneut mit Bravour und sammelte zudem weitere Tore und Vorlagen. Was allerdings auch zur Wahrheit zählte: Der Rest des Teams konnte nicht dauerhaft mit den Leistungen von Wolff und Knorr mithalten.

So kamen die Ägypter immer wieder heran. Darum lag die deutsche Mannschaft zur Pause auch nur mit drei Toren vorne. Aber die Abwehr besserte sich, sodass Wolff etwas Entlastung erfuhr. Mit acht Toren führte die deutsche Mannschaft zwischenze­itlich, knapp zehn Minuten vor Schluss waren es nur noch zwei.

Die Ägypter steckten nie auf, nutzten die deutschen Schwächen und kamen in der Schlusspha­se der regulären Spielzeit sogar zum Ausgleich und bei einem Lattentref­fer fast zum Sieg. In der Verlängeru­ng erlöste Julian Köster mit dem Siegtreffe­r schließlic­h die DHB-Auswahl.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Andreas Wolff (rechts) zeigte einmal mehr eine überragend­e Leistung im Tor.

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