Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Umweltfreu­ndlich putzen

- Von Carola Frentzen und Ahmad Pathoni

Durch konvention­elle chemische Reiniger gelangen täglich Unmengen umweltschä­dlicher Stoffe in unser Abwasser. Die Alternativ­e heißt: Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie. Die Rede ist hier von Kernseife, Natron, Zitronensä­ure, Waschsoda und Essig.

Ein echter Alleskönne­r ist der Zitrusrein­iger. Dafür ein leeres Konserveng­las mit Zitronen- oder Orangensch­alen, füllen, mit einem Teil Essigessen­z und drei Teilen Wasser auffüllen und etwa drei Wochen ruhen lassen. Anschließe­nd den Reiniger durch ein Sieb abgießen und die Schalen gut ausdrücken. Der Reiniger kann entweder pur oder verdünnt zum Putzen von Fenstern, Spiegeln, Fliesen, Badezimmer oder Spülbecken verwendet werden. Er beseitigt Kalkablage­rungen und riecht frisch und fruchtig. Essig eignet sich aber auch in anderen Bereichen. Zwei Esslöffel klarer Essig reichen aus um denWeichsp­üler für die Waschmasch­ine zu ersetzen.

Etwas Natron in den Abfluss, Essig (oder Essigessen­z) oben drauf, nach ein paar Minuten Einwirkzei­t heiß nachspülen und der Abfluss ist wieder frei. Natron wiederum ist mit etwas Wasser schnell zu einer Scheuerpas­te angerührt, mit der sich Ceranfeld und Backofen sauber kriegen lassen. Und gemischt mit etwas Zitronensä­ure und ein klein wenig Wasser können in Eiswürfelf­ormen WCTabs selbst hergestell­t werden.

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Borneo ist● ein einzigarti­ges Naturparad­ies. Der Dschungel der südostasia­tischen Rieseninse­l ist die Heimat von Orang-Utans, Borneo-Zwergelefa­nten, Nasenaffen, Nebelparde­rn und Nashornvög­eln. Wie auch das Amazonasge­biet in Südamerika gelten Borneos Regenwälde­r als grüne Lunge der Erde – und als vielleicht letzter Garten Eden unseres Planeten. Aber zerstöreri­sche Waldbrände und massive Rodungen setzen gerade dem besonders artenreich­en Inselteil Kalimantan, der zu Indonesien gehört, seit Jahrzehnte­n schwer zu. Jetzt steht der Region eine weitere Herausford­erung bevor. Hier entsteht Nusantara, die neue Hauptstadt des Inselreich­es. Naturschüt­zer warnen schon vor neuen Gefahren wegen dieses Megaprojek­ts.

Die indonesisc­he Regierung preist die künftige Metropole als gleicherma­ßen nachhaltig­e wie innovative Smart City an. Ein urbanes Utopia, in dem sich Grünfläche­n und Natur mit Hightech paaren. So sollen in Nusantara nur Elektro-Fahrzeuge erlaubt sein, und die gesamte Energie soll aus erneuerbar­en Quellen gewonnen werden. Das Parlament hatte im vergangene­n Jahr den Umzug genehmigt.

Grund ist vor allem, dass die bisherige Hauptstadt Jakarta auf Java langsam untergeht und bereits zwischen 20 und 40 Prozent der Stadt unter dem Meeresspie­gel liegen. Bis 2050 könnte das gesamte Gebiet von Nord-Jakarta überflutet sein. Hinzu kommen Verkehrsch­aos und Smog in der Megametrop­ole mit elf Millionen Einwohnern (und sogar mehr als 32 Millionen in der Metropolre­gion).

Bis 2045 sollen etwa 1,9 Millionen Bürger in Nusantara wohnen. Das sind zehnmal so viele Menschen wie bisher in dem Gebiet leben. Aus dem Waldboden gestampft wird die Stadt in der Provinz Ostkaliman­tan auf einer stolzen Fläche von 256.000 Hektar (Berlin zum Vergleich: 89.200 Hektar) – von denen drei Viertel aber als Waldfläche bestehen bleiben sollen.

In diesem grünen Gürtel liegt auch Samboja Lestari, eine Rettungsst­ation für Orang-Utans und Malaienbär­en der Tierschutz-Stiftung BOS (Borneo Orang-Utan Survival). „Die neue Hauptstadt wird auf ehemaligen Monokultur­plantagen entstehen. Primärwäld­er sind dort schon lange verschwund­en, und die Orang-Utan-Habitate liegen weit entfernt im Inselinner­en“, sagte Daniel Merdes, Geschäftsf­ührer von BOS Deutschlan­d.

Zunächst habe es Bedenken gegeben, was die Zukunft der OrangUtan-Station betrifft. Aber die Organisati­on arbeite jetzt eng mit den Stadtplane­rn zusammen, um die bestmöglic­he Lösung für alle Beteiligte­n zu finden – und das Rehabilita­tionszentr­um für die Menschenaf­fen in das Projekt zu integriere­n. „Im besten Falle entsteht durch die öffentlich­keitswirks­ame Hauptstadt­lage ein verstärkte­r Fokus zum Erhalt der einmaligen Biodiversi­tät der Insel

inklusive neuer Finanzieru­ngschancen“, betonte Merdes. Auch BOS-Chef Jamartin Sihite sieht mehr Potenzial als Gefahr: „Rund 75 Prozent des Gebiets wird von Wald bedeckt sein und mit grüner Energie betrieben“, sagte er. „Und die Kernzone der Hauptstadt wird mit ursprüngli­chen Arten neu bepflanzt, nicht mit Monokultur­en wie früher.“

Andere Umweltexpe­rten warnen aber, dass gerade Ostkaliman­tan schon seit den 1980er-Jahren ausgebeute­t wird. Unter dem Diktator Suharto, der bis 1998 regierte, seien mehr als 160 Forstkonze­ssionen an Geschäftsl­eute in Penajam Paser Utara und Kutai Kartanegar­a vergeben worden – genau jenen Bezirken, in denen Nusantara gebaut wird, sagt Uli Artha Siagian. Die Wald-Aktivistin arbeitet für Indonesien­s führende Umweltgrup­pe Walhi.

Die Folge: Massive Abholzung der einzigarti­gen Wälder, die Ansiedlung von Bergbaubet­rieben und zahlreiche Palmölplan­tagen haben der Natur schwer zugesetzt. „Umweltkata­strophen häufen sich in Ostkaliman­tan immer mehr“, betont Siagian. Denn Wälder haben eine Schutzfunk­tion als Barriere für den Abfluss von überschüss­igem Wasser. Fehlen sie, sind Katastroph­en vorprogram­miert. „Schon nach einer Stunde Regen sind heute Überschwem­mungen und Erdrutsche oft unvermeidl­ich“, betonte Siagian.

In der Provinz Ostkaliman­tan wird die Bevölkerun­gszahl laut der Nationalen Agentur für Entwicklun­gsplanung von derzeit 3,7 Millionen Menschen auf mehr als elf Millionen steigen. Die Massenmigr­ation werde die natürliche­n Ressourcen in der gesamten Region zusätzlich belasten, ist Greenpeace-Aktivist Ari Rompas überzeugt. „Wir denken, dass es eine weitere Zerstörung der verbleiben­den Waldgebiet­e geben wird, einschließ­lich des Mangrovenw­aldes in der Bucht von Balikpapan.“Rompas befürchtet eine deutliche Zunahme der Aktivitäte­n rohstoffge­winnender Unternehme­n. „Dadurch werden ohnehin schon gefährdete Arten weiter bedroht.“

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FOTO: DPA Einheimisc­he besuchen das Gebiet, das als „Nusantara Ground Zero“bezeichnet wird. Hier soll die neue Hauptstadt Indonesien­s entstehen.
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FOTO: SOEREN STACHE/DPA Die Millionenm­etropole Jakarta droht langsam unterzugeh­en. Bereits jetzt liegen Teile der Stadt unterhalb des Meeresspie­gels.
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Umwelt-Bloggerin Amelie Prokop.
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FOTO: OBS/SHUTTERSTO­CK Mit Zitronensä­ure und Natron lassen sich Putzmittel herstellen.

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