Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wer will schon ein „fauler Sack“werden?
Aus aktuellem Anlass wollen wir uns ein wenig mit der Bildungsund der Post-Misere beschäftigen. Den Anfang sollen die Schulen machen. „Ihr wisst doch ganz genau, was das für faule Säcke sind“, also sprach im Jahre 1995 ein niedersächsischer Ministerpräsident namens Gerhard Schröder im Interview mit einer Schülerzeitung. Gemeint waren Deutschlands Lehrer. Offensichtlich haben sich das viele junge Menschen sehr zu Herzen genommen und beschlossen, die Finger von diesem Beruf zu lassen. Eine Ausbildung zum faulen Sack ist nicht erstrebenswert, eigentlich sogar unnötig, weil die Qualifikation zum faulen Sack gar keine Ausbildung erfordert. Jetzt aber fehlen – je nach Berechnungen – 12.000 bis 40.000 Lehrerinnen und Lehrer. Eine Empfehlung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) will dem Mangel dadurch begegnen, dass die verbliebenen Lehrkräfte unter anderem mehr arbeiten sollen. Selbstverständlich ist die Empörung bei den Fachverbänden groß.
Wir sind ein wenig ratlos und wenden uns daher der Post zu. Deren Mitarbeiter streiken ja gerade, weil sie deutlich mehr Geld für ihre täglichen Dienste einfordern. Der Streik ist uns bisher allerdings nicht sehr aufgefallen. Es ist schließlich für die Empfänger relativ unerheblich, ob die Post nicht kommt, weil die Postler streiken, oder ob sie nicht kommt, weil sie halt nicht kommt. Auch in diesem Fall sind wir ziemlich ratlos.
Ein uns persönlich bekannter Oberstudienrat a. D. hat angemerkt, dass ihn aus denselben Gründen auch ein Streik bei der Bahn nicht schrecken würde. (vp)