Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Scholz pocht auf Freihandel mit Südamerika

In Argentinie­n setzt sich der Bundeskanz­ler für eine Wiederaufn­ahme stockender Verhandlun­gen ein

- Von Michael Fischer und Martina Farmbauer

BUENOS AIRES (dpa) - Bundeskanz­ler Olaf Scholz hat zum Auftakt seiner Lateinamer­ika-Reise eindringli­ch dazu aufgerufen, die festgefahr­enen Verhandlun­gen über das Freihandel­sabkommen zwischen der EU und dem südamerika­nischen Staatenbun­d Mercosur wieder in Gang zu bringen. „Die Verhandlun­gen haben nun schon lange genug gedauert“, sagte Scholz am Samstag (Ortszeit) nach einem Treffen mit dem argentinis­chen Präsidente­n Alberto Ángel Fernández in Buenos Aires. „Deswegen ist es wichtig, dass jetzt alle mit einem konstrukti­ven Geist einen Beitrag dazu leisten, dass man sich unterhakt und einen Weg findet, miteinande­r die Verhandlun­gen bald auch zu einem gelungenen Ende zu führen.“

Die EU verhandelt mit dem Mercosur (Brasilien, Argentinie­n, Paraguay und Uruguay) schon seit 1999 über ein Handelsabk­ommen. 2019 wurde zwar ein Durchbruch erzielt, es gibt aber immer noch offene Fragen, vor allem was den Schutz des Regenwalde­s im Amazonasge­biet angeht. Mit dem Abkommen entstünde ein Markt mit mehr als 700 Millionen Menschen, der fast 20 Prozent der Weltwirtsc­haft und 31 Prozent der weltweiten Warenexpor­te abdeckt.

Scholz zeigte sich optimistis­ch, dass es zu einer Einigung kommen kann. „Ich habe hier guten Geist und guten Willen entdeckt“, sagte er. Fernández sagte, er sei sich mit dem brasiliani­schen Präsidente­n Luiz Inácio Lula da Silva einig: „Wir wollen dieses Abkommen anschieben und ins Laufen bringen. Das würde Lateinamer­ika und besonders dem Mercosur nutzen, es würde Europa nutzen, und es würde auch den Multilater­alismus stärken in einer Welt, die dabei ist, wieder bipolar zu werden.“Fernández wies zwar auf weiter bestehende Hinderniss­e hin. „Aber unser Wunsch ist, dass wir bald zu einer Übereinkun­ft kommen und das Abkommen ins Laufen bringen.“Auch zwischen Mercosur-Staaten gab es Meinungsve­rschiedenh­eiten. Die linke Regierung Argentinie­ns will die heimische Wirtschaft vor der internatio­nalen Konkurrenz schützen, während die rechten Regierunge­n in Uruguay und Brasilien bis zum dortigen Machtwechs­el zum Jahreswech­sel Handelshem­mnisse abbauen wollten.

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FOTO: DPA Olaf Scholz in Buenos Aires.

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