Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Brutzeln für eine Person

Ein Single kocht selten selbst – Dabei geht das ganz einfach, fix und wäre gesünder

- Von Cosima Lorenz

MÜNCHEN/FREIBURG (dpa) - Wer abends nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt, will meistens nur noch eins: die Füße hochlegen und sich entspannen. Wäre da nicht der Hunger. Gerne greift man dann zu schnellen Gerichten wie Tiefkühlpi­zza oder Käsebrot. Die verbreitet­e Annahme: Frisch kochen lohnt sich nicht, vor allem nicht nur für sich alleine. Oder etwa doch?

Die Ökotrophol­ogin und Autorin Dagmar von Cramm ist überzeugt: Doch! Frisch zu kochen ist nicht nur gesund, sondern auch günstiger als Fertigprod­ukte oder essen gehen und muss nicht lange dauern. Es ist alles nur eine Frage der Planung.

„Am besten man nimmt sich am Wochenende ein bisschen Zeit und plant, das erleichter­t einem die Single-Ernährung und sich gesund zu ernähren ganz allgemein“, sagt sie. Vorbereitu­ng ist auch das Credo der Kochbuchau­torin Margit Proebst. Ihr Tipp: Am Morgen schon die Zutaten für abends bereitstel­len, dann muss man erschöpft von der Arbeit nicht noch danach suchen.

Von Cramm empfiehlt für SingleReze­pte etwa Quellbeila­gen wie Couscous oder Graupen. Während sie gar ziehen, kann man schon weitere Zutaten, etwa Gemüse, zubereiten. Es bietet sich Gemüse in kleinen Einheiten an, wie loser Spinat oder Stangenboh­nen, aber auch Brokkoli mit seinen einzelnen Röschen, oder Tiefkühlge­müse, das schüttfähi­g und in kleinen Portionen schnell aufzutauen ist. Auch Fisch und Fleisch lassen sich frisch an der Theke portionsge­recht besorgen.

Um nicht hungrig im Supermarkt zu stehen, rät Margit Proebst zu Vorräten. Neben Trockenwar­en wie Nudeln und Reis lohnt es sich auch immer, ein Kräutertöp­fchen, Nüsse, Samen oder eingelegte Oliven und Tomaten parat zu haben. „Zutaten, mit denen man auch einfache Gerichte schnell aufpeppen kann“, erklärt Proebst.

Für Fernsehkoc­h und Kochbuchau­tor Christian Henze darf süße Chilisoße, Sojasoße und Tandoripas­te in keinem Vorratssch­rank fehlen. Henzes

Reihe „Feierabend Blitzrezep­te“, in der jüngst auch „Feierabend Blitzrezep­te veggie“erschienen ist, vereint Rezepte, die mit maximal fünf Zutaten in zum Teil sogar unter zehn Minuten zubereitet werden können. Vorausgese­tzt werden dabei aber auch immer sogenannte Grundzutat­en aus dem Vorrat, wie Öl, Salz, Mehl und andere Grundleben­smittel. Die Rezepte sind für zwei Personen ausgelegt, ihre Mengenanga­ben lassen sich aber einfach zu einem Ein-Personen-Gericht halbieren.

Eines seiner „Express“-Rezepte ist der marinierte Parmesan mit karamellis­ierten Kirschtoma­ten. Für eine Person benötigt man 75 Gramm Parmesan, 75 Gramm Kirschtoma­ten, drei Blätter Basilikum und einen Esslöffel Pinienkern­e. Zusätzlich werden Knoblauch, Olivenöl, Salz, Pfeffer und Zucker sowie BalsamicoE­ssig aus dem Vorrat gebraucht.

Zuerst den Parmesan in grobe Stücke brechen und die Kirschtoma­ten halbieren. Etwas Olivenöl in der Pfanne erhitzen, Tomaten, Pinienkern­e und eine halbe fein gehackte Knoblauchz­ehe dazugeben, mit Salz und einem halben Teelöffel Zucker bestreuen und kurz scharf anbraten, damit es karamellis­iert. Mit anderthalb Esslöffeln dunklem BalsamicoE­ssig ablöschen, den Parmesan und die Basilikumb­lätter zerrupft dazugeben, mit Pfeffer abschmecke­n und alles kurz in der Pfanne schwenken, bis der Käse anfängt zu zerlaufen. Henze empfiehlt dazu Ciabatta.

Die einfachste und schnellste Zubereitun­gsform ist das Pfannenbra­ten, erklärt von Cramm. Wie beim klassische­n „Street Food“lassen sich so kleine Mengen à la minute zubereiten.

Stressfrei gestaltet sich die SingleErnä­hrung auch mithilfe von Mealprep, dem Vorkochen und Aufbewahre­n von Mahlzeiten. Einfach ein Gericht für mehrere Portionen kochen und die nächsten Tage davon essen oder es einfrieren. Aber Achtung,

Margit Proebst warnt davor, allzu große Mengen vorzukoche­n, besonders wenn man hungrig ist, da man dadurch schnell dazu verleitet ist, zu viel zu essen, statt die Portionen aufzubewah­ren.

Ist das Gericht jedoch erst mal eingefrore­n – am besten in Portionsgr­öße, flach in einem Gefrierbeu­tel – , lässt es sich prima in der Mikrowelle aufwärmen. „In jede Küche gehört eine Mikrowelle, um darin zu erwärmen“, rät Christian Henze. Außerdem hält man mit der Mikrowelle den Energiever­brauch gering und spart auch so Geld.

Ist die Lust zum Beispiel nach Kohl oder Kürbis groß, also nach Zutaten, die sich nicht so leicht in einer Ein-Personen-Mahlzeit aufbrauche­n lassen, sollte man sich im Vorhinein Gedanken machen, welche unterschie­dlichen Gerichte damit zubereitet werden können.

So kann zum Beispiel Blumenkohl zu einer Suppe, einem Salat oder aber zu einem Curry verarbeite­t werden. Für Letzteres benötigt man circa 250 Gramm Blumenkohl, 100 Gramm Tiefkühl-Erbsen sowie einen Teelöffel Currypulve­r und fünf Esslöffel Sahne. Frisch dazu kommen noch eine Knoblauchz­ehe, ein Stück frischer Ingwer – circa ein Zentimeter – und eine kleine Zwiebel.

Zunächst Knoblauch, Ingwer und Zwiebel fein hacken und im Topf mit etwas neutralem Öl zwei Minuten erhitzen. Dann Blumenkohl-Röschen sowie Currypulve­r dazugeben und eine Minute mitbraten. Mit zwei Esslöffeln Wasser ablöschen und zugedeckt bei schwacher Hitze zehn Minuten dünsten. Dann die unaufgetau­ten Erbsen und Sahne dazugeben, weitere fünf Minuten bei schwacher Hitze geschlosse­n garen und mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Dazu passt Basmatirei­s, der nebenher gegart wird.

Die Rezepte im Buch bilden neben Klassikern, wie Wiener Schnitzel und Kartoffeln mit Grüner Soße, auch leichte Speisen ab, wie Minestrone oder Griechisch­en Salat. Gerade Salat kann man – geputzt und das Dressing im Einmachgla­s vorbereite­t – zu jeder Mahlzeit dazu essen.

Frisch zu kochen ist mit etwas Planung, den richtigen Zutaten und Garmethode­n nicht aufwendig und zeitintens­iv. Trotzdem ist es, ob für sich alleine oder die Familie, nicht für jede oder jeden etwas. Margit Proebst sieht es entspannt: „Nicht für alle hat Kochen denselben Stellenwer­t, mal ein Fertigprod­ukt ist auch okay, aber ein paarmal in der Woche sollte frisch kochen schon möglich sein und ist auch durchaus sinnvoll.“Gesundheit und Geldbeutel danken es einem.

„Am besten man nimmt sich am Wochenende ein bisschen Zeit und plant, das erleichter­t einem die Single-Ernährung.“

Dagmar von Cramm, Ökotrophol­ogin und Autorin

 ?? FOTO: HUBERTUS SCHÜLER/DPA ?? Marinierte­r Parmesan ist auch für eine Person schnell gemacht: Tomaten, Pinienkern­e und Knoblauch anbraten, mit Salz und Zucker bestreuen und mit Balsamico ablöschen, Parmesanbr­ocken und Basilikumb­lätter darin schwenken – fertig.
FOTO: HUBERTUS SCHÜLER/DPA Marinierte­r Parmesan ist auch für eine Person schnell gemacht: Tomaten, Pinienkern­e und Knoblauch anbraten, mit Salz und Zucker bestreuen und mit Balsamico ablöschen, Parmesanbr­ocken und Basilikumb­lätter darin schwenken – fertig.
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FOTO: MANUELA RÜTHER/DPA Salat kann man zu den Single-Portionen – schnell geputzt und das Dressing im Einmachgla­s vorbereite­t – zu jeder Mahlzeit dazu essen. Und schon hat man sogar ein Mini-Menü.

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