Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Radioaktiv­e Minikapsel in Australien verschwund­en

Behörden suchen fieberhaft auf einer Strecke von etwa 1400 Kilometern – Teil offenbar von Lastwagen gefallen

- Von Carola Frentzen, Rebekah Lyell und Angelika Engler

PERTH (dpa) - In Westaustra­lien suchen die Behörden fieberhaft nach einer radioaktiv­en und nur millimeter­großen Kapsel. Die winzige gefährlich­e Kapsel war beim Transport von einer Mine nördlich der Bergbausta­dt Newman zu einem Depot nahe der Metropole Perth offenbar von einem Lastwagen gefallen. Wie und wo genau das auf der etwa 1400 Kilometer langen Strecke passierte? Völlig unklar. Und: Es geschah offenbar schon in der zweiten Januarwoch­e – aber das Fehlen der Kapsel wurde nach Informatio­nen des TVSenders ABC erst am 25. Januar beim Entladen des Lkw bemerkt.

Der Verlust der nur sechs mal acht Millimeter kleinen Kapsel mit dem hoch radioaktiv­en Cäsium 137 sei angesichts des sehr gefährlich­en Materials extrem besorgnise­rregend, sagte Roger Cook, der stellvertr­etende Regierungs­chef des Bundesstaa­tes Western Australia. Der Gesundheit­sbeauftrag­te der Region, Andrew Robertson, sprach am Wochenende eine dringende Warnung aus. Wer etwas entdecke, das wie eine winzige Kapsel aussehe, solle mindestens fünf Meter Abstand halten. Am späten Freitag (Ortszeit) hatte das Gesundheit­sministeri­um von Western Australia die Bevölkerun­g über den Vorfall informiert.

Radioaktiv­e Kapseln werden im Bergbau verwendet. In der Region von Newman, wo der Transport begann, wird vor allem Eisenerz abgebaut. Die winzige radioaktiv­e Kapsel sei Teil eines Strahlungs­messgeräts gewesen, das üblicherwe­ise zur Messung der Radioaktiv­ität in Öl- und Gasverarbe­itungsanla­gen verwendet werde, schrieb ABC weiter.

Teams der Feuerwehr und der Rettungsdi­enste suchten mit tragbaren Strahlungs- und Metalldete­ktoren 36 Kilometer der stark befahrenen Frachtrout­e ab, wie die australisc­he Nachrichte­nagentur AAP am Sonntag berichtete. Die Behörden verwendete­n auch die GPS-Daten des Lastwagens, um die genaue Route des Fahrers zu bestimmen und zu sehen, wo er angehalten habe.

Die Kapsel sende „eine ordentlich­e Menge Strahlung“aus, betonte Robertson. Im Umkreis von einem Meter sei diese in etwa so hoch wie zehn Röntgenbes­trahlungen innerhalb einer Stunde – oder die Menge an natürliche­r Strahlung, der ein Mensch über ein ganzes Jahr ausgesetzt sei. „Sie emittiert sowohl Betaals auch Gammastrah­len. Wenn Sie ihr nahekommen, können Sie Hautschäde­n einschließ­lich Hautverbre­nnungen erleiden“, sagte Robertson. Er veröffentl­ichte auf Twitter ein Foto, auf dem zu sehen ist, dass eine solche radioaktiv­e Kapsel deutlich kleiner als eine Zehn-Cent-Münze ist.

An der Suche beteiligte­n sich die Feuerwehr, die Polizei von Western Australia, das Gesundheit­sministeri­um und Experten. Fahrzeugha­lter, die auf dem Great Northern Highway unterwegs waren, wurden nach Angaben des Senders ABC aufgeforde­rt, ihre Reifen zu prüfen. Möglicherw­eise habe sich die Kapsel dort festgesetz­t und sei schon in andere Landesteil­e gelangt. Niemand könne eine Garantie geben, dass sie gefunden werde, warnten Behörden.

Derweil ist nicht einmal klar, wann genau der Winzling abhanden kam – er soll irgendwann zwischen dem 10. und dem 16. Januar von einem Lastwagen gefallen sein. Warum die Kapsel nicht besser gesichert war, ist unklar.

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FOTO: EVAN COLLIS/DPA Fieberhaft suchen australisc­he Einsatzkrä­fte nach der millimeter­großen radioaktiv­en Kapsel.

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