Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Freinacht ist fröhlich und bunt
Beim Landschaftstreffen sind die Zelte und Tanzflächen voll – bis in den Morgen hinein
TETTNANG - Eine Nacht mit vielen bunten Facetten haben Beteiligte, Zünfte und Gäste vor dem großen Landschaftstreffen in der Innenstadt erleben können. So hat sich die City vor allem vom Bärenplatz bis zum Schloss rasch gefüllt und blieb es auch.
Die bauliche Veränderung der Innenstadt, mit Stelzen-Bar vor der Zunftstube haben die Narren gleich angenommen. „Des könnt mr au lassa“, so die Meinung eines alteingesessenen Tettnangers. Auch das Ensemble Partyzelte, das Torschloss in bunt sowie der Mega- Leuchtturm auf dem Marktbrunnen gliederten sich nahtlos ein. Wer kein passendes Plätzchen in einem der vielen Zelte, von „Tettnanger Bahnhof“über „Piratennest“bis „Abschussrampe“fand, der ließ sich in den zahlreichen geöffneten Gaststätten und Restaurants nieder.
Das Narrenvolk: Meist freundlich, überwiegend originell, zuweilen auskunftsfreudig überregional und viele nicht das erste Mal auf einer Freinacht unterwegs. Die Security: überaus gelassen, trotz mancher Umzugsbändel-Verweigerung oder Ungeduld. Die Düfte: Fasnets- oder festmäßig am ansprechendsten wohl bei den verschiedenen Ess-Ständen. Und dem Klima unter Null Grad entsprechend mit allerlei GlühweinDuftnoten.
Die Häser: Faszination pur. Manche haben die Ernsthaftigkeit der Fasnet in vollem Traditionshäs durch die Stadt getragen, andere halt fantasievoll vielfältig. Die Musik: Mega-Vielfalt der Lumpenkapellen, Narrenmusik, Guggenmusik und Fanfarenzüge. Ganz besonders war auch die spezielle Geräuschkulisse der Trychler-Gruppe aus der Schweiz, mit rhythmischem Riesen-Kuhglocken-Klang oder das vielfältige Klingeln der Schellen an den Häsern.
Wer es etwas mehr partymäßig wollte, der konnte vom schwer zu findenden Techno-Zelt hinter den Torstuben über volkstümliche Blasmusik im Zelt bis zu den Zelthits der Kau-Boyz allerlei erleben. An die Basler Fasnet erinnernd, einzelne Musikgruppen, die aneinander vorbei musizierten.
Besonders im Torschloss-Torbogen ein spezielles Klang-Erlebnis. Tanz: Tänze gab es auf dem Rathausplatz
immer wieder, wenn sich das Narrenvolk zum Hüpfen oder Hinund Her bewegen ließ. Aber auch sonst wurde gerne gehüpft und getanzt. Durchhaltekraft: Freinacht heißt eigentlich, zumindest für manche, bis in die Morgenstunden durchzuhalten. Ein Gang durch die Narrennacht in den frühen Morgenstunden hat das durchaus bestätigt. Bis um drei Uhr haben einige Narren noch kräftig in der Montfortstraße gefeiert, danach verlegte sich das Geschehen weitgehend in den Schlosspark.
Zwar waren ab zwei Uhr schon die Shuttle Busse und Taxis gefragt, aber in den verbleibenden Festzelten wurde bei um die 80 Dezibel bis in die Morgenstunden weiter gemacht. Mit dann etwas geleertem Tanzboden und deutlich langsameren Bewegungen. Das DJ-Niveau lag dann eher bei „Layla“oder „Der Zug hat keine Bremse“.
Unterstützung: Die DRK- und Polizeiteams hatten ein wenig mehr zu tun. Nach Auskunft von Narrenzunft und Polizei hielten sich Ausfälle und Auseinandersetzungen jedoch in Grenzen, auch wenn es zu einer Schlägerei und einem Überfall auf einen 28-Jährigen kam. Abgefüllt hat sich nicht unüblich für Freinächte der eine oder andere Gast. Dazu war das DRK mit Helfern unterwegs. Der Geruch in den Dixie-Kloreihen wurde gegen später dann intensiver.
Und zum Schluss: „Fünf Uhr ist so eine Grenze“, sagte Thomas Raab von der Narrenzunft Tettnang und ergänzte, „jedenfalls für die kleineren Zelte“. Open End galt allerdings für den Schlosspark, allerdings: „Zwischen sechs und sieben wird dann geputzt, wobei die Gäste noch bleiben dürfen.“Und ab sieben gebe es dann Frühstück – und die letzten Securitydienste endeten für diese Nacht.
Glückliche Gäste: Närrinnen vom Kübelesmarkt Bad Cannstatt meinten: „Wir kommen wieder – schon wegen dem Narrensamen, denen gefällt’ besonders.“Drei junge Hexen von der Hexenzunft Obernheim schwärmten – aber nicht nur: „Wenn Sie das schreiben dürfen… Wir machen das schon, seit wir ganz klein sind. Die Tettnanger Freinacht ist ganz toll – aber die Dixieklos sind scheiße.“Eine Schweizer Narrengruppe am Imbiss: „Spitze, eure Hamburger – und helfen ein wenig weiter, so um dry.“