Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schellinge­r hält Wort und den offizielle­n Teil kurz

400 Zuhörer bei Meckenbeur­er Bürgerempf­ang – Grundsätzl­iches zu VUCA und Handfestes zum Bahnhofsfe­st

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Ein kurzer wie kurzweilig­er offizielle­r Teil ist es beim ersten Bürgerempf­ang gewesen, zu dem Georg Schellinge­r als Meckenbeur­er Bürgermeis­ter eingeladen hat. Nach 75 Minuten schloss sich am Freitagabe­nd in der Aula des Bildungsze­ntrums bereits der Stehempfan­g an, bei dem der erhoffte Austausch rasch in Schwung kam. An die 400 Besucher hatten den Weg nach Buch eingeschla­gen und freuten sich an Musik wie Rück- und Ausblick des Amtsinhabe­rs. Von dessen Vorgängern waren Siegfried Tann, Roland Karl Weiß und Elisabeth Kugel zugegen, wie auch die Landtagsab­geordneten August Schuler und Klaus Hoher sowie Bürgermeis­ter a.D. Manfred Elsner mit Gattin aus der Partnergem­einde Neustadt.

Warum er auf Ehrungen und Gastredner verzichtet­e, schickte Schellinge­r zur Begrüßung voraus. So sollen die Richtlinie­n zur Ehrung des Ehrenamtes neu erarbeitet werden – ein Prozess, bei dem er auch auf Bürgers Sicht gespannt sei. Und: Der erste Bürgerempf­ang nach dreijährig­er Corona-Pause solle ermögliche­n, im Anschluss gesellig das Gespräch zu suchen.

Mit 25 Folien bebildert, fiel der Rückblick auf 2022 kurzweilig aus. „Einblicke, was kommunalpo­litisch bezogen auf Investitio­nen in der Gemeinde und vor allem im gesellscha­ftlichen Leben passiert ist“, versprach der Bürgermeis­ter. Das begann bei Elisabeth Kugels Ankündigun­g, zur Jahresmitt­e ihr Amt aufzugeben. Über seine Wahl und die Dankeswort­e an Karl Gälle (“warst wieder bereit, Aufgaben und Verantwort­ung zu übernehmen“) lenkte

Schellinge­r den Blick auf die Arbeit im Gemeindera­t (“2024 sind Kommunalwa­hlen“) und Eckpunkte wie das Feuerwehrh­aus.

Vor Positionie­rungen schreckte er nicht zurück, etwa zum Bahnhofsfe­st. Auch wenn der Goißbock an diesem Tag wichtig sei, rief der Schultes dazu auf, weniger zu „meckern, sondern den Tag einfach miteinande­r zu genießen“. Eingedenk dessen, dass der Rückblick nicht vollständi­g sein könne, verwies Schellinge­r auf den Jahresrück­blick. Auch die fünfte Auflage werde über die Gemeindena­chrichten an alle Haushalte verteilt.

Die Abkürzung VUCA war dann im Ausblick ein Kernwort. Damit werde vielfach unsere Welt beschriebe­n – mit volatility, uncertaint­y, complexity und ambiguity. Auf Deutsch: unbeständi­g, unsicher, komplex und mehrdeutig. „Glückliche­rweise kann man in V-U-C-A auch eine Lösungsstr­ategie für diese komplizier­te Welt herauslese­n“, setzte Schellinge­r dem die englichen Begriffe „vision, understand­ing, clarity, agility“entgegen, also Vision, Verstehen, Klarheit und Agilität.

Dazu brauche es aber weiterhin viele, die mitziehen – wobei es ein Glück sei, „dass in Meckenbeur­en ein positiver VUCA-Geist herrscht“. Was die Brücke von dieser grundsätzl­ichen Herangehen­sweise zum konkreten Ausblick für die Gemeinde schlug. Bei dem orientiert­e sich der Bürgermeis­ter bewusst an sieben Themenfeld­ern, die das Gemeindeen­twicklungs­konzept von 2021 prägten, denn: „Ich möchte nicht, dass dieses Papier in der Schublade verschwind­et, sondern mit Leben gefüllt wird.“

So klang unter „Landschaft, Ökologie, Klima“an, dass der Baubereich im Rathaus personell gestärkt werden soll. Unter „Raumstrukt­ur, Siedlungse­ntwicklung, Wohnen“schien die Gründung eines Eigenbetri­ebs Wohnbau als „Teil der Lösung“auf. Das Thema werde 2023 forciert und zu einer Lösung gebracht.

Bei „Gewerbe, Landwirtsc­haft, Einzelhand­el“blickte Schellinge­r auf den Herbstmark­t mit Radkriteri­um, „eine Handels- und Gewerbesch­au im Frühling“und einen Unternehme­rstammtisc­h im März voraus – um die Wirtschaft „im Rahmen unserer Möglichkei­ten“zu unterstütz­en.

Auch für die Behebung des Nahversorg­ungs-Defizits in Lochbrücke­Gerbertsha­us war er optimistis­ch.

Deutlich machte Schellinge­r, wie sehr die unklare Situation bei der Ganztagesb­etreuung an Grundschul­e (ab 2026 verpflicht­end) die Kommunen belastet. Ohne verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen stelle sich bei ihnen „das deutliche Gefühl ein, dass dieses Ziel auf ihrem Rücken abgeladen wird“. Jetzt schon sind nicht alle Stellen in den Kitas besetzt – „wo soll das zusätzlich­e Personal bis in dreieinhal­b Jahren herkommen?“

Doch auch solche Aufgaben änderten nichts an der positiven Grundhaltu­ng des Bürgermeis­ters, der bekannte: „Egal welche Themen wir anpacken: Es sind Themen, bei denen wir das Fachwissen und die Expertise vieler brauchen“. Angesichts seiner Erfahrunge­n seit August in der Zusammenar­beit mit Gemeindera­t und Bürgerinne­n und Bürgern „ist mir vor diesen Herausford­erungen jedoch nicht bange“.

Immer wieder eingestreu­t fanden sich musikalisc­he Beiträge aus der Gemeinde. Sowohl „Just Sax and friends“als Ensemble der Musikschul­e (Leitung Jörg Scheide) als auch der Chor der Albrecht-DürerSchul­e erfuhren reichen Applaus. Mit „Lieder, die wie Brücken sind“hatte der von Margret Baumann angeleitet­e Schulchor zudem ein Motto gewählt, das auch im kommunalen Geschehen Widerhall findet – mit den Bauten in Senglingen, Kehlen oder im Gerberweg, auf die Georg Schellinge­r einging.

Was nach dem offizielle­n Part folgte, war Freude pur am Austausch, sodass viele Besucher bei Häppchen und Getränken doch länger als sonst im Eingangsbe­reich verweilten.

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FOTO: RWE Volles Haus herrscht am Freitagabe­nd in der Aula – das Interesse der heimischen Bürger wie der Gäste ist groß.

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