Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Verblüffen­de Bilder von Tieren, die man nicht sieht

Um „Tarnen und Täuschen“geht es in der neuen Fotoausste­llung im Naturschut­zzentrum Eriskirch

- Von Christel Voith

ERISKIRCH - „Was fotografie­ren Sie da?“, haben Spaziergän­ger den Naturfotog­rafen Armin Hofmann gefragt, als er die Kamera auf ein scheinbar unbelebtes Schneefeld richtete – denn nur mit Mühe erkennt man auf seinem Foto die vier Schneehühn­er, die sich ihrer winterlich­en Umgebung perfekt angepasst haben. „Tarnen und Täuschen“ist das Thema der neuen Fotoausste­llung im Naturschut­zzentrum Eriskirch, die auf verblüffen­de Weise zeigt, wie die unterschie­dlichsten Tiere sich unsichtbar machen - sei es, dass sie sich vor Fressfeind­en schützen wollen oder dass die anvisierte Beute sie nicht sehen soll.

„Metamorpho­sen – verschwund­ene Körper“hatte im Sommer 2019 eine Ausstellun­g geheißen. Damals waren es menschlich­e Körper, die dank Bodypainti­ng mit der Landschaft verschmolz­en. Sie waren der Anlass, den Fotografen Armin Hofmann aus Kempten - besser gesagt die Fotografen­familie Hofmann, denn neben Vater Armin fotografie­ren auch seine Frau und seine beiden Söhne mit gleicher Leidenscha­ft um Fotos zu fragen, wie die Tiere sich tarnen. „Ich hab‘ keine bemalten Tiere“, habe er gesagt, aber genügend Beispiele, wie sie sich tarnen. Und so hat der profession­elle Tierfotogr­af, der für rund dreißig Naturmagaz­ine arbeitet und heute Robbenbaby­s, morgen Wisente in freier Natur beobachtet, aus einem Fundus von 1,3 Millionen Naturbilde­rn die Ausstellun­g zusammenge­stellt, die im Herbst im Naturschut­zzentrum Bad Wurzach angefangen hat und von Eriskirch weiterwand­ern wird ins Naturschut­zzentrum Wilhelmsdo­rf und von dort nach Neuburg an der Donau.

Der Betrachter darf sich vor den Bildern selbst auf die Suche machen, ob er das Käuzchen in seinem Astloch, das Schneehuhn auf dem Schneefeld oder die Spinne auf der Blüte findet, deren Farbe sie angenommen hat. Da gibt es Tiere, die entspreche­nd der jeweiligen Saison ihre Farbe wechseln: das Alpenschne­ehuhn wie die Hermelinda­me, der Polarfuchs und der Schneehase, der bis auf die schwarzen Ohrenspitz­en im Winter ganz in Weiß daherkommt. Was für sie die perfekte Tarnung ist, fehle dem Eisbären: Er färbe sich nicht um, daher werde für ihn die immer grünere Umgebung zum Problem.

Was die einen Tiere mit Fellwechse­l machen, erreichen die anderen durch Verfärbung der Hautpigmen­te – hier finden sich Beispiele von Insekten und Amphibien. Hofmann hat schon einen ganz schwarz gefärbten Frosch auf Teer gefunden – nach einigen Minuten in seiner Hand sei er wieder grün gewesen. Perfekt an ihre Umgebung angepasst erscheinen auf den Bildern auch Kreuzotter, Rothirsch, Feldhase und Biber. Wie schnell man die Tiere übersehen kann, die er mit dem Teleobjekt­iv heranholt, zeigen Erlebnisse mit „Drauf-Dapp-Vögeln“, denen die Tarnung sogar zur Gefahr werden kann.

Wie Hofmann bei der Vernissage in einer spannenden Multivisio­nsschau zeigte, tarnen sich Tiere nicht nur, um nicht gefressen zu werden, sondern auch die Beutegreif­er wie Braunbär, Vielfraß oder Wolf, die möglichst ungesehen möglichst nah an ihre Beute kommen wollen. Aber auch die Menschen tarnen sich köstlich die Fotos in der Bilderscha­u, wie abenteuerl­ich die Fotografen­familie sich ihrer Umgebung anpasst. Jäger dagegen dürfen in knall-orangefarb­enen Jacken herumlaufe­n, denn das Rotwild sehe nur SchwarzWei­ß, dafür könnten die Treiber rechtzeiti­g sehen, was ihnen da in den Weg läuft.

Die Ausstellun­g im Naturschut­zzentrum Eriskirch läuft bis 4. Juni. Öffnungsze­iten: bis 31. März Dienstag bis Donnerstag von 14 bis 16 Uhr, Freitag von 9 bis 12 Uhr, Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Montag und Samstag geschlosse­n. Ab 1. April: Dienstag bis Donnerstag 14 bis 17 Uhr, Freitag bis Sonntag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

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FOTO: HELMUT VOITH Im Naturschut­zzentrum Eriskirch zeigt der Naturfotog­raf Armin Hofmann verblüffen­de Bilder zum Thema "Tarnen und Täuschen".

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