Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Immer mit ganzem Herzen dabei
Hubert Hahn ist einer von vier Preisträgern des stillen Ehrenamtspreises der Bürgerstiftung
KAU - Manch einer würde sich zum Beginn seiner Rente vielleicht ein Hobby zum Zeitvertreib suchen, viel reisen und das Leben ruhig angehen lassen. Nicht so Hubert Hahn – „Ich muss immer was tun, ich brauche das irgendwie – mich einfach an den Strand legen und nichts tun, das kann ich nicht“, sagt der 66-Jährige. Er hat sich dazu entschieden, einen großen Teil seiner Freizeit in verschiedene ehrenamtliche Projekte zu stecken und etwas für die Allgemeinheit zu leisten. Vor allem das Dorf leben im Kau ist ihm ein Herzensprojekt. Für dieses Engagement hat er nun von der Bürgerstiftung Tettnang als einer von vier Preisträgern den Preis für das stille Ehrenamt erhalten.
Sich ehrenamtlich zu engagieren ist für Hubert Hahn schon so normal, dass es gar keine Frage mehr ist, ob er bereit ist, seine Energie und Zeit darauf zu verwenden. Angefangen habe das schon in seiner Jugend, erinnert er sich. „Da wächst man rein“, sagt er. Schon mit 14 Jahren sei er in der Jungschar bei den Konfirmanden bei den Betreuern dabei gewesen, damals noch in Manzell. Dazu kam die Mitgliedschaft im Sportverein in Fischbach, wo er früh als Jugendleiter in der Abteilung Tischtennis aktiv war.
Und zu einem gewissen Anteil ist sein ehrenamtliches Engagement auch durch seine beruf liche Laufbahn beeinflusst. Nach einer Lehre zum Maschinenschlosser bei ZF und anschließendem Wechsel in die Versuchsabteilung bei Dornier entschied er sich irgendwann, einen komplett anderen Weg einzuschlagen. Von der Rüstungsindustrie wollte er sich bewusst abwenden und begann eine pädagogische Ausbildung. Bei der Diakonie Pfingstweid konnte er anschließend beide Bereiche, das Handwerk und die Pädagogik, verbinden und arbeitete viele Jahre als Produktionsleiter in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Daraus habe sich auch viel im Bereich Ehrenamt ergeben, sagt Hahn.
Seit 1989 lebt er nun mit seiner Familie in Kau und fühlt sich dort sehr verwurzelt. Egal ob im Sportverein, im Bereich Integration oder in der Kommunalpolitik seit vielen Jahren als Ortschaftsrat sowie zeitweise als Stadtrat – Hahn ist überall mit dabei. Tischtennis spielt er auch heute noch gerne und ist im SSV Kau seit zwei Jahren Vorsitzender. Schon bei der ersten Flüchtlingskrise im Jahr 2015/2016 engagierte er sich zudem im Asylnetzwerk und erlebte die erste Belegung der Seldnerhalle als Flüchtlingsunterkunft mit. Und auch bei der neuerlichen Belegung im Zuge des UkraineKriegs war er viel vor Ort. „Ich kenne jeden Winkel der Seldnerhalle“, sagt Hahn.
Dabei sei es ihm immer ein Anliegen gewesen, in jeder Situation die Stimmung im Dorf hochzuhalten und auch mal zu vermitteln, wo nötig. Seine Rolle sei teils nicht einfach gewesen – einerseits als Vorstand des Sportvereins, der natürlich die Halle schnellstmöglich wieder für die reguläre Nutzung freigegeben haben wollte, andererseits aber als jemand mit einem großen Verständnis für die Situation der Gef lüchteten und der Not der Kommunen, diese irgendwo unterzubringen. Seine Mutter sei einst selbst aus Polen geflüchtet, weshalb er sich sehr gut in diese Lage hineinversetzen könne, sagt Hahn. Der Dialog mit den Dorfbewohnern sei in diesem Zusammenhang besonders wichtig, denn Verständnis könne man seiner Ansicht nach am besten erreichen durch erklären, mit Vorurteilen aufräumen und „Faktenchecks“machen. Auch das internationale Suppenfest, das in Tettnang von Anfang an großen Anklang fand, hat Hahn mit initiiert.
Seit rund einem Jahr ist Hahn inzwischen in Rente. Doch Projekte, um ja keine Langeweile aufkommen zu lassen, hat er noch mehr als genug – obwohl er eigentlich sagt, dass er schon ein bisschen reduziert habe. Eines seiner neuesten Herzensprojekte ist erst kürzlich eingeweiht worden: Der Bauwagen als Dorftreff und Veranstaltungsort, der liebevoll renoviert wurde vom Dorfverein „Wir im Kau“, in dem Hubert Hahn zweiter Vorsitzender ist. Außerdem ist er einmal pro Woche als Schulbegleiter für die Hausaufgabenhilfe an der Grundschule in Kau aktiv. Und noch etwas ist seit seiner Rente hinzugekommen: Seit rund einem Jahr ist Hubert Hahn im Café-Team bei Spectrum Kultur mit dabei.
Woher er seine Motivation hat? „Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann muss ich das machen und dann bleibe ich da auch dran“, meint er. Ein gewisser Tatendrang liege ihm einfach im Blut. „Da gibt es nichts Halbes, sondern ich bin immer mit vollem Herzen dabei.“Dass er für sein vielseitiges Engagement nun den Preis der Bürgerstiftung erhalten habe, freue ihn natürlich – auch wenn er eigentlich gar nicht gerne im Rampenlicht steht und erstmal etwas verdutzt gewesen sei, als er erfahren habe, dass er für den Preis vorgeschlagen wurde.
Und wenn ihm seine ehrenamtlichen Aktivitäten doch mal nicht ausreichen sollten, hat er noch weitere Hobbies, mit denen er seinen Ruhestand gerne erfüllt. Dazu zählen seine zwei Enkel, aber auch Bergwandern, Klettern, Tischtennis und Badminton sowie die Arbeit im großen eigenen Garten.