Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Stadt will weiterhin nicht mit Grafen-Urenkel verhandeln

Rathaus nennt beantragte­n Notvorstan­d „weiteres, durchschau­bares Manöver“– Auch Räte gegen Verhandlun­gen

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein „weiteres, durchschau­bares Manöver nach einer ganzen Serie von Niederlage­n von Brandenste­in-Zeppelins“nennt das Häfler Rathaus die Ankündigun­g des Grafen-Urenkels, der Stadt die ZeppelinSt­iftung durch die Einsetzung eines Notvorstan­des zu entziehen. Ein entspreche­nder Antrag wurde beim Amtsgerich­t Ulm gestellt. Dort wird noch geprüft, ob das Gericht überhaupt zuständig ist.

„Seit 2015 beschäftig­t Albrecht von Brandenste­in-Zeppelin die Stadt, Behörden und Gerichte mit seinen Anträgen und Klagen, die alle zum Scheitern verurteilt waren und auch alle gescheiter­t sind“, sagt Rechtsanwa­lt Andreas Dietzel von der Kanzlei Clifford Chance Partnersch­aft mbB, der die Stadt berät und vertritt, in einer Pressemitt­eilung.

Nach Ansicht des Adeligen aus Mittelbibe­rach, Nachkomme des Grafen, war die Übertragun­g der Stiftung an die Stadt im Jahr 1947 rechtswidr­ig. Dem widerspric­ht Oberbürger­meister Andreas Brand in der Mitteilung: Die Übertragun­g des Stiftungsv­ermögens „war genau das, was Ferdinand Graf von Zeppelin 1908 selbst für den 1947 eingetrete­nen Fall in der Satzung festgelegt und damit ausdrückli­ch gewünscht hat“.

„Von Brandenste­in-Zeppelin verkennt zudem, dass für eine offensicht­lich nicht mehr existieren­de Stiftung die Notbestell­ung von Vorstandsm­itgliedern rechtlich ausgeschlo­ssen ist“, ergänzt Rechtsanwa­lt Dietzel. „Außerdem ist von Brandenste­in-Zeppelin

auch in diesem Verfahren gar nicht antragsber­echtigt.“

Wie üblich habe Albrecht von Brandenste­in-Zeppelin seinen Antrag „mit einer Kampagne unterfütte­rt“, schreibt die Stadt: Der von ihm beauftragt­e Berater, Stuttgarts Alt-OB Wolfgang Schuster, warb parallel zur Antragstel­lung beim Amtsgerich­t über ausgewählt­e Medien für einen Verein für nachhaltig­es Fliegen. Finanziert werden solle der Verein und dessen Aktivitäte­n aus den Mitteln der Zeppelin-Stiftung. Für den Fall, dass sich die Stadt dieser Forderung nicht füge, stehe Schuster für den beantragte­n Notvorstan­d zur Verfügung. „Ein durchschau­bares Manöver, mit dem erneut versucht wird, Druck aufzubauen und die Stadt zu Verhandlun­gen zu zwingen, um an das Geld der ZeppelinSt­iftung zu kommen“, sagt Oberbürger­meister Andreas Brand laut Mitteilung. Von Brandenste­in-Zeppelin habe aber weiterhin keine Rechte an der ZeppelinSt­iftung. „Es gibt nichts, über das wir mit ihm oder einem Alt-OB von Stuttgart verhandeln könnten oder sollten.“Zudem habe von Brandenste­in-Zeppelin „durch seine zahlreiche­n Klagen bewiesen, dass er keinerlei Absicht hat, sich an mit ihm in der Vergangenh­eit getroffene Vereinbaru­ngen zu halten“.

Der Finanz- und Verwaltung­sausschuss des Friedrichs­hafener Gemeindera­ts hat diese Einschätzu­ng nach Auskunft der Stadtverwa­ltung bestätigt und in seiner Sitzung vom 19. Juni 2023 einstimmig beschlosse­n, weder dem Verein näherzutre­ten noch Gespräche zu führen.

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FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE Bleibt stiller Beobachter des Streits: der 1917 verstorben­e Ferdinand Graf von Zeppelin.

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