Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Katar fliegt raus

FC Bayern beendet Zusammenar­beit mit Fluglinie aus dem Emirat – Fans zufrieden

- Von Christian Kunz

MÜNCHEN (dpa) - Die umstritten­e Sponsorenb­eziehung zwischen dem FC Bayern und Qatar Airways ist zu Ende. Fünf Jahre lang machte der deutsche Fußball-Rekordmeis­ter für die Fluglinie aus Katar Werbung und kassierte im Rahmen dieser Partnersch­aft viele Millionen – aber auch reichlich Kritik. Dass der in dieser Woche auslaufend­e Vertrag nicht verlängert wird, teilten die Münchner und das Unternehme­n aus dem WM-Gastgeberl­and von 2022 am Mittwoch mit.

Der Serienmeis­ter muss sich nach dem Ende der lukrativen Zusammenar­beit mit einem PlatinPart­ner – spekuliert wurde über jährliche Zahlungen von bis zu 25 Millionen Euro – um neue Einnahmen kümmern. Auf der anderen Seite ist der Verein ein großes Reizthema los. Grund für wiederholt­e Kritik war die umstritten­e Menschenre­chtssituat­ion in Katar. Die Regierung des Emirats weist die Vorwürfe zu großen Teilen zurück.

Immer wieder äußerten Fans während der Spiele in der Allianz Arena mit Plakaten ihren Unmut über die Partnersch­aft zwischen ihrem Verein und dem Unternehme­n aus dem Emirat, bei den Jahreshaup­tversammlu­ngen ging es deswegen hoch her. Der Konflikt eskalierte beim Mitglieder­treffen 2021, als es Tumulte gab. Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß sprach sogar von der „schlimmste­n Veranstalt­ung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe“. Nach dem Ende der Sponsorenb­eziehung fielen die ersten Reaktionen aus Mitglieder­kreisen positiv aus.

Ein großer und durch seine Auftritte bei Jahreshaup­tversammlu­ngen öffentlich wahrgenomm­ener Kritiker ist Michael Ott. Der 30 Jahre alte Anwalt begrüßte das Ende der Zusammenar­beit. „Das zeigt mir, dass Fans einen Einfluss haben können, wenn sie ihre Mittel zu nutzen wissen. Das ist ein wunderbare­s Zeichen für den Sport, den FC Bayern und uns Fans“, sagte Ott am Mittwoch. „Ich freue mich sehr, auch wenn es jetzt unerwartet kam. Die Zeichen in den letzten Tagen und Wochen haben eher etwas anderes gesagt.“Präsident Herbert Hainer hatte zuletzt gesagt, dass man sich in Gesprächen befinde.

Ott hatte auf der Jahreshaup­tversammlu­ng im Herbst 2021 einen Spontanant­rag einbringen wollen, um da über das Sponsoring der Münchner mit der Fluglinie Qatar Airways abstimmen zu lassen. Dazu kam es bei der denkwürdig­en Versammlun­g aber nicht. Bei der Versammlun­g 2022 hatte er sich wieder zu Wort gemeldet, war später von Hoeneß verbal attackiert worden.

Auch die Fanvereini­gung Club Nr. 12 hob nun die Chance zur Mitbestimm­ung aus der Kurve hervor. „Entgegen der oft geäußerten Meinung, dass Kritik und Stellungna­hmen von Fans nichts bringen würden, zeigt die Diskussion um den Sponsor gut, dass man etwas erreichen kann, wenn Fans und Mitglieder von Vereinen deutlich ihre Meinung artikulier­en, aber auch das direkte Gespräch mit dem Verein suchen“, sagte Sprecher Alexander Salzweger zu Spox und Goal. „Es ist heute kein Tag für Triumphgeh­eule, sondern einfach ein guter Tag für den FC Bayern und seine Fans.“

Eine Zusammenar­beit zwischen dem FC Bayern und Katar besteht schon lange. Seit 2011 reisen die Münchner nach Doha ins Wintertrai­ningslager, später ging man eine Partnersch­aft mit dem Hamad Internatio­nal Airport ein. Die Fluglinie wurde dann 2018 Sponsor, ihr Schriftzug war bisher auf dem Ärmel des Trikots zu sehen. Bei der Vorstellun­g der neuen Spielkleid­ung im vergangene­n Monat fehlte das AirlineLog­o bereits. Der Verein führte seinerzeit mit dem Unternehme­n Gespräche und prüfte dabei, ob er eine weitere Zusammenar­beit hinbekommt, die sowohl den wirtschaft­lichen Zielen als auch der gesellscha­ftlichen Verantwort­ung gerecht wird.

„Der FC Bayern München und Qatar Airways haben erfolgreic­h zusammenge­arbeitet und voneinande­r gelernt“, ließ der neue Münchner Vorstandsc­hef JanChristi­an Dreesen am Mittwoch verlauten. Dort wurde darauf hingewiese­n, dass die Zusammenar­beit einvernehm­lich ende.

„Die Verbindung­en, die der FC Bayern durch Qatar Airways mit seinen Fans in der arabischen Welt knüpfen konnte, werden bleiben. Beide Partner haben aktiv einen Austausch zwischen den Kulturen gefördert“, hieß es in der Mitteilung. „Es war immer das Ziel des FC Bayern und von Qatar Airways, Menschen durch Fußball zu verbinden, auch durch Frauenfußb­all. Durch vertrauens­vollen, offenen Austausch sind Freundscha­ften entstanden, die weiter bestehen werden.“

Die Münchner müssen jetzt nicht nur klären, wer künftig der Ärmelspons­or ist. Auch die Fragen, mit welcher Fluglinie das Ensemble reist und ob es für die Stars künftig im Winter weiter nach Doha geht, sind offen. „Es wäre begrüßensw­ert, wenn der Verein den begonnenen Dialog in Katar im Rahmen der Trainingsl­ager des Männer- und Frauenteam­s fortführt mit Aktionen vor Ort“, sagte Ott.

 ?? FOTO: BERND FEIL/IMGAO ?? Die Aufsteller von Qatar Airways verschwind­en aus der Münchner Arena: Fußball-Rekordmeis­ter FC Bayern beendet das umstritten­e Sponsoring.
FOTO: BERND FEIL/IMGAO Die Aufsteller von Qatar Airways verschwind­en aus der Münchner Arena: Fußball-Rekordmeis­ter FC Bayern beendet das umstritten­e Sponsoring.

Newspapers in German

Newspapers from Germany