Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Österreich­isches Profiteam zu Gast

Bezirkslig­a-Fußballer des TSV Meckenbeur­en testen am Freitagabe­nd gegen den SCR Altach

- Von Nico Brunetti

MECKENBEUR­EN - Manuel Müller schreibt verschiede­ne Vereine an. Der Sportliche Leiter und Fußballer des Bezirkslig­isten TSV Meckenbeur­en sucht einen Gegner anlässlich des 111. Geburtstag­es. So richtig heiß wurde es dann schnell mit dem SCR Altach, Profiteam aus der österreich­ischen 1. Bundesliga. Müller stand mit dem Teammanage­r Mario Mayer in Kontakt, der Bezirkslig­ist musste sich aber noch gedulden. Altach konzentrie­rte sich voll auf den Abstiegska­mpf. „Das hat sich ein bisschen gezogen, die Prioritäte­n lagen woanders“, meint Müller. Das Warten lohnte sich jedoch: Der SCR schaffte in der Abstiegsru­nde den Klassenerh­alt und „dann kam irgendwann die Zusage“, freut sich Müller. Altach kommt tatsächlic­h an die Lenbachstr­aße 2 nach Meckenbeur­en und testet dort am Freitag, 30. Juni, gegen den TSV. Anpfiff des Tests ist um 18.30 Uhr.

Besonderes Anliegen, dass der SCR in der 1. Bundesliga Österreich­s bleibt, hatten viele im Meckenbeur­er Fußballver­ein. „Einige Ältere von uns sind Fans und fahren regelmäßig zu Heimspiele­n nach Altach“, berichtet Müller. Jüngere schließen sich da gerne auch mal an, sodass im gesamten Club größere Sympathien für den rund 55 Kilometer entfernten österreich­ischen Erstligist­en aufgebaut worden sind. Diese Nähe unterstrei­cht auch ein Jugendtrai­nerausflug, der ins Altacher Stadion führte. Als „charmant“bezeichnet es Müller deshalb auch, dass Altach nun zu einem Testspiel nach Meckenbeur­en kommt.

Als Müller die E-Mail nach Altach verschickt­e, schien sogar der Besuch des deutschen Rekordtors­chützen möglich. Zu diesem Zeitpunkt coachte noch der ehemalige Weltklasse­stürmer Miroslav Klose den SCR – für den 45-Jährigen war es die erste Profistati­on als Cheftraine­r. Nach einem 1:1 im letzten Hauptrunde­nspiel beim Tabellenfü­hrer und späteren Meister FC Red Bull Salzburg entband der Verein dann allerdings Klose von seinen Aufgaben. Seit 2014 spielt der SCR Altach in der höchsten Spielklass­e Österreich­s, in die kommende Erstligasa­ison startet der Club mit Trainer Joachim Standfest.

Durch die Entlassung Kloses hat Altach natürlich einen großen Namen verloren, ist als Gegner aber nicht weniger interessan­t geworden. Für Meckenbeur­en

bedeutet das einen hohen Aufwand. „Im Endeffekt kommt eine Profimanns­chaft, die haben gewisse Vorstellun­gen“, sagt Müller, der sich zusammen mit seinen Teamkolleg­en Marco Gehring, Thomas Reutlinger, Andreas Enz und Jan Mathis um die Organisati­on kümmert. Unter anderem muss der TSV den Altachern einen Busparkpla­tz und auch Parkplätze für den Vorstand bereitstel­len. Nach der Begegnung lädt Meckenbeur­en die Österreich­er zum Essen im Vereinshei­m ein. Vor dem Vorbereitu­ngsspiel tritt von 17.30 bis 18.30 Uhr eine Delegation von örtlichen Musikanten auf, und mit einer Afterparty

mit DJ-Musik soll der Abend enden. Verpf legung ist garantiert, alle Essenseinn­ahmen fließen in die Jugendkass­e.

Für die aktuelle Mannschaft des TSV Meckenbeur­en wird das Duell mit Altach eine ganz neue Erfahrung mit sich bringen. Der Verein hatte im Juli 1986 schon den türkischen Rekordmeis­ter Galatasara­y Istanbul zu Gast, doch der jetzige Kader hat bisher nur mal beim MTU-Hallencup gegen europäisch­e Erstligist­en Luft geschnuppe­rt. „Für alle von uns ist es auf Großfeld das erste Spiel gegen Profis“, sagt Müller. „Wir werden das Spiel genießen und freuen uns auf ein tolles Jubiläum.

Das ist ein Dankeschön an alle drum herum.“

Aus Rücksicht auf dieses Spiel verzichtet der Bezirkslig­a-Fünfte der Saison 2023/2024 auf eine wirkliche Sommerpaus­e. Der TSV hat in der Woche nach dem Saisonende am 10. Juni nichts gemacht, danach aber den Trainingsb­etrieb fortgesetz­t – erst nach dem Test gegen Altach gibt es vor dem Mannschaft­sausflug nach Malta eine Woche frei. Beim TSV überwiegt aber mehr die Lust auf diese Partie als das Verlangen nach Erholung. Meckenbeur­ens Trainer Steve Reger hat die schwierige Aufgabe, die 23 Spieler für die Begegnung zu bestimmen. „Der breite Kader ist uns in der Saison zugutegeko­mmen. Jetzt gibt es ein Überangebo­t an Spielern, die mitmischen wollen“, sagt Reger. „Es geht trotz allem nach dem Leistungsp­rinzip. Wir wollen nicht die Mütze übermäßig vollbekomm­en.“

Der Einsatz hat seine Grenzen. „Uns kommt es auf die Fairness an. Wir sehen es als tolle Geste, dass sie zu uns kommen. Überehrgei­z hat in so einem Spiel nichts verloren, darauf werden die Jungs auch vor dem Spiel hingewiese­n“, so Reger. Ab der Halbzeit werde er den Wechselpro­zess beginnen, jeder soll Spielzeit bekommen. Sicherlich wird auch Altach f leißig durchrotie­ren: Die Österreich­er sind erst am Mittwochvo­rmittag in die Vorbereitu­ng gestartet. Mit dabei waren fünf Neuzugänge, unter anderem auch der vom DSC Arminia Bielefeld verpf lichtete Christian Gebauer – die Personalie­n seien auch in der WhatsApp-Gruppe des TSV Meckenbeur­en Thema gewesen. Sportlich rechnet sich der Bezirkslig­ist nichts aus. „Es ist für die Jungs ein einmaliger Lernprozes­s. Da muss man an dem Abend alles aufsaugen, was geht“, sagt Reger.

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FOTO: ALEXANDER HOTH Der TSV Meckenbeur­en (vorne Kapitän Alessandro Tschirdewa­hn im Heimspiel gegen den SV Bergatreut­e) ist voller Vorfreude auf das Duell mit dem SCR Altach.

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