Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bund nimmt Agrar-Kürzungen teils zurück

Zugeständn­isse bei Kfz-Steuer und Agrardiese­l – Bauern wollen dennoch protestier­en

- Von Robin Halle, Kara Ballarin und Agenturen

RAVENSBURG - Der Bund rudert angesichts massiver Bauernprot­este bei den geplanten Kürzungen im Agrarberei­ch zurück. Die Abschaffun­g der Steuerverg­ünstigunge­n für Fahrzeuge in der Forst- und Landwirtsc­haft wird gestrichen, wie die Bundesregi­erung am Donnerstag­nachmittag mitteilte. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) verständig­ten sich demnach außerdem darauf, dass die Abschaffun­g der Steuerbegü­nstigung beim Agrardiese­l gestreckt und in mehreren Schritten vollzogen werden soll. Im Jahr 2024 erfolgt demnach eine Reduzierun­g des Entlastung­ssatzes um 40 Prozent, in den Jahren 2025 und 2026 jeweils eine weitere Reduzierun­g um 30 Prozent. Für im Jahr 2026 verbraucht­e Mengen gebe es keine Subvention mehr. Die Rückvergüt­ung der im Jahr 2023 verbraucht­en Mengen im Jahr 2024 bleibe unveränder­t.

Habeck sagte: „Wir haben in den letzten Tage noch mal intensiv miteinande­r gesprochen, weil wir die Belastung der Landwirte sehen.“Es sei gelungen, eine Lösung zu finden, die den Landwirten helfe.

Die Landwirte in der Region halten trotz der Zugeständn­isse an einer geplanten Protestwoc­he gegen die Politik der Regierung fest. Allein in Ravensburg werden am Montag 1000 Bauern mit ihren Fahrzeugen vor der Oberschwab­enhalle erwartet. Im Ostalbkrei­s wollen die Landwirte den Verkehr in Richtung der Städte Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd verlangsam­en. Weitere Aktionen sind unter anderem in Biberach, Tuttlingen, Sigmaringe­n, Bad Saulgau und im Bodenseekr­eis geplant.

Einen Vorgeschma­ck auf die Proteste erwartet FDP-Landeschef Michael Theurer am Rande des Dreikönigs­treffens seiner Partei am Samstag in Stuttgart. Bauernpräs­ident Joachim Rukwied wolle ihm eine Resolution überreiche­n. „Ich werde mich da den Bauern stellen“, sagte der Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium am Donnerstag in Stuttgart.

Südwest-Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) solidarisi­erte sich am Donnerstag mit den Bauern. „Ich stehe voll hinter den Forderunge­n der Landwirte.“In keinem anderen Sektor des Haushalts solle so stark gekürzt werden wie im Agrarberei­ch, klagte Hauk am Vormittag, bevor die Zugeständn­isse der Bundesregi­erung bekannt wurden. „Wir erleben eine Erhöhung des Bürgergeld­es um zwölf Prozent ohne Gegenleist­ung, gleichzeit­ig belastet man eine Berufsgrup­pe mit einer Gewinnredu­zierung, die 15, 20 oder noch mehr Prozent bedeutet“, so Hauk. SÜDEN, POLITIK

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