Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Auf digitalen Abwegen

- Von Christine King

„Tatort: Avatar“(ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) - Zugegeben, bei älteren Semestern kann es ein bisschen dauern, bis sie checken, um was es überhaupt geht. Die Themen KI, Chat-Kommunikat­ion und die Möglichkei­ten moderner Technik im Netz mögen zunächst überforder­n. Aber da sind sie nicht allein, auch Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), die 62-jährige Schauspiel­erin und mit fast 35 Jahren dienstälte­ste „Tatort“Kommissari­n, muss sich von Jüngeren auf klären lassen. Zumal Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) zunächst auch keine große Hilfe ist. Angst vor allzu experiment­ellen Krimimomen­ten braucht trotzdem niemand zu haben. Dafür sind zu viele „alte Hasen“an Bord, die ihr Handwerk perfekt verstehen.

Für Autor Harald Göckeritz ist es bereits das 15. „Tatort“-Drehbuch und das zehnte für Lena Odenthal. Auch Regisseur Miguel Alexandre passt sich an, inszeniert unaufdring­lich und überforder­t die Zuschauer, auch ältere, letztlich nicht wirklich.

Als zwei männliche Leichen kurz hintereina­nder in Ludwigshaf­en am Rheinufer angespült werden, ist schnell klar, dass beide ermordet wurden. Fast genauso schnell wird eine Zeugin gefunden – die Programmie­rerin Julia Da Borg will angeblich dort nur joggen gewesen sein und niemanden gesehen haben. Odenthal misstraut ihr, vor allem, „weil sie aussieht, als habe sie seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen“. Ein Glück, dass Bernadette Heerwagen die nervöse Zeugin spielt, die ihre Nächte vor dem Computer verbringt und etwas zu verbergen scheint. Es dauert etwas, bis klar wird, dass der nicht allzu lang zurücklieg­ende Tod ihrer Stieftocht­er Sina etwas mit den Morden zu tun hat.

Immer tiefer tauchen Kommissari­nnen und Zuschauer in die digitale Kommunikat­ionswelt ein und damit auch in die Probleme zwischen Eltern und ihren fast erwachsene­n Kindern. Gleich bei mehrere Familien scheint da etwas nicht in Ordnung zu sein. Ein überzeugen­der, inhaltlich glaubwürdi­ger Krimi, der – wie so häufig – auch mit einem Abschied aufwarten kann. Keine Sorge, Lena Odenthal macht weiter. Lediglich Sekretärin Keller und Kriminalte­chniker Becker verabschie­den sich gemeinsam in den Ruhestand.

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FOTO: SWR/DAS ERSTE Als am Rheinufer zwei männliche Leichen angespült werden, muss das Ludwigshaf­ener Team Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) in digitale Abwege der Kommunikat­ion eintauchen.

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