Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Krebs, und was dann?
Zwei Betroffene berichten über ihre Erfahrungen und geben Tipps
KRESSBRONN (sz) - Die Diagnose macht erst einmal sprachlos, dann ängstlich, manchmal wütend. Sie trifft nicht selten. Ab einem fortgeschrittenen Alter kennt jeder jemanden, den es auch erwischt hat. Dann setzt sich die medizinische Maschinerie in Bewegung und nimmt die betroffenen Menschen einfach mit. Dass dies bewusst auch wieder zu einem normalen selbstbestimmten Leben mit einer positiven Einstellung führen kann, davon berichten zwei betroffene Frauen: Susi, 60 Jahre, und Karin, 37 Jahre, die sich im „Sport nach Krebs“in Kressbronn getroffen haben.
Wie haben Sie die Krankheit entdeckt? Gab es Anzeichen?
Susi: Es war vor sieben Jahren. Ich war total gesund, als ich beim Duschen den Knoten in der Brust ertastet habe. Es kam also völlig überraschend. Dann ging es Schlag auf Schlag, Mammographie,
Biopsie mit dem Ergebnis „schaut nicht gut aus“: besonders aggressiver, großer Tumor. Karin: Vor sechs Jahren hatte ich Schmerzen im linken Fuß und dachte, das kommt von meinen Flip-Flops. Zuerst bekam ich Einlagen, und als das nichts half, wurde ein MRT gemacht. Dann schrillten die Alarmglocken: Sarkom im Vorfuß, ein seltener, besonders aggressiver Tumor.
Wie war Ihre erste Reaktion?
Susi: „Warum ich?“Ich war doch völlig gesund, die Blutwerte bestens. Allerdings habe ich die Ursachenforschung schnell aufgegeben, offen kommuniziert, wobei mir meine Familie und Freunde eine große Unterstützung waren Karin: Schock, freier Fall. Auf die Frage nach dem „Warum?“haben mir die Ärzte schonend beigebracht: „Sie haben leider Pech gehabt.“Ich war wie in Trance, habe mir dann auch noch eine zweite Meinung eingeholt – mit dem gleichen Ergebnis. Meine Familie und Freunde haben mich aufgefangen.
Worauf sollten Betroffene bei der Behandlung achten?
Susi: Als Anhängerin der Homöopathie habe ich mich nach meinem Bauchgefühl in die Hände der Schulmediziner gegeben und sogar an einer Studie teilgenommen. Allerdings wollte ich eine begleitende Misteltherapie und habe auch das Gesprächsangebot der Psychoonkologen angenommen. Das Programm hieß: wöchentliche Chemotherapie, OP, Bestrahlung; keine leicht Zeit, aber mit Begleitung ging es.
Karin: Nach der zweiten Meinung war der Fahrplan klar: Chemotherapie, OP. Die klare Information hat geholfen, und dann hieß es Augen zu und durch.
Welche Empfehlungen haben Sie für die Zeit nach der Akutbehandlung?
Susi: Nach dem Besuch einer Rehabilitationseinrichtung bin ich erst mal in Urlaub gefahren. Eine Reha würde ich unbedingt empfehlen. Abschalten, runterkommen, das Allgemeinbefinden stärken, dazu der Austausch mit anderen Betroffenen – das hat mir geholfen.
Karin: Ich hab auch erst mal Urlaub gemacht und mir dann ganz gezielt eine Rehabilitationseinrichtung gesucht, die ein gutes Angebot für meine Zwecke bot. Am besten, man erkundigt sich sogar telefonisch und verlässt sich nicht nur auf die Beschreibung im Internet.
Haben Sie Tipps für die Zeit danach?
Susi: Für mich war eine langsame berufliche Wiedereingliederung wichtig. Man sollte sich nach so einem Eingriff nicht zu viel zumuten. Dazu kommt eine bewusste gesunde Ernährung und vor allem: Sport. Die Erfahrung „ich kann wieder was“in der Kressbronner Gruppe „Sport nach Krebs“hat mich aufgebaut. Karin: Die Sozialberatung noch in der Klinik war hilfreich. Dazu kann ich den Austausch mit Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe empfehlen und vor allem: Bewegung. In der Gruppe geht’s leichter und gibt einem das Gefühl, nicht mehr krank zu sein.
Worauf sollten Angehörige und Freunde achten?
Susi: Der Rückhalt in der Familie und auch von Freunden war für mich das Wichtigste. Es ist gut, wenn sich Freunde nicht zurückziehen.
Karin: Nach der Diagnose gab es viele Hilfsangebote, das war gut zu wissen. Aber während der Therapie wollte ich meistens Ruhe. Es ist gut, wenn Freunde das Verständnis und Feingefühl dafür haben.