Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Die Mannschaft hätte mehr Zuspruch verdient“

Daniel Heinrizi, Geschäftsf­ührer Sport der Towerstars, über die DEL2-Saison und die Zuschauerz­ahlen

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Nach einem etwas schleppend­en Saisonstar­t haben sich die Ravensburg Towerstars in der Deutschen Eishockey-Liga 2 kontinuier­lich nach vorne gearbeitet. Zu Beginn des neuen Jahres hat der Geschäftsf­ührer Sport Daniel Heinrizi im Interview eine erste Bilanz gezogen und auch die Arbeit des Trainers Gergely Majoross positiv beurteilt.

Herr Heinrizi, wenn man auf die Liga schaut, fällt auf, dass die DEL2 in dieser Saison extrem ausgeglich­en ist. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Für mich ist es relativ einfach zu beantworte­n: Wir haben in Heilbronn und Bayreuth die Kellerkind­er der vergangene­n Jahre nicht mehr dabei. In den letzten acht Jahren waren sie siebenmal Letzter. Mit Rosenheim haben wir einen starken und finanzkräf­tigen Aufsteiger dazubekomm­en, mit Bietigheim einen Absteiger, der sich beim Budget auch bei rund drei bis 3,5 Millionen Euro befindet. Jetzt haben wir Kassel mit geschätzt fast fünf Millionen Euro Etat, Krefeld mit etwas weniger und Landshut mit dem höchsten Budget seiner DEL2-Geschichte, dazu ein großes, ausgeglich­enes Mittelfeld. Diese Teams, da gehören wir dazu, haben alle einen Etat von drei bis 3,5 Millionen Euro. Die Finanzkraf­t der Vereine ist so eng zusammenge­rückt.

Bietigheim tut sich nach dem Abstieg schwer, Krefeld zeigt schwankend­e Leistungen: Welche Teams hätten Sie weiter vorne erwartet?

Ich habe gedacht, dass Selb besser dasteht. Und man muss klar sagen: Für den Kader, den Krefeld zur Verfügung hat, sind die Resultate noch weit von dem entfernt, was man sich dort vorgestell­t hat.

Sie können dagegen mit der Platzierun­g Ihrer Mannschaft zufrieden sein, oder?

Wir können momentan zufrieden sein, vor allem mit der Entwicklun­g der Mannschaft. Mit der Arbeit des neu formierten Trainertea­ms können wir auch sehr zufrieden sein. Es war die richtige Entscheidu­ng, den Grundchara­kter der Mannschaft beizubehal­ten. Es macht sich auch bezahlt, dass wir eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft sind.

Gab es trotzdem ein bisschen Bedenken, dass die Towerstars einen Meisterblu­es entwickeln könnten, den einige Mannschaft­en in der Vergangenh­eit schon erlebt haben?

Den Start hatte ich schwierig erwartet, weil viele in die Saison gegangen sind mit der Einstellun­g: Wir waren letzte Saison die Besten und müssen dieses Jahr wieder die Besten sein. Das Wichtigste war, schmerzhaf­t zu erfahren, dass dies nicht so ist. Wir waren in den vergangene­n zwei Jahren schon eine schwer zu schlagende Mannschaft, nun ist jeder noch heißer, weil wir sozusagen das Krönchen aufhaben. Ich musste einmal vor dem Heimspiel gegen Kassel intern auf den Putz hauen, seitdem haben wir uns konstant gesteigert und gepunktet.

Sie haben den etwas schleppend­en Saisonstar­t angesproch­en. Den gab es auch im Vorjahr, dann gab es Anfang Januar den Trainerwec­hsel von Tim Kehler zu Peter Russell. Gab es Gedanken an einen Trainerwec­hsel auch in dieser Saison?

Bei mir und meinem Geschäftsf­ührerkolle­gen Raphael Kapzan ganz klar nein! Mir war klar, dass Gergely etwas Anlaufzeit brauchen würde. Es war für ihn und seine Familie alles neu. Er hat sich jetzt aber gut eingelebt. Er hat einen anderen Führungsst­il als Russell oder Kehler, aber so, wie er mit der Mannschaft umgegangen ist, war ich immer überzeugt, dass er der Richtige für uns ist.

Sein Führungsst­il ist deutlich ruhiger als der von Russell?

Man kann die Trainer nicht miteinande­r vergleiche­n. Peter ist sehr emotional, sehr aktiv im Coaching auf der Bank. Gergely ist eher der Trainer, der zwar aktiv coacht, aber nicht so lautstark. Er pusht die Spieler aber genauso. Beide sind sehr analytisch, beide haben das große Plus, dass sie auch sehr gut zuhören können.

Auffällig waren zu Beginn der Saison die schwachen Zuschauerz­ahlen. So kamen etwa gegen Freiburg nur knapp über 2000 Fans in die Halle. Wie betrachten Sie die Zuschauerz­ahlen?

Für uns als Geschäftsf­ührung ist es schwer zu beantworte­n, warum die Zuschauerz­ahlen so sind, wie sie sind. Am Sport kann es nicht liegen, wir stehen wieder auf Tabellenpl­atz zwei. Es ist komisch: Gegen Krefeld waren an einem Freitag 2900 Zuschauer in der Halle, es war ein tolles Eishockeys­piel und jeder ist zufrieden nach Hause gegangen. Zwei Tage später sind 500 Fans weniger da.

Sie sind also mit den Zuschauerz­ahlen unzufriede­n?

Ja! Ich finde, die Mannschaft hätte mehr Zuspruch verdient. Wir haben viele Aktionen gemacht, etwa den Abendkasse­nzuschlag weggelasse­n, Familienta­ge und weitere Aktionen. Und zu Hause spielen wir wahrlich nicht schlecht.

In der DEL2 geht es für die Towerstars am Freitag (19.30 Uhr/ SpradeTV) zum formstarke­n EV Landshut. Die Bayern haben sieben der vergangene­n zehn Spiele gewonnen und sich auf den vierten Tabellenpl­atz vorgearbei­tet. Zwei Punkte liegen die Landshuter hinter dem Tabellenzw­eiten Ravensburg – es ist also ein Topspiel in der DEL2. Am Sonntag (18.30 Uhr) spielen die Towerstars in der CHG-Arena gegen den Tabellenel­ften Selber Wölfe.

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ARCHIVFOTO: WOLF Geschäftsf­ührer Sport Daniel Heinrizi von den Towerstars.

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