Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schlechte Nachrichte­n vom Mars

Nasa-Hubschraub­er fliegt nicht mehr – Mehrere Rotorblätt­er beschädigt

- Von Christina Horsten

WASHINGTON (dpa) - Der Mars-Hubschraub­er „Ingenuity“kann nicht mehr fliegen. Auf in dieser Woche zur Erde geschickte­n Bildern sei zu erkennen, dass ein oder mehrere Rotorblätt­er des Mini-Hubschraub­ers bei einer Landung beschädigt worden seien, teilte die US-Raumfahrtb­ehörde Nasa am Donnerstag mit. „Ingenuity“stehe zwar noch aufrecht und könne mit dem Kontrollze­ntrum auf der Erde kommunizie­ren. In die Höhe steigen könne der Hubschraub­er jedoch nicht mehr. Damit sei die ursprüngli­ch nur auf 30 Tage angelegte Mission des Hubschraub­ers nach rund drei Jahren auf dem Mars nun beendet, hieß es.

„Die historisch­e Reise von „Ingenuity“, des ersten Luftfahrze­ugs auf einem anderen Planeten, ist an ihr Ende gekommen“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. „Dieser bemerkensw­erte Helikopter ist höher und weiter gef logen, als wir uns das je vorstellen konnten, und hat der Nasa dabei geholfen, das zu tun, was wir am besten können: Das Unmögliche möglich machen.“

„Ingenuity“(Einfallsre­ichtum) war im Februar 2021 mit dem Rover „Perseveran­ce“(Durchhalte­vermögen) auf dem Mars gelandet, der auf dem Planeten seitdem nach Spuren früheren mikrobiell­en Lebens fahndet sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforscht. Kurz nach der Landung absolviert­e der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene und rund 1,8 Kilogramm schwere Helikopter als erstes Luftfahrze­ug einen Flug auf einem anderen Planeten. Der Hubschraub­er absolviert­e insgesamt 72 Flüge mit einer Gesamtflug­zeit von mehr als zwei Stunden.

Für seinen allererste­n Flug war der Mini-Hubschraub­er im April 2021 um 6.34 Uhr (MESZ) von der Marsoberf läche abgehoben, auf eine Höhe von etwa drei Metern aufgestieg­en und dann etwa 30 Sekunden geschwebt, bevor er wieder landete. Insgesamt dauerte der Flug 39,1 Sekunden. Anschließe­nd konzipiert­en die Nasa-Wissenscha­ftler immer neue Flugrouten für „Ingenuity“.

Der Hubschraub­er musste auf dem Mars extremen Bedingunge­n trotzen: Nachts ist es bis zu minus 90 Grad Celsius kalt, was für Batterien und Elektronik leicht das Todesurtei­l bedeuten kann. Wegen der dünnen Atmosphäre, die grob nur ein Prozent so dicht ist wie die auf der Erde, mussten die Rotoren von „Ingenuity“auf 2537 Umdrehunge­n pro Minute beschleuni­gen – ein Vielfaches von Hubschraub­ern auf der Erde. Die Energie für diese Kraftanstr­engung zog „Ingenuity“

aus seiner durch Sonnenstra­hlen gefütterte­n Batterie.

Auch wenn „Ingenuity“in Zukunft nicht mehr fliegen könne, werde der Hubschraub­er die Zukunft der Raumfahrt beeinfluss­en, sagte Nasa-Manager Teddy Tzanetos. „Der erste Mars-Helikopter der Geschichte wird die Zukunft der Weltraumer­forschung prägen und Flotten von Luftfahrze­ugen auf dem Mars, und in anderen Welten, in den kommende Jahrzehnte­n inspiriere­n.“

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FOTO: DPA Die von der Nasa zur Verfügung gestellte Illustrati­on zeigt den „Ingenuity-Hubschraub­er“auf der Marsoberfl­äche.

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