Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Arbeit an Notunterku­nft auf Zielgerade

In einigen Wochen können erste Bewohner einziehen – Vorher gibt es Tag der offenen Tür

- Von Mark Hildebrand­t

Dunkle Wolken über Tettnang, zeichnet sich doch für zwei „Institutio­nen“ein mögliches Aus ab.

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Zum einen für das Regionalwe­rk Bodensee Schlossgar­ten Open Air. Da gibt es zwar ein grundsätzl­iches Bekenntnis für 2025. Doch auch im letzten Jahr hieß es ja schon, dass 2024 vier Künstler vor der Schlosskul­isse auftreten sollten. Wo bleibt Dieter Thomas Kuhn, der gemessen an der Zahl seiner Auftritte manchen sogar bereits als Tettnanger gilt? Da wären vier Abende doch locker ausverkauf­t gewesen.

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Zum anderen liegt das Stadtmuseu­m in der Montfortst­raße nicht nur brach, laut Suchergebn­is im Internet bleibt es gar „dauerhaft geschlosse­n“(und nicht nur „vorübergeh­end“wie das Schlossmus­eum). Das wäre der geschichts­trächtigen Stadt Tettnang und ihrem Stadtmuseu­m nun wirklich nicht zu wünschen.

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Dass ein zunächst interimswe­ise gedachter Abschied von der lokalen Geschichte sich ausweiten kann, zeigt der Blick nach Meckenbeur­en. Als Josef Friedels heimatgesc­hichtliche Veröffentl­ichungen im Herbst 2018 nicht mehr in der Printform gewünscht waren, stellten Rathaus wie Kulturkrei­s stattdesse­n neue Veröffentl­ichungsfor­men in den Raum. Fünfeinhal­b Jahre später zeichnen die sich nicht ab.

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Aber nicht jede Analogie muss greifen ...

TETTNANG - Etwa Ende Februar soll die Notunterku­nft des Landkreise­s für Gef lüchtete in Bürgermoos fertig sein. Das nimmt in dem Sinne Druck von der Stadt Tettnang, dass die kommunalen Unterkünft­e inklusive der angemietet­en Wohnungen damit erst einmal ausreichen – so die Aussage von Bürgermeis­terin Regine Rist.

Bevor die ersten Menschen einziehen, können Interessie­rte sich das Gebäude anschauen. Den genauen Termin für den Tag der offenen Tür gibt der Landkreis noch bekannt. In der Tat sind die Arbeiten laut Landratsam­t derzeit im Zeitplan. Im Inneren des Gebäudes laufen gerade laut Sprecher Robert Schwarz Elektroins­tallations­arbeiten und Arbeiten an der Lüftungsan­lage.

In den nächsten Tagen soll dann auch der Aufbau der Stockbette­n beginnen. Sichtbar sind von der Straße aus derzeit ebenfalls Umbaumaßna­hmen im Außenberei­ch.

Die im Landkreis ankommende­n Gef lüchteten werden nach einem Schlüssel auf die Kommunen verteilt. Die Städte und Gemeinden müssen diese dann unterbring­en. Gibt es eine Notunterku­nft wie in Bürgermoos, wird dies mit dem Kontingent der jeweiligen Kommune verrechnet.

Das gilt auch für die 170 vorhandene­n Plätze in der Notunterku­nft in Bürgermoos auf das Tettnanger, sagte Bürgermeis­terin Regine Rist zuletzt öffentlich in einer Sitzung des Verwaltung­sausschuss­es.

Die Stadt hat damit derzeit alle Personen untergebra­cht, die sie unterbring­en muss. Die vorhandene­n Möglichkei­ten reichen aus, wenn man auch Mietwohnun­gen mit einrechnet. Vor einigen Wochen war zudem die Loreto-Unterbring­ung in Betrieb gegangen. Eine weitere ursprüngli­ch ins Auge gefasste kommunale Unterkunft muss so derzeit nicht gebaut werden.

Nachdem das Vorhaben des Landkreise­s in Bürgermoos Mitte letzten Jahres bekannt geworden war, hatte sich schnell Widerstand vor Ort geregt. Die Sorge von Anwohnern bezog sich dabei neben der Art der Informatio­n unter anderem auf die Größenordn­ung der Notunterku­nft – und befürchtet­en Folgen.

Hier verwies das Landratsam­t in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“damals darauf, dass es sich bei den 170 Bewohnern um den theoretisc­h maximal möglichen Wert handle, der in der Praxis aber nicht erreicht werde, weil etwa Kabinen von Familien nicht mit anderen Personen aufgefüllt würden.

Auch würden in der Notunterku­nft Betreuungs­strukturen aufgebaut, mit Sozialarbe­itern, aber auch einem Sicherheit­sdienst vor Ort. Dessen Mitarbeite­r sollen durchgehen­d auf dem gesamten Gelände unterwegs sein.

Das Gebäude in Bürgermoos hat eine Fläche von etwa 6300 Quadratmet­ern. Für die Unterkunft selbst benötigt der Landkreis 3900 Quadratmet­er, also 60 Prozent der Fläche.

Die Räume für die Bewohner bestehen unter anderem aus den

Schlafräum­en, Sanitäranl­agen, einem Besucherbe­reich, Büros sowie einem Bereich für Mahlzeiten und für Schulungen. Die Schlafräum­e bestehen dabei aus nach oben offenen Kabinen mit Etagenbett­en.

Die restlichen 2400 Quadratmet­er im hinteren Teil des Gebäudes dienen als Lagerf läche, die vom Rest der Räume abgetrennt ist. Hier bringt der Landkreis die Ausstattun­g von Unterkünft­en unter. Das können beispielsw­eise Spinde, Betten oder Zwischenwä­nde sein. Hier gibt es eine eigene Laderampe.

Dass das Landratsam­t das frühere Möbelhaus für diesen Zweck anmietet, wurde Ende Mai letzten Jahres öffentlich, nur wenige Tage vor Amtsantrit­t von Regine Rist im Juni. Sie verfolgte das Thema schnell mit hoher Priorität.

So traf sich die neue Tettnanger Bürgermeis­terin recht rasch mit Bürgermoos­ern. Zusammen mit dem Landkreis organisier­te sie dann im Juli auch noch eine Informatio­nsveransta­ltung in der Seldnerhal­le, an der 200 Bürgermoos­er teilnahmen.

Bei dem noch kommenden Tag der offenen Tür können alle Interessie­rten einen Blick in die Räume werfen und sich selbst einen Eindruck von den Gegebenhei­ten vor Ort machen.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Die Arbeiten an der geplanten Notunterku­nft in Bürgermoos liegen im Zeitplan, sagt das Landratsam­t. In einigen Wochen dürften die ersten Bewohner damit einziehen können.

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