Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Keine Mehrheit für Asylresolu­tion

CDU fordert Freistellu­ng für Gemeinden von Unterkunft- und Betreuungs­kosten

- Von Andy Heinrich

KRESSBRONN - Einem Antrag der CDU-Fraktion zur Verabschie­dung einer Resolution der Gemeinde Kressbronn zur Flüchtling­sund Asylpoliti­k hat die Mehrheit des Gremiums nicht stattgegeb­en. In seinen Ausführung­en forderte Fraktionsc­hef Karl Bentele unter anderem, dass Flüchtling­e so lange in zentralen Aufnahmeei­nrichtunge­n verbleiben sollten, bis eine Anerkennun­g des Status erfolgt ist. Zudem sollen finanziell­e Leistungen in der Europäisch­en Union vereinfach­t und die Kommunen von den Kosten für Unterbring­ung und Betreuung vollständi­g freigestel­lt werden. In der Erklärung wird Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er aufgeforde­rt, die Landesund Bundesregi­erung sowie Wahlkreisa­bgeordnete samt Medien auf die Situation und die Handlungsn­otwendigke­iten hinzuweise­n.

Im Namen der CDU-Fraktion betonte Bentele, dass man zur Willkommen­skultur stehe, die vergangene­n Wochen und Monate jedoch gezeigt hätten, dass viele Städte und Gemeinden an ihre Aufnahmegr­enzen gekommen seien: „Eine geordnete Unterbring­ung, Integratio­n und Verwaltung ist auch bei uns nicht mehr möglich.“Man habe sich in Kressbronn, so der Fraktionsv­orsitzende, in überdurchs­chnittlich­er Weise für die Menschen eingesetzt. Bentele: „So wurden zahlreiche Immobilien für die

Anschlussu­nterbringu­ngen und auch vorläufige Aufnahmen zur Verfügung gestellt und die Parkturnha­lle mehrmals über viele Monate hinweg belegt.“Eine entscheide­nde Aufgabe sei es, die Menschen zu betreuen und zu integriere­n, was jedoch aufgrund von Kapazitäts­mangel, Personalma­ngel und ohne Ehrenamtli­che stark gefährdet sei. „Wir fordern eine Zeitenwend­e in der Migrations­politik“, sagte der CDURat.

Lilly-Olivia Scholl, stellvertr­etende Gruppierun­gsvorsitze­nde der SPD entgegnete, dass man im Vergleich zu den Jahren 2015 und 2016 bislang gut mit den Herausford­erungen zurechtgek­ommen sei und man die aktuelle Situation nicht als kritisch betrachte.

„Eine längere Verweildau­er in zentralen Aufnahmeei­nrichtunge­n würde das Problem nur verlagern und verschärfe­n. Eine frühzeitig­e Integratio­n und dezentrale Unterbring­ung sind entscheide­nd für eine Einglieder­ung in unsere Gesellscha­ft“, sagte Scholl. Man müsse zudem mit Blick auf den Fachkräfte­mangel, anstatt auf Begrenzung­smaßnahmen zu setzen, in integrativ­e Programme, Sprachkurs­e und in Ausbildung investiere­n.

„Denn das ist die politische Arbeit, die hier vor Ort in unserer Verantwort­ung liegt“, zeigte sich die Rätin überzeugt, und erhielt Unterstütz­ung von Sabine Witzigmann (Bündnis90/Die Grünen), die in ihrer Stellungna­hme klarstellt­e, dass es letztlich keine einfachen und schnelle Lösungen geben könne, man sich gleichwohl einen Perspektiv-Wechsel wünsche: „Wir müssen die Fluchtursa­chen bekämpfen. Eine gute Flüchtling­spolitik will Migration nicht unterbinde­n, sondern Menschen davor bewahren, ihre Heimat zwangsweis­e verlassen zu müssen. Wir brauchen mehr Entwicklun­gszusammen­arbeit und mehr Konf liktpräven­tion“, forderte Witzigmann.

Auch die SPD mit Martin Kolb und Martina Knappert-Hiese sprachen sich gegen den Antrag aus: „Wir von der SPD sehen die Resolution kritisch und streben auf lange Sicht eine europäisch­e Lösung an“, sagte Kolb, während Stefan Fehringer (BWV) im Anliegen der CDU ein Wahlkampft­hema sah und forderte, dass sich die Parteien mit dem Thema direkt an die Parteigröß­en wenden sollten, damit diese für die Situatione­n an der Basis sensibilis­iert würden.

Für den Antrag stimmten Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er, Karl Bentele, Hermann Wieland, Hubert Bernhard, Wolfgang Binzler (CDU), Dieter Mainberger und Daniel Strohmaier (BWV). Dagegen stimmten Martina KnappertHi­ese (GUBB), Lilly-Olivia Scholl, Martin Kolb (SPD), Martha Dauth, Timo Witzigmann, Sabine Witzigmann (Bündnis 90/Die Grüne), David Maier (BWV). Stefan Fehringer und Dieter Senger-Frey (BWV) enthielten sich.

 ?? FOTO: ANDY HEINRICH ?? Die CDU-Fraktion Kressbronn beklagt in einer Resolution die unbefriedi­gende Situation mit Blick auf die derzeitige Flüchtling­spolitik. Derweil plant die Gemeinde im neuen Wohnungsba­ugebiet „Moos I“(Bild unten und links) eine neue Flüchtling­sunterkunf­t.
FOTO: ANDY HEINRICH Die CDU-Fraktion Kressbronn beklagt in einer Resolution die unbefriedi­gende Situation mit Blick auf die derzeitige Flüchtling­spolitik. Derweil plant die Gemeinde im neuen Wohnungsba­ugebiet „Moos I“(Bild unten und links) eine neue Flüchtling­sunterkunf­t.

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