Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zehntausende demonstrieren gegen Rechtsextremismus
30.000 Menschen versammeln sich in Freiburg – Protest bei Weidel-Auftritt in Bretten
FREIBURG/BRETTEN (dpa/sz) - Rund 30.000 Menschen haben nach Polizeiangaben am Samstag in Freiburg gegen Rechtsextremismus protestiert. Zur größten Veranstaltung im Land hatten mehr als 300 Organisationen aufgerufen — darunter der Fußball-Bundesligist SC Freiburg, Gewerkschaften und Kirchen. Bei einer Kundgebung am Mittag zählte die Polizei zunächst rund 20.000 Menschen. Es kamen weitere hinzu.
Nach der Kundgebung auf dem Platz der Alten Synagoge setzte sich der Demonstrationszug durch die Freiburger Innenstadt in Bewegung. „In der Spitze waren rund 30.000 Menschen vor Ort“, sagte ein Polizeisprecher. Greta Waltenberg aus dem Organisationsteam der Demonstration sprach von mehr als 35 000 Teilnehmern. „Wir haben heute gezeigt: Freiburg ist eine offene und diverse Stadt.“Die Bürgerinnen und Bürger seien bereit, diese „lautstark gegen menschenfeindliche Politik zu verteidigen“.
Es kam zu starken Verkehrsbeeinträchtigungen bedingt durch
Straßensperrungen entlang der Aufzugstrecke. Ähnliche Proteste wurden auch anderenorts angemeldet — so etwa in Lahr, Lörrach, Wiesloch und Aalen.
Die Demonstration in Freiburg verlief laut Polizei insgesamt sehr friedlich und störungsfrei. Am Ende der Veranstaltung wurde jedoch einem Demonstrationsteilnehmer eine israelische Flagge entrissen und diese bespuckt. Der 14 Jahre alte Tatverdächtige wurde vorläufig festgenommen. Nach derzeitigen Erkenntnissen handelt es sich um einen syrischen Staatsangehörigen. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf.
Zur Kundgebung und dem Zug durch die Stadt brachten die Teilnehmer etwa Transparente mit Aufschriften wie „Menschenrechte statt Rechte“und „Deutschland bleibt bunt“mit. Auch Bauern mit Traktoren beteiligten sich an der Aktion.
Am vergangenen Wochenende hatten Zehntausende Menschen bei vielen Kundgebungen im ganzen Land gegen Rechtsextremismus
und für Demokratie demonstriert. Am Wochenende zuvor hatten Polizei und Veranstalter mindestens 110.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt.
Der AfD-Ortsverein Bretten im Landkreis Karlsruhe lud für Samstagabend zu einer Veranstaltung in die Stadtparkhalle mit der AfD-CoVorsitzenden Alice Weidel und den Landeschefs Markus Frohnmaier und Emil Sänze. Knapp 1000 Menschen wollten nach SWR-Informationen die Veranstaltung besuchen, in die Halle passen aber nur 400.
Bei einer Gegendemonstration unter dem Motto „Bretten bleibt bunt“versammelten sich nach SWR-Angaben mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Angemeldet hatte die Gegendemonstration die örtliche SPD, unterstützt wird sie laut Stadt von verschiedenen Parteien, Vereinen, Gewerkschaften und Gruppierungen. Auslöser der Proteste war ein Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten.