Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Experten sehen Schwachstelle nicht am Damm
Das spricht für Meckenbeurens Deiche – Manko von 2021 scheint noch nicht behoben
MECKENBEUREN - Drei Jahre liegt das verheerende Hochwasser zurück, das vor allem in Kehlen große Schäden hervorrief. Vor kurzem rief es Eugen Lehle in Erinnerung, der sich im Gemeinderat um den Zustand der Dämme auf der Meckenbeurer Gemarkung sorgte. Hatte spontan damals Ortsbaumeister Beutner unter Hinweis auf die Zuständigkeit des Landes geantwortet, so hat sich die SZ in der Folge mit Fragen an die Flussmeisterin und das Regierungspräsidium gewandt. In Tübingen nahm das Pressereferat Stellung, dies sicherlich in Abstimmung mit den Verantwortlichen vor Ort, also dem Betriebshof Ravensburg.
„In welchen Turnus werden von Ihnen Dämme kontrolliert und was gehört zu dieser Prüfung dazu?“– auf diese Frage kam als Antwort: „Die Deiche entlang der Gewässer erster Ordnung werden von uns (Landesbetrieb Gewässer am Regierungspräsidium Tübingen als Träger der Unterhaltungslast) regelmäßig im Zuge der Streckenbegehung kontrolliert.“Was eine Sichtkontrolle beinhaltet, bei der das Augenmerk den Schäden gilt, „die zum Beispiel durch den Biber verursacht werden, Erosionen sowie auf dem Zustand der Vegetation. Zudem wurden die Deiche in Baden-Württemberg in den Jahren 2012 bis 2015 geologisch untersucht und bewertet.“Gute Nachricht: Dabei wurde kein gravierender Mangel an den Meckenbeurer Deichen festgestellt.
Besonderheit vor Ort: Zusätzlich würden die Deiche im Hochwasserfall ab dem Stand von 3,73 Meter am Pegel Gerbertshaus von Mitarbeitenden des Landesbetriebes und bei Bedarf von der Feuerwehr überwacht. Hierbei werde überprüft, dass kein Wasser auf der Binnenseite des Dammes austritt, und es wird auf die DammStruktur geachtet.
Befragt nach der Beschaffenheit der Dämme in Meckenbeuren und ob Schwachstellen bekannt sind, heißt es: „Auf der Gemarkung Meckenbeuren gibt es einige Dämme, die von Grundstückseigentümern ohne Beachtung der technischen Vorgaben für Dämme aufgeschüttet wurden. Diese sind in der Regel nicht hydraulisch wirksam und haben daher keine Bedeutung für den Hochwasserschutz.“
An den hydraulisch wirksamen Deichen – etwa jenem entlang des Sportplatzes in Kehlen – seien keine Schwachstellen bekannt. „Die darauf errichtete Tribüne wurde allerdings ohne Absprache mit dem Deichverantwortlichen errichtet“, bekundet die Tübinger Pressestelle, „eine negative Beeinf lussung der Stabilität des Damms“könne daher nicht ausgeschlossen werden.
Anders sieht dies Ralf Müller als SVK-Vorstand: Die „Tribüne“bestehe aus zwei Sitzreihen und sei vor einem halben Jahrhundert dort gebaut worden. „Ohne ein Experte zu sein, liegt es auf der
Hand, dass kleine Betonfundamente wohl kaum die Stabilität eines Schussendamms beeinträchtigen, der sicherlich 15 Meter Breite hat“, ist er zuversichtlich.
In puncto Erosion gibt Sabrina Lorenz aus der Koordinierungsund Pressestelle weiter: „Im Bereich des Damms finden durch die Schussen Auf landungen von mitgeführtem Material statt. Dieses wird im Hochwasserfall erodiert, so dass sich die Uferstruktur visuell verändern kann. Es findet jedoch keine Erosion am Dammkörper statt, sondern es handelt sich hierbei um Material, das von der Schussen vorher dort abgelagert wurde.“
Nicht zuletzt wollte die Schwäbische Zeitung wissen: „Gab es aus dem Schussenhochwasser 2021 Folgerungen, die die Meckenbeurer Dämme betreffen?“Hier ist auch dem RP die Unterscheidung wichtig, dass sich damals gezeigt hat, „dass der Deich am Sportgelände stabil war. Der Wasserabf luss der Schussen konnte komplett im Gewässerbett abgeführt werden.“
Die Überflutung des Sportgeländes sei nicht durch die Schussen, sondern durch einen Rückstau des Kohlbachs erfolgt, der die Fläche unter Wasser setzte. Im Detail: „Es kam zu hohen Wasserabf lüssen, da eine große Schneemenge vorhanden war und der zusätzliche Niederschlag auf diese Schneemenge die vorhandene Wassermenge erhöht zum Abf luss brachte.“