Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Ravensburger Lichterfest kostet jetzt Eintritt
20.000 Besucher erwartet – Als Großveranstaltung wird das Ganze teurer als bisher
RAVENSBURG - Langsam wird’s eng im Kapuziner-Kreativzentrum: Dort stehen fertige und halbfertige Figuren fürs dritte Lichterfest dicht an dicht, und es wird gebastelt, was das Zeug hält. Denn am Samstag, 2. März, zieht zum dritten Mal nach 2020 und 2022 ein Umzug mit Leuchtfiguren durch die Ravensburger Innenstadt. Das Gemeinschaftsprojekt schlägt seine eigenen Rekorde: 2024 sind es mehr Figuren, mehr Teilnehmer und wohl auch mehr Zuschauer als je zuvor. Weil das Ganze auch eine Stange teurer wird, kostet das Lichterfest zum ersten Mal Eintritt.
Leicht fällt es den Veranstaltern nicht, aber es bleibe ihnen nichts anderes übrig, als drei Euro Eintritt zu verlangen, sagt der künstlerische Leiter, Robert Huber. War man bei der Premiere noch mit einem Etat von 50.000 Euro hingekommen, stieg dieser zwei Jahre später bereits auf 130.000 Euro. Weil 2022 mit 18.000 Besuchern weit mehr Zuschauer als erwartet gekommen waren, geht das dritte Lichterfest nun als Großveranstaltung an den Start, bei der man mit 20.000 Gästen rechnet. Und das hat – nicht zuletzt finanzielle – Folgen.
Denn für ein solches Großereignis gelten andere Vorschriften, etwa was die Security anbelangt. Außerdem müssen – ähnlich wie beim Weihnachtsmarkt – Poller und anderes Gerät die Zufahrten blockieren und dafür sorgen, dass kein Verrückter in die Menschenmassen rasen kann. Um das Finanzierungsloch von 40.000 Euro zu stopfen, will das Team daher zum Preis von drei Euro Buttons verkaufen.
Sebastian Striegel, zuständig fürs Marketing, betont jedoch: Da man das Lichterfest als Ereignis von allen für alle verstehe, „wollen wir natürlich niemanden ausschließen“. Er verspricht: Keiner werde schief angeguckt oder kontrolliert, wenn er ohne EintrittsButton unterwegs sei.
Unterwegs kann man schon am Nachmittag sein, da jede Menge Institutionen mit ins Boot gehüpft sind und für ein buntes Begleitprogramm sorgen. So präsentiert das Theater Ravensburg beispielsweise um 15 Uhr das Familienstück „Das kleine Licht bin ich“. Ab 16.30 Uhr können die Besucher sich an sieben Imbisswägen
mit Snacks und in zwei Bars mit Getränken eindecken, ehe um 18 Uhr am unteren Ende der Bachstraße die Parade startet.
Eineinhalb bis zwei Stunden lang werden dann von innen beleuchtete Schnecken, Hühner,
Pilze, Bäume und Bergkristalle die Bachstraße hoch, über den südlichen Marienplatz und die Burgstraße hinauf getragen, ehe es bis zur Brotlaube die Marktstraße runter und über den Gespinstmarkt und die Kirchstraße bis zum Marienplatz geht. 60 Figuren sind bereits fertig, am Ende werden es wohl 120 bis 130 werden.
Auch die Teilnehmer, die all diese Wesen zum Motto „Erde“gebaut haben, sind mehr geworden: Beim ersten Lichterfest hatten gut 400 Bastelfreaks mitgemacht. Zwei Jahre später waren es 600. Dieses Mal „rechnen wir mit 1000 plus“, so Huber. Zu den Workshops waren mehr als 40 Gruppen gekommen. Auch in der offenen Werkstatt, die jeweils dienstags, donnerstags und sonntags im Kapuziner geöffnet hat, tummeln sich in der Regel um die 40 Leute. „Inzwischen kommen Schulen und andere Institutionen von sich aus auf uns zu, das ist toll“, freut sich Huber.
Unter anderem haben sich Schüler von Spohn- und Welfengymnasium, von der Edith-SteinSchule, der Realschule oder der Kuppelnauschule im Kapuziner kreativ ausgetobt. Der Einzugsbereich reicht laut Koordinatorin Lisa Holly sogar bis nach Lindau und Memmingen.
Wer es nach der Parade noch ein bisschen genauer wissen will, kann etliche Figuren auf dem Marienplatz begutachten und mit ihren Schöpfern plaudern. Außerdem verteilen sich über die gesamte Innenstadt Kunstwerke und -aktionen zum Thema Licht. Und es gibt jede Menge Musik: Abgesehen von der Musikschule, deren Schüler ab 16.30 Uhr auf einer Bühne auf dem Holzmarkt spielen und beim Umzug mitlaufen, ist im Museum Ravensburger und im Humpisquartier Live-Musik zu hören. In der Kantine, im Douala, im Neuen Ravensburger Kunstverein und in der Linse steigen After-Partys. „Es kommen grade immer noch mehr Leute mit Ideen auf uns zu, die beim Lichterfest mitmachen wollen“, sagt Striegel.
Damit das alles nicht aus dem Ruder läuft, werden mindestens 100 weitere Helfer gebraucht, die als Ordner, Verkäufer, beim Aufund Abbau mit anpacken oder die Figuren mittragen. In den Fasnetsferien gibt es nochmal die Gelegenheit, vom 14. bis 18. Februar kreativ einzusteigen: Dann ist die offene Werkstatt täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Nur eine einzige Sache könnte das Lichterfest am 2. März noch über den Haufen werfen: Sollte es zu stark winden, müsste das Ganze um eine Woche verschoben werden. Schließlich wolle man, wie Striegel erläutert, nicht riskieren, dass sich jemand verletzt, falls welche der teilweise mehrere Meter langen, aus Weidenruten und Seidenpapier zusammen gebauten Figuren umkippen.
Wer beim Lichterfest mithelfen möchte, schreibt eine Mail an info@lichterfest-ravensburg.de