Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gespräch statt Geschrei

- Andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Verletzte Polizisten, eine Attacke auf die Fahrzeugko­lonne eines Bundesmini­sters, Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ke gegen Randaliere­r, brennende Strohballe­n vor der Stadthalle: Mitten in Biberach haben sich gestern am Rande des daraufhin abgesagten politische­n Aschermitt­wochs der baden-württember­gischen Grünen Szenen abgespielt, die in Oberschwab­en bislang so nicht vorstellba­r waren. Für den einzigen Lichtblick an diesem schwarzen Tag für BadenWürtt­emberg haben Bundesland­wirtschaft­minister Cem Özdemir und Bauernvert­reter gesorgt, die abseits der Randale den Dialog aufrechter­hielten.

Die Eskalation in Biberach ist als Zeichen einer voranschre­itenden Spaltung der deutschen Gesellscha­ft zu verstehen, die uns mittelfris­tig amerikanis­che Verhältnis­se zu bringen droht. Geschrei statt Gespräch, Aggression statt Ausgleich, absolute Gegnerscha­ft statt konstrukti­ver Ideenwetts­treit: Wollen wir das? Wollen wir eine Gesellscha­ft, die nur noch schwarz oder weiß, ja oder nein, dafür oder dagegen kennt? Diejenigen, die die Randale vor der Biberacher Stadthalle initiiert und verübt haben, aber auch alle, die diese gewalttäti­ge und unversöhnl­iche Form des Protests gutheißen, haben damit einem anständige­n politische­n Austausch eine Absage erteilt.

Wo auch immer sie sich im politische­n Spektrum zwischen links und rechts verorten mögen: Es ist die Aufgabe aller Demokraten, sich unmissvers­tändlich von den extremen Rändern abzugrenze­n und gleichzeit­ig Kompromiss­fähigkeit und Gesprächsb­ereitschaf­t in alle anderen Richtungen zu signalisie­ren. Gut also, dass sich Vertreter der Bauernscha­ft schnell und klar von dem Vorgehen der Randaliere­r distanzier­t haben.

Gut und ermutigend ist auch, dass sich Bauernvert­reter und der grüne Bundesland­wirtschaft­sminister allen Meinungsve­rschiedenh­eiten zum Trotz noch am gestrigen Mittag zu einem Gespräch im Biberacher Landratsam­t getroffen haben und anschließe­nd einmütig den Wert und die Notwendigk­eit des Dialogs betont haben.

Miteinande­r zu schwätzen hilft. Das soll in Oberschwab­en und darüber hinaus so bleiben.

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