Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gespräch statt Geschrei
Verletzte Polizisten, eine Attacke auf die Fahrzeugkolonne eines Bundesministers, Pfefferspray und Schlagstöcke gegen Randalierer, brennende Strohballen vor der Stadthalle: Mitten in Biberach haben sich gestern am Rande des daraufhin abgesagten politischen Aschermittwochs der baden-württembergischen Grünen Szenen abgespielt, die in Oberschwaben bislang so nicht vorstellbar waren. Für den einzigen Lichtblick an diesem schwarzen Tag für BadenWürttemberg haben Bundeslandwirtschaftminister Cem Özdemir und Bauernvertreter gesorgt, die abseits der Randale den Dialog aufrechterhielten.
Die Eskalation in Biberach ist als Zeichen einer voranschreitenden Spaltung der deutschen Gesellschaft zu verstehen, die uns mittelfristig amerikanische Verhältnisse zu bringen droht. Geschrei statt Gespräch, Aggression statt Ausgleich, absolute Gegnerschaft statt konstruktiver Ideenwettstreit: Wollen wir das? Wollen wir eine Gesellschaft, die nur noch schwarz oder weiß, ja oder nein, dafür oder dagegen kennt? Diejenigen, die die Randale vor der Biberacher Stadthalle initiiert und verübt haben, aber auch alle, die diese gewalttätige und unversöhnliche Form des Protests gutheißen, haben damit einem anständigen politischen Austausch eine Absage erteilt.
Wo auch immer sie sich im politischen Spektrum zwischen links und rechts verorten mögen: Es ist die Aufgabe aller Demokraten, sich unmissverständlich von den extremen Rändern abzugrenzen und gleichzeitig Kompromissfähigkeit und Gesprächsbereitschaft in alle anderen Richtungen zu signalisieren. Gut also, dass sich Vertreter der Bauernschaft schnell und klar von dem Vorgehen der Randalierer distanziert haben.
Gut und ermutigend ist auch, dass sich Bauernvertreter und der grüne Bundeslandwirtschaftsminister allen Meinungsverschiedenheiten zum Trotz noch am gestrigen Mittag zu einem Gespräch im Biberacher Landratsamt getroffen haben und anschließend einmütig den Wert und die Notwendigkeit des Dialogs betont haben.
Miteinander zu schwätzen hilft. Das soll in Oberschwaben und darüber hinaus so bleiben.