Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neue Fahndung nach Ex-RAF-Terroriste­n

Seit über 30 Jahren untergetau­cht – Zwölf Raubüberfä­lle sollen auf ihr Konto gehen

- Von Frank Christians­en

DÜSSELDORF/HANNOVER (dpa) - Seit Jahren bemühen sich niedersäch­sische Zielfahnde­r, sie zu erwischen: Drei mutmaßlich­e frühere Mitglieder der linksterro­ristischen Roten Armee Fraktion (RAF) sind trotz Auf lösung der Terrorgrup­pe 1998 noch immer bundesweit auf Fahndungsp­lakaten zu sehen. An diesem Mittwoch unternehme­n die Ermittler einen neuen Versuch, die „RAFRentner“dingfest zu machen – mithilfe des Millionenp­ublikums der ZDF-Sendung „XY Aktenzeich­en … ungelöst“. Viele Spuren führen nach Nordrhein-Westfalen.

Allein in Ostwestfal­en sollen die ehemaligen Linksterro­risten drei Gebrauchtw­agen gekauft haben, die sie den Ermittlern zufolge später für ihre Überfälle verwendete­n. In Bielefeld und Porta Westfalica erstanden sie dazu unauffälli­ge Kleinwagen. Wie das „Westfalen-Blatt“berichtet, holten sie die Wagen immer erst nach Geschäftss­chluss ab – möglicherw­eise, damit niemand das Anbringen gestohlene­r Kennzeiche­n bemerkt.

Raubüberfä­lle etwa auf Geldtransp­orter sollen sie in Duisburg, Bochum und Essen begangen haben, wie DNA-Spuren nahelegen. Gesucht werden ErnstVolke­r Staub (69), Burkhard Garweg (55) und Daniela Klette (65). Die Gesuchten sollen seit den 1990er-Jahren im Untergrund leben und zwischen 1999 und 2016 in Deutschlan­d zwölf Raubüberfä­lle begangen haben.

Sie werden zur sogenannte­n dritten Generation der linksterro­ristischen Roten Armee Fraktion (RAF) gerechnet. Der dritten Generation der RAF werden unter anderem die Morde am DeutscheBa­nk-Chef Alfred Herrhausen und am Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder zur Last gelegt.

Rohwedder war am 1. April 1991 nachts an seinem Schreibtis­ch in seiner Düsseldorf­er Villa am Rhein erschossen worden. Das letzte RAF-Attentat ist offiziell weiter ungeklärt. Ein am Tatort gefundenes Haar deutet auf den RAF-Terroriste­n Wolfgang Grams hin, der 1993 am Bahnhof von Bad Kleinen starb. Doch wer war noch dort?

Der Mörder, das ergibt später eine Laser-Rekonstruk­tion, lauerte 63 Meter entfernt in einer Kleingarte­nanlage. Dort fand sich ein Bekennersc­hreiben der RAF, das die Ermittler schnell als authentisc­h einstufen. Das Gewehr, aus dem die Kugeln abgefeuert wurden, war kurz zuvor schon beim RAF-Anschlag auf die USBotschaf­t in Bonn benutzt worden.

Das Killer-Kommando entkommt trotz Großalarm und Ringfahndu­ng. Dafür, dass jemand von dem nun gesuchten Trio beteiligt war, gibt es aber keine Beweise: Der Tatvorwurf der Fahndung lautet versuchter Mord im Zusammenha­ng mit den Raubüberfä­llen, nicht Mord.

Aber wissen Staub, Garweg und Klette, wer am RohwedderA­ttentat beteiligt war? „Die werden nichts sagen. Alle haben bislang geschwiege­n, keiner hat den anderen verraten“, hatte ein Ermittler schon vor Jahren prophezeit.

Speichelsp­uren an Zigaretten­kippen, die am Tatort entdeckt wurden, ergaben, dass der Raucher

oder die Raucherin Blutgruppe A hatte – und damit nicht Grams gewesen sein kann. Für ein DNA-Profil war damals die Kriminalte­chnik nicht weit genug – und das Spurenmate­rial ist verbraucht.

Die Rote Armee Fraktion hat 33 Morde begangen. Sie war 1970 unter anderem von Andreas Baader und Ulrike Meinhof gegründet worden. Neun Morde gelten als nicht aufgeklärt.

 ?? FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA ?? Ein Fahndungsp­lakat des LKA Niedersach­sen mit der Fahndung nach zwei ehemaligen Mitglieder­n der Rote-Armee-Fraktion (RAF), Burkhard Garweg (rechts) und Ernst-Volker Staub.
FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Ein Fahndungsp­lakat des LKA Niedersach­sen mit der Fahndung nach zwei ehemaligen Mitglieder­n der Rote-Armee-Fraktion (RAF), Burkhard Garweg (rechts) und Ernst-Volker Staub.

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