Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Jugendliche können dank Hilfsprojekt Beruf erlernen
Initiative entstand durch Pfarrer-Urlaubsvertretung aus Uganda – Joachim Straub hat Förderverein gegründet
TETTNANG - Nicht überall auf der Welt ist es selbstverständlich, dass Jugendliche zur Schule gehen und später einen Beruf erlernen können. In Uganda etwa können sich viele Familien mit vielen Kindern nicht leisten, alle in die Schule zu schicken – diesen fehlt damit auch eine Zukunftsperspektive. Ein neuer Verein, der in Tettnang entstanden ist, möchte das ändern.
Seit einigen Jahren tauscht Pfarrer Achilles aus Uganda seinen Arbeitsplatz jeden Sommer für ein paar Wochen gegen die St. Gallus-Gemeinde in Tettnang ein. Dort macht er Urlaubsvertretung – und berichtet dabei auch häufig von seinem Leben in Afrika. Durch die Corona-Pandemie war die Lage in seiner Heimat, dem kleinen Dorf Kijaguzo, nochmals verschärft worden, vielen Familien hatte der Lockdown die Einkommensgrundlage genommen. Pfarrer Achilles wollte helfen und versuchte, Unterstützer für sein Projekt in Tettnang zu gewinnen.
Er wurde fündig. Über einen Bericht in der „Schwäbischen Zeitung“stieß der Kressbronner Joachim Straub auf das Vorhaben – und beschloss kurzerhand, zu helfen. Er setzte sich mit Pfarrer Achilles in Verbindung und reiste später selbst nach Uganda. Inzwischen ist er Vorstand eines Vereins, der sich Ende November 2023 gegründet hat.
Das Projekt „Kijaguzo Family Development Initiative“wird von einem kleinen ehrenamtlichen Team gestemmt, der Förderverein Uganda Familienhilfe mit Sitz in Kressbronn wurde von sieben
Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, jungen Menschen eine Berufsausbildung zu bieten, sodass sie sich eine Lebensgrundlage und ein eigenes Einkommen aufbauen können. Dazu wurden eigene Ausbildungszentren aufgebaut, in denen die Jugendlichen verschiedene Berufe erlernen können.
Inzwischen konnten bereits die ersten Jahrgänge erfolgreich ihre Ausbildung abschließen und ins Berufsleben starten. So haben im vergangenen Jahr 29 Jugendliche ihre Ausbildung als Motorradmechaniker, Schreiner, Friseurin oder Schneiderin beendet. „18 davon haben direkt einen Job gefunden“, erzählt Joachim Straub.
Die Ausbildung dauert zwischen sechs und zwölf Monaten – je nachdem, was die Azubis für Voraussetzungen mitbringen, denn auch die Niveaus der Schulbildung
seien sehr unterschiedlich. Weitere 25 Jugendliche werden nun in den kommenden Wochen ihre Ausbildung abschließen. Der nächste Jahrgang, der noch im Februar beginnen wird, steht bereits in den Startlöchern und umfasst 35 Schüler.
Was der Verein innerhalb kurzer Zeit erreichen konnte, ist durchaus beachtlich – darauf ist auch Joachim Straub stolz. „Wir haben wirklich gute Fortschritte gemacht.“Doch er hat noch viel vor mit dem Projekt. Aber auch in Deutschland geht die Vereinsarbeit immer weiter. Denn um die Ausbildungszentren für die Jugendlichen zu finanzieren, ist der Verein auf Spenden angewiesen.
Rund 13.500 Euro sind pro Jahr nötig, um das Projekt betreiben zu können. Der größte Fixkostenpunkt sind dabei die Mieten für die Ausbildungsstätten. Langfristiges Ziel sei es daher, eigenes Land zu erwerben und selbst ein Gebäude für das Ausbildungszentrum zu bauen.
In Deutschland möchte Joachim Straub den Verein nun zunächst bekannter machen und
Unterstützer für sein Herzensprojekt gewinnen. Auch neue Vereinsmitglieder seien natürlich willkommen, meint er. „Wir arbeiten aktuell massiv daran, Vertrauen aufzubauen bei den Leuten“, erklärt er. Ihm sei es ein wichtiges Anliegen, dass alle Spenden eins zu eins in das Projekt in Uganda f ließen – und dass sich dies auch nachvollziehen lasse.
Dafür hat er den Verein bei einer Trägerkreis-Initiative für Transparenz registriert, die Prüfung laufe aktuell gerade. Im Juni will Joachim Straub selbst wieder für drei oder vier Wochen nach Uganda reisen. Freuen würde er sich, wenn er bis dahin noch weitere Mitstreiter finden würde und mit dem Projekt vielleicht im nächsten Jahrgang noch mehr Jugendlichen die Chance auf eine beruf liche Zukunft bieten kann.
Infos über das Hilfsprojekt gibt es unter www.kfdi.org. Als Ansprechpartner steht Joachim Straub zur Verfügung unter Telefon 0174/ 5123158 oder per Mail an
info@kfdi.org