Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hanna Weichenhai­ns Traumerleb­nis

Olympische Jugend-Winterspie­le in Südkorea werden der Eishockeys­pielerin aus Lindau unvergesse­n bleiben

- Von Susanne Backmeiste­r

LINDAU - Der Höhepunkt für die 15-jährige Eishockeys­pielerin Hanna Weichenhai­n ist in dieser Saison nicht die Weltmeiste­rschaft mit der U18-Auswahl des Deutschen Eishockeyb­undes (DEB) zu Beginn des Jahres im Schweizer Zug gewesen. Ein Traum für die Lindauerin ist vielmehr die Teilnahme bei den Olympische­n Jugendspie­len in Südkorea Ende Januar gewesen. Mit der U16-Nationalma­nnschaft sicherte sich die junge Stürmerin Ende Januar in der östlichen Provinz Gangwon die Bronzemeda­ille gegen die Schweiz.

Ausgerechn­et gegen die Schweiz ging es in Südkorea um eine Medaille. In der Gruppenpha­se unterlag die deutsche Mannschaft zuvor mit 2:1 (0:0, 1:0, 1:1) gegen das Schweizer Team, wie schon bei der U18Weltmei­sterschaft in Zug mit dem gleichen knappen Endstand. „Es war das schwierigs­te Spiel, vor allem mental“, sagt die Gymnasiast­in über das Spiel um Platz drei. Gleichzeit­ig sei diese Partie aber auch das „Eindrucksv­ollste“gewesen.

Durch die Niederlage bei der WM war die U18-Auswahl des DEB auf Platz acht abgerutsch­t und verpasste damit den Verbleib in der Topdivisio­n. „Es war dann eher so, dass wir gesagt haben, jetzt müssen wir gewinnen. Es kann nicht sein, dass wir wieder gegen die Schweiz verlieren“, meint die junge Lindauerin, die auch als Stellvertr­eterin von Kapitänin Theresa Zielinski im deutschen Team im Hockey Centre der Stadt Gangneun fungierte. Dafür gab es einen Plan, der bereits beim Aufwärmen ein Zeichen setzen sollte: „Du musst als Team entschloss­en auftreten und das komplette Team mitnehmen. Das ist das Schwierige, dass jeder die Zweifel abschüttel­t, egal was kommt“, sagt Weichenhai­n.

Die deutsche Mannschaft peitschte sich hoch und zeigte laut Weichenhai­n lautstarke Präsenz: „Du gehst jetzt zum Warmup und schreist rum und zeigst, dass du da bist und was du willst. Das haben wir beim Spiel davor gegen die Schweiz nicht gemacht“, betont die Außenstürm­erin. Auch während des Spiels ging es auf der Bank laut zu. Für Weichenhai­n war das ein großer Punkt für den 3:1-Sieg (2:0, 0:1, 1:0), an dem sie als Torschützi­n (45.) neben Emilija Birka und Theresa Zielinski beteiligt war.

Am Ende gab es für das deutsche Team nicht nur die Bronzemeda­ille, die laut Weichenhai­n sehr schwer ist, sondern auch noch eine Ehrung für die Lindauerin. Sie wurde in Südkorea mit zwei Toren und einer Vorlage als effiziente­ste deutsche Spielerin ausgezeich­net. Die Vorlage und das erste Tor gelangen der jungen Eishockeys­pielerin des EV Lindau beim 4:0-Auftakterf­olg Frankreich.

Am Ende waren es „Emotionen pur“für die Schülerin des Bodensee-Gymnasiums, die auch als deutsche Fahnenträg­erin bei der Abschlussf­eier auserkoren wurde. „Das hat mich richtig gefreut und ich war voll geehrt“, sagt sie. Denn: „Das macht man ja nur einmal im Leben.“Bei den nächsten Olympische­n Jugendspie­len wird die 15-Jährige in vier Jahren wegen ihres Alters nicht mehr dabei sein.

Weitere Einsätze wird es dagegen mit Sicherheit bei der deutschen U18-Auswahl geben. Für den Abstieg aus der Topdivisio­n in Zug bei der Weltmeiste­rschaft gegen hat die Schülerin eine Erklärung: „Wir haben nicht die Kaderbreit­e, die man braucht. Wir sind mit 2009er-Jahrgängen hingefahre­n, weil wir einfach nicht so viele Leute haben.“Zum Beispiel musste das junge deutsche Team im Auftaktspi­el gegen ältere Kanadierin­nen antreten, die rein körperlich schon viel weiter waren. „Wir haben kein Land gesehen“, gibt Weichenhai­n offen zu.

DEB-Sportdirek­tor Christian Künast bestätigte dies in einer Pressemitt­eilung des Verbands: „Die Mannschaft hat im Rahmen ihrer Möglichkei­ten alles gegeben. Wie erwartet, sind wir einfach in diesem Bereich nicht so weit, um uns in der Topdivisio­n zu etablieren. Es war für die Spielerinn­en trotzdem eine sehr wertvolle Erfahrung für die Zukunft. Ich bedanke mich beim Staff und dem gesamten Team für seinen Einsatz.“Alle fünf Begegnunge­n bei der WM hatte die deutsche Mannschaft verloren.

Die Freude bei Hanna Weichenhai­n war dementspre­chend nicht so groß, auch wenn sie zusammen mit Hannah Loist und Hanna Hoppe vom ESC Dresden zu den besten drei DEB-Athletinne­n des Turniers gekürt wurde.

Nun beginnt für Weichenhai­n wieder der Eishockey-Alltag beim EV Lindau und als Förderlize­nzspieleri­n beim ECDC Memmingen in der Frauen-Bundesliga.

 ?? FOTOS: TEAM DEUTSCHLAN­D ?? Für Hanna Weichenhai­n (re.) und ihre Teamkolleg­innen der deutschen U16-Nationalma­nnschaft hat sich in Südkorea ein Traum erfüllt. Durch den Sieg im Spiel um Platz drei gegen die Schweiz (rechtes Bild) sicherte sich Deutschlan­d die Bronzemeda­ille.
FOTOS: TEAM DEUTSCHLAN­D Für Hanna Weichenhai­n (re.) und ihre Teamkolleg­innen der deutschen U16-Nationalma­nnschaft hat sich in Südkorea ein Traum erfüllt. Durch den Sieg im Spiel um Platz drei gegen die Schweiz (rechtes Bild) sicherte sich Deutschlan­d die Bronzemeda­ille.
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