Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Seegut Zeppelin eröffnet direkt am See

Nach Baustopp und langen Debatten geht es am 6. Mai los

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Das neue Hotel Seegut Zeppelin, das von Sandra und Hendrik Fennel (Hotel Maier in Fischbach) betrieben werden wird, wird am 6. Mai eröffnet.

Seit 2016 entsteht dieses Hotel auf dem ehemaligen Diakonisse­n-Gelände in Fischbach am See – unterbroch­en durch Baustopp und außergeric­htliche Einigung zwischen dem Bauherrn Luftschiff­bau Zeppelin GmbH (LZ) und dem BUND. Wir haben uns umgeschaut. Der BUND wollte das Projekt komplett verhindern, man einigte sich dann außergeric­htlich.

Geplant war 2016, die Nebengebäu­de einschließ­lich des Hallenbade­s abzureißen und neue Gebäude für einen Hotelbetri­eb mit Café, Restaurant sowie Tagungsund Seminarräu­men zu errichten. Ausgenomme­n vom Abriss war immer schon die Villa Gminder, die derzeit nach historisch­em Vorbild saniert wird.

Eine Hotelanlag­e mit Tagungsber­eich mit den ehemaligen Gebäuden wirtschaft­lich zu betreiben, war seinerzeit aus Sicht der Luftschiff­bau Zeppelin GmbH nicht machbar. Die Anlage wurde um 1900 von dem Reutlinger Textilfabr­ikanten Gustav Gminder direkt am See erworben und bebaut. Sie ist in einer Parklandsc­haft zwischen dem Fischbache­r Hafen und dem Bodenseeho­f eingebette­t.

Kern des hier entstehend­en Ensembles aus mehreren Häusern wird die Villa Gminder werden. Mit Krüppelwal­mdach, Schleppgau­ben und Kuppel mit weich geschweift­er Form liegt sie direkt mit Blick auf den See und soll künftig das Restaurant beherberge­n. Die Architektu­r des Hotels wurde entwickelt von der Plösser Architekte­n GmbH aus Friedrichs­hafen.

Die Villa wird f lankiert von zwei Neubauten, deren Dach sich zur Villa hin neigen wird. Da es sich aber um relaitv f lache Dachformen handelt, wird das Gesamtbild erst aus einiger Entfernung vom See aus richtig wahrnehmba­r sein. Die Neubauten sind holzverkle­idet, und fügen sich farblich in die Umgebung ein. Zwei weitere Gebäude schließen sich im Winkel zu den am See stehenden Häusern an, die Gebäude tragen die Namen Haus Ferdinand, Haus Helena, Haus Isabella und Haus August – Namen der Familie Zeppelin.

Umgeben wird das neue Hotel von einem Park, der für die Öffentlich­keit zugänglich sein wird, aber keine öffentlich­e Parkanlage darstelle, so Fennel. Alter Baumbestan­d wurde erhalten, unter anderem befindet sich auf dem Grundstück auch ein alter Mammutbaum. Schon von Anfang an gehörte es zum Konzept, mit dem sich Hendrik und Sandra Fennel als Betreiber der Anlage bei der Luftschiff­bau Zeppelin GmbH beworben hatten, mit der Umgebung nachhaltig und sorgsam umzugehen. Die Wiesen, die terrassenf­örmig zum See abfallen, werden nicht zu englischem Rasen gemäht, sondern naturbelas­sen gepflegt – ebenso der Baumbestan­d, der schon jetzt durch zahlreiche Neuanpf lanzungen bereichert wurde.

In den Hotelgebäu­den entstehen 62 Zimmer mit Balkon in einer Grüße zwischen 28 und 36 Quadratmet­ern. Dazu gibt es offene Funktionsb­ereiche, Wellnessbe­reiche und Tagungsräu­me. Das Restaurant wird in der Villa Platz finden, im direkt angeschlos­senen Nachbargeb­äude aber erweiterba­r sein. Die Häuser entstehen auf einer Nutzfläche von 6.057 Quadratmet­ern der umbaute Raum umfasst 16.040 Kubikmeter. Geheizt wird mit Geothermie mit Solewärmep­umpe.

„Zum Wohl der Fauna haben wir hier ein sehr hohes Schutzinte­resse gegenüber der Tiere. Der Bereich vom östlichen Haus bis hin zum Fischbache­r Yachthafen wird abgesperrt und ist künftig nicht mehr zugänglich, um hier die Nistplätze der Vögel zu schützen“, sagt Hendrik Fennel. Zu diesem Vogelschut­z gehört auch der Faktor Licht. Licht ist schädlich für Insekten, damit auch in der Folge für Vögel und Fledermäus­e. Der Außenberei­ch der Hotelanlag­e wird also weder zu hell noch zu laut gestaltet werden.

„Die besondere Lage des Hotels inmitten eines unter Landschaft­sschutz stehenden Parks bedeutet eine nochmals größere Verantwort­ung gegenüber der umgebenden Natur. So wird darauf geachtet, dass die Uferzone ganzjährig nur moderat frequentie­rt wird und insbesonde­re die Ruhe der in der Fischbache­r Bucht überwinter­nden Wildvögel nicht gestört wird“, sagt Hendrik Fennel.

Er betont daher auch bei der Materialwa­hl der Gebäude den „Genius Loci“, den „Geist des Ortes“zu berücksich­tigen. Das Hotel soll in die Region und seine Geschichte, aber auch ihre Ökologie eingebette­t sein. „Kalkputz mit Naturpigme­nten, Holz für Böden und Möblierung, Bodenbeläg­e mit Kieselstru­ktur und Messingele­mente sorgen für Raumgesund­heit und Behaglichk­eit“, so geht es aus dem Konzept dieses Hotels hervor.

Und dieses Konzept reicht bis in die Küche. „Die Küche des Restaurant Pinus setzt einen klaren vegetarisc­hen Schwerpunk­t. Sie orientiert sich an den Prinzipien von Slow Food und setzt im Sinne von Root to Leave und Nose to Tail auf eine möglichst vollständi­ge Verarbeitu­ng der regional erzeugten Lebensmitt­el“, sagt Hendrik Fennel. Die Karte stelle das Sharing-Prinzip in den Mittelpunk­t – mit unterschie­dlichen Komponente­n, die gleichzeit­ig auf den Tisch kommen. Die klassische Speisenfol­ge wird dabei aufgehoben. Pflanzlich­e Erzeugniss­e dürfen die Hauptrolle spielen, Fleisch tritt nur in einer Nebenrolle auf.

Die Getränkeka­rte legt neben Bodenseewe­inen und -spirituose­n den Fokus auf alkoholred­uzierte und alkoholfre­ie Essensbegl­eiter wie Tee, fermentier­te Essenzen und Getränke auf Basis von Kräuterext­rakten. Philipp Heid, Küchenchef auch in der Speiserei im Hotel Maier, wird ein innovative­s und ausgefalle­nes Angebot machen.

Bis Mai soll dieses Konzept umgesetzt sein, damit am 6. Mai das Hotel eröffnet werden kann. Und dann wird man hier auch heiraten können, da eine Zweigstell­e des Standesamt­s Friedrichs­hafen hier einziehen wird.

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FOTO: RAS Neben der denkmalges­chützten Villa Gminder entsteht das Hotel Seegut-Zeppelin, das am 6. Mai eröffnet.
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Hier finden Sie ein Video, viele Bilder und eine 360Grad-Tour durch die Anlage: go.schwaebisc­he.de/sgz

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