Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ausrangierter Kleidung wird neues Leben eingehaucht
Knapp 60 Besucherinnen beim Kleiderkarussell im evangelischen Gemeindehaus in Meckenbeuren
MECKENBEUREN (kesc) - Beim alljährlichen Frühjahrsputz bietet sich neben dem großen Reinemachen auch gleich die Gelegenheit, einmal ordentlich zu Hause auszumisten. Wer hat ihn schließlich nicht im Kleiderschrank, den klassischen Fehlkauf? Die knapp 60 Besucherinnen (und zwei Besucher), die am Freitagnachmittag in das evangelische Gemeindehaus in Meckenbeuren gekommen sind, hatten allesamt den Inhalt ihrer Schränke kritisch in Augenschein genommen und das Ergebnis ihrer Ausbeute mitgebracht. Was die einen loswerden wollen, bereitet anderen große Freude.
Denn im Stephanus- Gemeindehaus drehte sich erneut das Kleiderkarussell. Die in ökumenischer Zusammenarbeit von katholischem Frauenbund und „FrauenStärken“organisierte Kleider- Tauschbörse erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Nicht zuletzt, weil durch die Wiederverwertung gebrauchter Kleidungsstücke Ressourcen geschont und die Nachhaltigkeit unterstützt wird, wie Mitorganisatorin Hildegard Nauwerck-Feirle betont.
Unzählige Hosen, T-Shirts, Pullover und Sweatshirts in allen erdenklichen Farben, Formen und Mustern liegen auf großen Tischen aus. An Kleiderständern hängen Kleider, Blusen, Jacken und Röcke verschiedenster Moderichtungen.
Was auffällt: alle Kleidungsstücke sind sehr gut erhalten, wirken zum Teil sogar neuwertig. Auch viele Markenprodukte sind dabei. „Es ist eine tolle Aktion. Ich komme regelmäßig hier her. Man muss nicht immer alles neu kaufen.“, findet Besucherin Conchita Bäumler. „Es ist auch schön, dass hier alle Altersgruppen und Schichten vertreten sind.“
Gemeinsam mit ihrer Tochter Emeely stöbert sie durch die Reihen und wird auch schnell fündig. „Ich trage hauptsächlich schwarz und gucke nach schwarzen Klamotten, Taschen und Accessoires. Ich finde es sehr cool. Man findet neue Sachen und es ist nachhaltig,“erklärt die 18-jährige Emeely, die sich späterm– entgegen ihrer Gewohnheit – sogar ein weißes T- Shirt mit nach Hause nehmen wird.
Auch Angela Stofner ist mit ihrer Tochter Miriam in das Gemeindehaus gekommen. Miriam Stofner hat unter anderem zwei wunderschöne Kleider von ihrem Tanzkurs und der Schulabschlussfeier mitgebracht. „Die trage ich nicht mehr. Ich hoffe, dass es jemandem gefällt“, erklärt die 20-jährige. Und tatsächlich dauert es nicht lange, bis sich zwei neue Besitzerinnen finden.
Wer eine kurze Verschnaufpause bei all dem Stöbern braucht, sich unterhalten möchte oder aber auf neu eintreffende Ware wartet, kann dies bei Kaffee und Kuchen an einem der bereitgestellten Tische tun. Das Angebot wird auch dankend angenommen.
„Man trifft Leute, die man sonst das ganze Jahr nicht sieht“, freut sich Angela Stofner, während Tochter Miriam gerade den Sitz eines geblümten Sommerrockes kritisch vor einem der Spiegel beäugt. Zwischen all den Reihen ist Susanne Kieninger vom Helferteam unermüdlich im Einsatz und preist in allerfeinster Marktschreiermanier Blusen, Taschen und Kleider an, damit möglichst wenig übrigbleibt. Mit Erfolg.
„Ich hätte hier noch ein weißes Dreieckstuch anzubieten. Ganz süß, mit Spitze. Zack- schon weg, schon an die Frau gebracht“, freut sich die Leiterin der Gymnastikgruppe und schnappt sich den „original Aigner-Gürtel“, den sie auch nicht lange in den Händen hält. Die wenigen Teile, die am Ende nicht weggehen, werden an das DRK Friedrichshafen gespendet. Der Erlös aus den Eintrittsgeldern (zwei Euro inklusive Freigetränk) geht nach Abzug der Unkosten an die Tafel Tettnang.