Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Iran nach Angriff auf Isfahan zurückhaltend
Explosionen bei mutmaßlichem Militärschlag Israels – Brugger sieht Teheran isoliert
TEHERAN/BERLIN - Nach einem mutmaßlichen Angriff Israels auf Ziele im Iran bemüht sich die Führung in Teheran, den Angriff herunterzuspielen. Irans Staatsmedien wiesen Berichte von USMedien über Raketenangriffe zurück. Israel und das US-Verteidigungsministerium äußerten sich bisher nicht.
Nahe der Millionenstadt Isfahan hatte es in der Nacht auf Freitag mehrere Explosionen gegeben. Berichte über Schäden wurden zunächst nicht bekannt. Offen ist, ob und wie der Iran reagieren wird. Irans Militärführung kündigte zunächst eine Untersuchung an. Präsident Ebrahim
Raisi hielt bei einer Reise in der Provinz Semnan vor Anhängern eine Rede, erwähnte den Angriff jedoch mit keinem Wort.
Aus Sorge vor einem großen Krieg in Nahost hatten die USA, Großbritannien, Deutschland und andere Staaten in den vergangenen Tagen versucht, Druck auf Israels Regierung auszuüben, damit sie auf einen Angriff auf iranischen Boden verzichtet.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnte erneut vor einer weiteren Eskalation. „Alle müssen jetzt und in der nächsten Zeit dafür sorgen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Krieges kommt“, sagte er am Freitag. Diese Position vertrete Deutschland gemeinsam mit seinen Verbündeten.
Ähnlich äußerten sich Vertreter arabischer Staaten.
Der Iran hatte am Wochenende erstmals mit mehr als 300 Raketen und Drohnen Israel direkt angegriffen. Zuvor waren bei einem mutmaßlich von Israel geführten Angriff auf das iranische Botschaftsgelände im syrischen Damaskus Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet worden.
„Das brutale Spiel mit dem Feuer ist für den Iran in jeder Hinsicht maximal nach hinten losgegangen“, sagte Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger der „Schwäbischen Zeitung“mit Blick auf die Ereignisse in Nahost. Der iranische Angriff bleibe „massiv zu verurteilen“: „Wenn nicht die israelische Luftverteidigung die weltweit beste wäre und Partner wie die USA nicht so mutig und schnell eingegriffen hätten, hätte es zahlreiche Todesopfer gegeben. Dann wäre eine weitere Eskalation kaum vermeidbar gewesen.“Der beste Schutz für Israel seien starke Allianzen weltweit und in der Nachbarschaft. Der Iran hingegen stehe so isoliert da wie nie zuvor.
Derweil bildeten Bürger Israels an den Stränden des Landes eine Menschenkette, um für die Freilassung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu demonstrieren. Die Zeitung „Times of Israel“berichtete, die Menschenkette sei rund 85 Kilometer lang. POLITIK