Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Iran nach Angriff auf Isfahan zurückhalt­end

Explosione­n bei mutmaßlich­em Militärsch­lag Israels – Brugger sieht Teheran isoliert

- Von Claudia Kling und Agenturen

TEHERAN/BERLIN - Nach einem mutmaßlich­en Angriff Israels auf Ziele im Iran bemüht sich die Führung in Teheran, den Angriff herunterzu­spielen. Irans Staatsmedi­en wiesen Berichte von USMedien über Raketenang­riffe zurück. Israel und das US-Verteidigu­ngsministe­rium äußerten sich bisher nicht.

Nahe der Millionens­tadt Isfahan hatte es in der Nacht auf Freitag mehrere Explosione­n gegeben. Berichte über Schäden wurden zunächst nicht bekannt. Offen ist, ob und wie der Iran reagieren wird. Irans Militärfüh­rung kündigte zunächst eine Untersuchu­ng an. Präsident Ebrahim

Raisi hielt bei einer Reise in der Provinz Semnan vor Anhängern eine Rede, erwähnte den Angriff jedoch mit keinem Wort.

Aus Sorge vor einem großen Krieg in Nahost hatten die USA, Großbritan­nien, Deutschlan­d und andere Staaten in den vergangene­n Tagen versucht, Druck auf Israels Regierung auszuüben, damit sie auf einen Angriff auf iranischen Boden verzichtet.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) warnte erneut vor einer weiteren Eskalation. „Alle müssen jetzt und in der nächsten Zeit dafür sorgen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Krieges kommt“, sagte er am Freitag. Diese Position vertrete Deutschlan­d gemeinsam mit seinen Verbündete­n.

Ähnlich äußerten sich Vertreter arabischer Staaten.

Der Iran hatte am Wochenende erstmals mit mehr als 300 Raketen und Drohnen Israel direkt angegriffe­n. Zuvor waren bei einem mutmaßlich von Israel geführten Angriff auf das iranische Botschafts­gelände im syrischen Damaskus Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolution­sgarden getötet worden.

„Das brutale Spiel mit dem Feuer ist für den Iran in jeder Hinsicht maximal nach hinten losgegange­n“, sagte Grünen-Verteidigu­ngsexperti­n Agnieszka Brugger der „Schwäbisch­en Zeitung“mit Blick auf die Ereignisse in Nahost. Der iranische Angriff bleibe „massiv zu verurteile­n“: „Wenn nicht die israelisch­e Luftvertei­digung die weltweit beste wäre und Partner wie die USA nicht so mutig und schnell eingegriff­en hätten, hätte es zahlreiche Todesopfer gegeben. Dann wäre eine weitere Eskalation kaum vermeidbar gewesen.“Der beste Schutz für Israel seien starke Allianzen weltweit und in der Nachbarsch­aft. Der Iran hingegen stehe so isoliert da wie nie zuvor.

Derweil bildeten Bürger Israels an den Stränden des Landes eine Menschenke­tte, um für die Freilassun­g der noch immer im Gazastreif­en festgehalt­enen Geiseln zu demonstrie­ren. Die Zeitung „Times of Israel“berichtete, die Menschenke­tte sei rund 85 Kilometer lang. POLITIK

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