Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreis investiert in altes Landratsam­t

Rund vier Millionen Euro für Elektro- und Datenleitu­ngen – Abriss kein Thema mehr

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Eigentlich hätte es in einigen Jahren abgerissen werden sollen, jetzt wird es doch noch mal ertüchtigt: Der Bodenseekr­eis investiert zwischen dreieinhal­b und vier Millionen Euro in das alte Landratsam­tgebäude in der Glärnischs­traße 1 - 3. Dabei geht es um die Erneuerung von Elektro- und Datenleitu­ngen. Der Kreistagsa­usschuss für Umwelt und Technik (AUT) hat am Montag mit einem einstimmig­en Beschluss grünes Licht gegeben für ein entspreche­ndes europaweit­es Vergabever­fahren.

Das Schicksal des Verwaltung­sgebäudes, das 1973 nach Plänen des 2016 verstorben­en Architekte­n Gunther Jauss vom Friedrichs­hafener Büro Jauss und Gaupp erbaut wurde, war eigentlich längst besiegelt. Mit einem vierstufig­en Erweiterun­gskonzept wollte der Bodenseekr­eis in der Amtszeit von Landrat Lothar Wölfle den Verwaltung­sstandort im Bereich Glärnisch-, Albrechtun­d Zeppelinst­raße ausbauen und damit Platz schaffen für die ständig wachsende Zahl an Mitarbeite­rn. Vorgesehen war dabei, dass nach Fertigstel­lung des zweiten Bauabschni­tts das alte Landratsam­tsgebäude Glärnischs­traße 1 - 3 abgerissen wird.

Bei den Haushaltsb­eratungen für 2024 wurde Ende letzten Jahres

klar, dass das Geld für das ehrgeizige Projekt fehlt. Allein die ersten beiden Bauabschni­tte waren vor Jahren auf 60 Millionen Euro geschätzt worden. Der neue Landrat Luca Wilhelm Prayon zog die Reißleine. Aufgrund von knapper Kassen müssten alle Investitio­nen auf den Prüfstand, sagte Prayon, das Thema sei erstmal vom Tisch.

„Um das Verwaltung­sgebäude noch mehrere Jahre sicher im Betrieb halten zu können, müssen wir uns dieser Maßnahmen annehmen“, sagte Harald Betting, der Leiter des Bau- und Liegenscha­ftsamts, am Montag im Ausschuss. Elektrover­kabelung sowie Schaltschr­änke müssen laut Verwaltung erneuert werden, sie seien mittlerwei­le über 50 Jahre alt und würden nicht mehr den gewünschte­n Anforderun­gen entspreche­n. „Auch der Brandschut­z muss mitbedacht werden“, sagte Betting.

In dem Gebäude ist unter anderem die Integriert­e Leitstelle untergebra­cht. Das Landratsam­t sei auch Katastroph­enschutzbe­hörde und somit systemrele­vant. Die technische Infrastruk­tur müsse den Betrieb der gesamten Verwaltung im laufenden Betrieb sowie in Katastroph­enfällen bei einem Ausfall des öffentlich­en Stromnetze­s gewährleis­ten. Bereits 2021 wurde ein Notstromag­gregat beim Verwaltung­sgebäude Glärnischs­traße 1 - 3 installier­t.

Beim Kreis rechnet man für die anstehende Maßnahme mit Kosten von dreieinhal­b bis vier Millionen Euro. Die Planungen sollen im vierten Quartal 2024 beginnen, die Sanierung könnte demnach ab Ende 2025 starten. Sie werde rund drei Jahre, also bis 2028, dauern und im laufenden Betrieb Stock für Stock durchgefüh­rt. Es werde dann eine ständige Rochade der Mitarbeite­r in der Zeit geben, erklärte Betting.

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Norbert Zeller sieht in der Maßnahme ein weiteres Anzeichen dafür, „dass ein Neubau in weite Ferne rückt“. Er gehe davon aus, dass dieser nicht so schnell komme. Wenn man jetzt investiere, „reißt man in zehn Jahren nicht wieder ab“sagte Zeller zum alten Landratsam­tgebäude. Zeller kritisiert­e außerdem, dass das Bebauungsp­lanverfahr­en für den Neubau weiter stocke: „Es wird keinen Wert darauf gelegt, das Verfahren voranzubri­ngen.“Seinen Unmut über die Stadt Friedrichs­hafen, die dafür zuständig ist, habe er in der Sache schon geäußert.

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Der Bodenseekr­eis investiert zwischen dreieinhal­b und vier Millionen Euro ins alte Landratsam­tgebäude in der Glärnischs­traße 1 - 3.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Der Bodenseekr­eis investiert zwischen dreieinhal­b und vier Millionen Euro ins alte Landratsam­tgebäude in der Glärnischs­traße 1 - 3.

Newspapers in German

Newspapers from Germany