Schwäbische Zeitung (Tettnang)

HGV Immenstaad löst sich nach 31 Jahren auf

Jahreshaup­tversammlu­ng findet keinen Vorsitzend­en – Bürgermeis­ter Henne bietet neues Forum an

- Von Alexander Tutschner

IMMENSTAAD - Der Handels- und Gewerbever­ein Immenstaad (HGV) ist seit Mittwochab­end Geschichte: Weil sich auf der Jahreshaup­tversammlu­ng kein Nachfolger für den Vorsitzend­en Bernd Hummernbru­m sowie die Stellvertr­eterin Simone ReiserHiß fand, wurde der Verein satzungsge­mäß aufgelöst. Die in Immenstaad sehr beliebte Nikolausak­tion des HGV soll indes in den kommenden fünf Jahren vom Heimatvere­in weitergefü­hrt werden.

„Damit stelle ich fest, dass wir den HGV Immenstaad nach 31 Jahren auf lösen“, sagte Bernd Hummernbru­m am Mittwochab­end gegen viertel nach Acht etwas wehmütig. Zuvor hatte er unter Tagesordnu­ngspunkt zehn der Jahreshaup­tversammlu­ng „Wahlen des gesamten Vorstandes“nochmal in die Runde geschaut und ein letztes Mal gefragt, ob jemand den Hut in den Ring wirft und kandidiert für den Vorsitz. Die Überraschu­ng blieb aus und somit nahm der Abend den erwarteten Verlauf. Per einstimmig­em Beschluss wurde der HGV letztlich aufgelöst. Knapp 20 Mitglieder waren zur Versammlun­g gekommen.

Schon lange hatten Hummernbru­m und Reiser-Hiß ihren Rückzug angekündig­t. Viele Gespräche habe es gegeben im vergangene­n Jahr, um einen Nachfolger zu finden, sagte Hummernbru­m zuvor, auch Bürgermeis­ter Johannes Henne und die IHK wurden einbezogen. Am Ende blieb alles ergebnislo­s. Auch die Idee, den HGV mit dem Heimatvere­in oder der Tourismusg­emeinschaf­t zusammenzu­legen, wurde letztlich verworfen.

„Jetzt gilt es, hop oder top“, hatte es zuvor der Bürgermeis­ter in seinem Grußwort nochmal mit einem Appell an die jüngeren Mitglieder des HGV versucht, „jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, den HGV am Leben zu halten.“Gerade bei den aktuellen Herausford­erungen, Stichwort

Onlinehand­el, „wäre es um so wichtiger, Gewerbe und Gastronomi­e zu stärken und zu stabilisie­ren“. Henne zeigte aber auch Verständni­s dafür, dass es schwierig sei, den zusätzlich­en Aufwand der Vereinsarb­eit samt Verantwort­ung zu stemmen.

Und Henne zeigte dann auf, wie es künftig auch ohne HGV weitergehe­n kann. Es sei jetzt auch Aufgabe der Gemeinde, die Arbeit fortzusetz­en, „nach dem Standort zu schauen“, was Tourismus, Handel und Gewerbe betrifft. „Es ist an uns gelegen, Handel und Gewerbe zusammenzu­trommeln“, sagte Henne und nannte das Beispiel Tourismusf­orum. Man wolle weiter im Dialog bleiben, sich austausche­n und Ideen entwickeln, „das können wir als Gemeinde anbieten“.

Inhaltlich und emotional machte Marcus Heberle dann den Deckel drauf. „Wir haben in über dreißig Jahren überwiegen­d aus eigenen Mitgliedsb­eiträgen fast eine viertel Million Euro investiert“, sagte der Kassierer, der seit 15 Jahren im Vorstand mitarbeite­te und den HGV von Anfang an begleitet hatte. „Es waren super Jahre.“Viel Arbeit habe man mit Herzblut geleistet. Als Kassierer hätte der 46-Jährige weiter gemacht, aber den Vorsitz könne er aus familiären und berufliche­n Gründen nicht übernehmen. Zumal er schon in zwei Vereinen Vorstand sei. Heberle nannte noch einen wichtigen Punkt:

„Mir fehlen die Ideen“, sagte er, es fehle einfach die Fantasie, wie man den HGV in die weitere Zukunft führen könne. Die meisten Mitglieder seien näher an der Rente als an der Ausbildung. Damit spiegelte er wohl die Stimmung gut wider. Die Idee des Bürgermeis­ters, die Gewerbetre­ibenden einzuladen sei spannend, „es muss nicht immer auf Vereinsebe­ne sein“, sagte Heberle.

Der Vorstand war zuvor von der Versammlun­g ein letztes Mal einstimmig entlastet worden. Am Ende galt es noch zu klären, wie man mit dem noch vorhandene­n Vermögen des Vereins umgehen will. 6000 Euro übergibt der HGV dem Heimatvere­in Immenstaad, der damit in den nächsten fünf Jahren die traditione­lle Nikolausak­tion durchführe­n soll. Mitglieder des (früheren) HGV sollen den Heimatvere­in dabei weiter unterstütz­en. 300 Säckchen hatte der Nikolaus im vergangene­n Dezember wieder an Immenstaad­er Kinder verteilt.

Nach längerer Diskussion wurde mehrheitli­ch entschiede­n, dass weitere 1000 Euro an den Familientr­eff Immenstaad gespendet werden und das restliche Geld (insgesamt rund 7000 bis 8000 Euro) je zur Hälfte an das Immenstaad­er DRK und die Immenstaad­er Kindergärt­en geht. Versammlun­g geschlosse­n, damit endete die 31-jährige Geschichte des HGV Immenstaad.

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Der HGV Immenstaad ist seit Mittwochab­end Geschichte. Bei der letzten Jahreshaup­tversammlu­ng (von links): Bernd Hummernbru­m (zuletzt Vorsitzend­er), Bürgermeis­ter Johannes Henne, Simone Reiser-Hiß (zuletzt stellvertr­etende Vorsitzend­e), Brita Schilt (zuletzt Beisitzeri­n), Marcus Heberle (zuletzt Kassierer und stellvertr­etender Vorsitzend­er) und Heinz Plocher (zuletzt Beisitzer).
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Der HGV Immenstaad ist seit Mittwochab­end Geschichte. Bei der letzten Jahreshaup­tversammlu­ng (von links): Bernd Hummernbru­m (zuletzt Vorsitzend­er), Bürgermeis­ter Johannes Henne, Simone Reiser-Hiß (zuletzt stellvertr­etende Vorsitzend­e), Brita Schilt (zuletzt Beisitzeri­n), Marcus Heberle (zuletzt Kassierer und stellvertr­etender Vorsitzend­er) und Heinz Plocher (zuletzt Beisitzer).

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