Schwäbische Zeitung (Tettnang)
HGV Immenstaad löst sich nach 31 Jahren auf
Jahreshauptversammlung findet keinen Vorsitzenden – Bürgermeister Henne bietet neues Forum an
IMMENSTAAD - Der Handels- und Gewerbeverein Immenstaad (HGV) ist seit Mittwochabend Geschichte: Weil sich auf der Jahreshauptversammlung kein Nachfolger für den Vorsitzenden Bernd Hummernbrum sowie die Stellvertreterin Simone ReiserHiß fand, wurde der Verein satzungsgemäß aufgelöst. Die in Immenstaad sehr beliebte Nikolausaktion des HGV soll indes in den kommenden fünf Jahren vom Heimatverein weitergeführt werden.
„Damit stelle ich fest, dass wir den HGV Immenstaad nach 31 Jahren auf lösen“, sagte Bernd Hummernbrum am Mittwochabend gegen viertel nach Acht etwas wehmütig. Zuvor hatte er unter Tagesordnungspunkt zehn der Jahreshauptversammlung „Wahlen des gesamten Vorstandes“nochmal in die Runde geschaut und ein letztes Mal gefragt, ob jemand den Hut in den Ring wirft und kandidiert für den Vorsitz. Die Überraschung blieb aus und somit nahm der Abend den erwarteten Verlauf. Per einstimmigem Beschluss wurde der HGV letztlich aufgelöst. Knapp 20 Mitglieder waren zur Versammlung gekommen.
Schon lange hatten Hummernbrum und Reiser-Hiß ihren Rückzug angekündigt. Viele Gespräche habe es gegeben im vergangenen Jahr, um einen Nachfolger zu finden, sagte Hummernbrum zuvor, auch Bürgermeister Johannes Henne und die IHK wurden einbezogen. Am Ende blieb alles ergebnislos. Auch die Idee, den HGV mit dem Heimatverein oder der Tourismusgemeinschaft zusammenzulegen, wurde letztlich verworfen.
„Jetzt gilt es, hop oder top“, hatte es zuvor der Bürgermeister in seinem Grußwort nochmal mit einem Appell an die jüngeren Mitglieder des HGV versucht, „jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, den HGV am Leben zu halten.“Gerade bei den aktuellen Herausforderungen, Stichwort
Onlinehandel, „wäre es um so wichtiger, Gewerbe und Gastronomie zu stärken und zu stabilisieren“. Henne zeigte aber auch Verständnis dafür, dass es schwierig sei, den zusätzlichen Aufwand der Vereinsarbeit samt Verantwortung zu stemmen.
Und Henne zeigte dann auf, wie es künftig auch ohne HGV weitergehen kann. Es sei jetzt auch Aufgabe der Gemeinde, die Arbeit fortzusetzen, „nach dem Standort zu schauen“, was Tourismus, Handel und Gewerbe betrifft. „Es ist an uns gelegen, Handel und Gewerbe zusammenzutrommeln“, sagte Henne und nannte das Beispiel Tourismusforum. Man wolle weiter im Dialog bleiben, sich austauschen und Ideen entwickeln, „das können wir als Gemeinde anbieten“.
Inhaltlich und emotional machte Marcus Heberle dann den Deckel drauf. „Wir haben in über dreißig Jahren überwiegend aus eigenen Mitgliedsbeiträgen fast eine viertel Million Euro investiert“, sagte der Kassierer, der seit 15 Jahren im Vorstand mitarbeitete und den HGV von Anfang an begleitet hatte. „Es waren super Jahre.“Viel Arbeit habe man mit Herzblut geleistet. Als Kassierer hätte der 46-Jährige weiter gemacht, aber den Vorsitz könne er aus familiären und beruflichen Gründen nicht übernehmen. Zumal er schon in zwei Vereinen Vorstand sei. Heberle nannte noch einen wichtigen Punkt:
„Mir fehlen die Ideen“, sagte er, es fehle einfach die Fantasie, wie man den HGV in die weitere Zukunft führen könne. Die meisten Mitglieder seien näher an der Rente als an der Ausbildung. Damit spiegelte er wohl die Stimmung gut wider. Die Idee des Bürgermeisters, die Gewerbetreibenden einzuladen sei spannend, „es muss nicht immer auf Vereinsebene sein“, sagte Heberle.
Der Vorstand war zuvor von der Versammlung ein letztes Mal einstimmig entlastet worden. Am Ende galt es noch zu klären, wie man mit dem noch vorhandenen Vermögen des Vereins umgehen will. 6000 Euro übergibt der HGV dem Heimatverein Immenstaad, der damit in den nächsten fünf Jahren die traditionelle Nikolausaktion durchführen soll. Mitglieder des (früheren) HGV sollen den Heimatverein dabei weiter unterstützen. 300 Säckchen hatte der Nikolaus im vergangenen Dezember wieder an Immenstaader Kinder verteilt.
Nach längerer Diskussion wurde mehrheitlich entschieden, dass weitere 1000 Euro an den Familientreff Immenstaad gespendet werden und das restliche Geld (insgesamt rund 7000 bis 8000 Euro) je zur Hälfte an das Immenstaader DRK und die Immenstaader Kindergärten geht. Versammlung geschlossen, damit endete die 31-jährige Geschichte des HGV Immenstaad.