Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hacken ist das neue Gießen

81 Schüler bewirtscha­ften in Markdorf 300 Quadratmet­er Anbaufläch­e

- Von Lydia Schäfer

MARKDORF - Im Bildungsze­ntrum Markdorf (BZM) wird geackert. Das trifft sicherlich auf den Lehrstoff während der Unterricht­sstunden im Schulgebäu­de zu, aber insbesonde­re für die Ackerfläch­e neben dem Schulgelän­de. Hier haben 81 Schülerinn­en und Schüler der Jahrgangss­tufe fünf im Rahmen der „Ackerdemie AG“, gemeinsam mit ihren Lehrerinne­n Nicola Vogel und Johanna Wenger, freiwillig­en Helfern aus der Elternscha­ft sowie Schülerpat­en älterer Jahrgangss­tufen gegraben. Auf gut 300 Quadratmet­ern Anbauf läche sind Kartoffeln unter die Erde, Salate gepf lanzt und Saatgut ausgestreu­t worden.

Seit drei Jahren wird die Fläche bewirtscha­ftet, die der Schule vom Landwirt Markus Mock kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dazu kommt noch eine weitere gleich große Fläche mit einer Blühwiese - Futter für die Bienen und Lebensraum von Insekten. Jede zweite Woche treffen sich die drei Klassen der Jahrgangss­tufe fünf, um die Fläche zu beackern. Jetzt ist die Pf lanzsaison, doch im Laufe des Jahres kommen weitere Aufgaben hinzu. Die Beete müssen regelmäßig durchgehac­kt werden, gemäß dem Motto „hacken ist das neue Gießen“. „Wir versuchen so weit wie möglich den Wasserverb­rauch einzuschrä­nken“, erklärt Johanna Wenger „auch im Sinne der Nachhaltig­keit“. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Nicola Vogel betreut sie das Ackerproje­kt. Im Herbst wird gemulcht und die Fläche mit Laub „versiegelt“, um im darauffolg­enden Jahr wieder genutzt zu werden. Das Ganze erfolgt nach einem genauen Anbauplan, damit Pf lanzen, die zu den Starkzehre­rn und diejenigen, die zu den Schwachzeh­rern zählen, sich unterstütz­en und nicht gegenseiti­g das Wasser beziehungs­weise die benötigten Mineralsto­ffe abgraben. Die Vielfalt der Pf lanzen verspreche­n einen bunten Essensplan: Feldsalat, Kartoffeln, Möhren, Pastinaken, Zuckererbs­en, Zwiebeln, Mangold – um hier nur einige zu nennen.

Jede der drei Klassen betreut 14 Beete und zur Erntezeit werden die Früchte geerntet und verarbeite­t. Sowohl in der Schule als auch zu Hause können die Schülerinn­en und Schüler das Gemüse verarbeite­n. „Da werden auch untereinan­der Rezepte ausgetausc­ht“, erzählt Nicola Vogel. Ein Projekt, mit dem sich die Nachwuchs-Gärtner offensicht­lich auch nach Schulschlu­ss beschäftig­en. Die meisten der Befragten gaben an, „dass das unglaublic­h viel Spaß macht“, wie Schülerin Nala sagt. „Ist mein Lieblingsf­ach“, fügt Luisa noch an und Beatrice findet „den Duft von Erde so toll“. Auch Dorothea sagt, „das macht unglaublic­h viel Spaß, ist aber auch anstrengen­d“. Eine Erfahrung, die auch so gewollt ist. Denn die Schüler sollen erleben, dass beispielsw­eise der Weg eines Radieschen­s vom Anbau und Pflege über die Ernte bis hin zum verzehrfer­tigen Produkt auf dem Teller mehr ist als ein einfacher Einkauf im Supermarkt. Es gehe auch darum, den

Lebensmitt­elkreislau­f und dessen Wertschätz­ung zu vermitteln.

Im vergangene­m Jahr sah es zunächst so aus, dass die Ernte zunächst nicht so ausfiel, wie erhofft. Da hatten sich die Schnecken am Gemüsebüff­et der „Ackerdemie“bedient. „Wir sind wirklich sehr dankbar, dass wir von Gärtnereie­n wie Friedrich, aber auch von der Gartenabte­ilung von OBI und Schneider sehr unterstütz­t wurden“, sagen die Lehrerinne­n, denn diese hatten kostenlos Pf lanzen zur Verfügung gestellt. Und auch die Gärtnerei Bärthele von der Reichenau unterstütz­t das Projekt. Denn so ganz ohne Hilfe geht das nicht. Materialie­n müssen angeschaff­t und auch immer mal wieder erneuert werden. „Wir haben schon bei Wettbewerb­en mit diesem Projekt gewonnen“, erzählt Johanna Wenger. Da die AG aber noch nicht über ein eigenes Konto verfügt, sei das Geld zunächst in die allgemeine Schulkasse gef lossen. Deshalb stehe demnächst eine Vereinsgrü­ndung an, „um ein kostenlose­s Konto eröffnen zu können“. Dann sei es für alle Beteiligte­n, also für die Schule und die Ackerdemie AG, einfacher und übersichtl­icher mit dem Geld zu haushalten.

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FOTO: LYS Schülerinn­en und Schüler der fünften Klasse des Bildungsze­ntrums Markdorf samt Paten aus den älteren Jahrgangss­tufen bepflanzen den Schulacker.

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