Brückenneubau Muthen ist vom Tisch
Hergatzer Räte beraten erstmals öffentlich über Haushalt – und streichen Posten.
HERGATZ - Haushaltsberatung ist Fleißarbeit: Die Hergatzer Räte haben das über 100 Seiten dicke Zahlenwerk zum Haushalt 2015 dreieinhalb Stunden lang beraten.
Seite für Seite hinterfragte das im letzten Jahr neu gewählte Gremium bei Kämmerer Frank Achberger auch kleinere Ausgaben. Die Beratung, die bisher stets hinter verschlossenen Türen im Ausschuss statt fand, erfolgte zum ersten Mal in öffentlicher Sitzung. Zuhörer waren allerdings keine da. Michael Zeh vertrat Bürgermeister Uwe Giebl, den ein Hexenschuss außer Gefecht gesetzt hatte. Beschlossen wird der eifrig diskutierte Haushalt in der nächsten Sitzung.
Den Ansatz für die Kinderkrippe (840 000 Euro) kann der Kämmerer ein Stück weit nach unten korrigieren. Hatte doch Roman Engelhart bemerkt, dass die im Jahr 2014 angefallenen Ausgaben nicht komplett berücksichtigt waren.
„Sehr optimistisch“fand Klaus Bilgeri die Annahme, dass Hergatz die restlichen Bauplätze im Bauge- biet „Wohmbrechts Süd-Ost“verkauft und so über eine Million Euro herein bekommt.
Was nunmehr endgültig vom Tisch ist, ist der Neubau der Straßenbrücke Maria-Thann Muthen über die Bahnstrecke Buchloe-Lindau, der mit gut einer halben Million Euro angesetzt war. Die Angebote, die bei der letzten Ausschreibung eingingen, lagen um das Doppelte über den Schätzkosten. Als Alternative, die im April beraten wird, steht der Rückbau der Brücke und die Anbindung des Hofes Sohler über den Ausbau eines Privatweges zur öffentlich gewidmeten Straße im Raum. Welche Kosten hier entstehen, werden Planungsbüros ermitteln.
Neuer Kurs bei Breitbandausbau
Rausfallen aus dem Haushalt wird der Posten Breitbandausbau in der bisher veranschlagten Höhe (145 000 Euro). Hier ist die Gemeinde, die im Januar eigens eine Bürgerversammlung zu diesem Thema abgehalten hatte, auf neuem Kurs. Die Zusammenarbeit mit der Telekommunikation Lindau, mit der man die Breitband-Versorgung direkt umsetzen wollte, wurde ad acta gelegt. Hat doch die Regierung von Schwaben klargestellt, dass dieser Weg förderschädlich ist und man sich an das übliche Verfahren im Rahmen der Breitbandinitiative Bayern halten muss. Also hat sich Hergatz jetzt mit den Nachbargemeinden, dem Markt Heimenkirch und Opfenbach, zusammengetan und die Firma Geodata begleitet das Verfahren.
Die Gemeinde beabsichtigt, die Kindergarten-Gebühren leicht anzuheben (fünf Euro je Buchungsgruppe). Was Gegenstand einer separaten Beratung sein wird, in der auch die Elternbeiträge für Krippenkinder festzulegen sind.
Im Sommer soll nicht zum ersten Mal das Thema Jugendmusikschule Wangen diskutiert werden. Florian Gsell hatte moniert, dass die Gemeinde für die qualifizierte Ausbil- dung von Musikschülern 35 000 Euro im Jahr zahlt und Kinder mit anderen Talenten, beispielsweise Sport, nicht fördert. Auch über die bestehende Mitgliedschaft der Gemeinde im Landschaftspflegeverband Lindau Westallgäu soll beraten werden.
Lieber sparen statt Kredit
Christian Renn betonte die Notwendigkeit, das Gemeindeentwicklungskonzept fortzuschreiben. Er erinnerte auch an die alte Weisheit, dass man in guten Jahren sparen sollte, um in schlechten davon zehren zu können. In Hergatz verfahre man genau anders rum, meinte Renn zur heuer geplanten Kreditaufnahme von gut 300 000 Euro. Wenn sich schon angesichts vieler Investitionen nichts sparen lasse, sollte man es zumindest vermeiden, neue Schulden zu machen, so Renn.
Das Feuerwehrhaus taucht im Finanzplan auf. Für die Jahre 2016 und 2017 sind jeweils 750 000 Euro eingeplant. Im Entwurf waren sie für 2017 und 2018 vorgesehen. Klaus Bilgeri meinte allerdings, das so weit hinaus zu schieben sei das falsche Signal an die Feuerwehren.