Bestürzung in Barcelona
Auf dem Flughafen brauchen viele Angehörigen Hilfe
Start: Barcelona
SPANIEN MADRID – Entsetzte Mienen, blasse Gesichter, viele mit Tränen in den Augen. Immer mehr Angehörige treffen am Dienstag im Terminal 2 des internationalen Flughafens Barcelona-El Prat ein. Einige werden von Helfern gestützt. Sie werden von Sicherheitskräften in einen abgeschirmten Saal geleitet, wo sie von Psychologen betreut werden. Auch deutsche Diplomaten treffen ein.
Der Flughafen ist das wichtigste Urlauber-Drehkreuz in der nordostspanischen Region Katalonien. An Bord des Germanwings-Fluges mit der Nummer 4U9525 saßen vor allem Touristen, aber auch Geschäftsleute und Austauschschüler.
Viele der Menschen, die auf dem Flughafen verzweifelt auf Informationen warten, sind Deutsche, deren Angehörige oder Freunde in dem abgestürzten Airbus saßen. Aber auch spanische Betroffene erkundigen sich nach dem Schicksal ihrer Liebsten, trösten sich mit Umarmungen.
Regierung verspricht Hilfe
„Wir tun alles, um den Familien zu helfen“, verspricht Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy in einer Ansprache, die auch über die TVMonitore im Flughafen flimmert. Er beruft ein Krisenkabinett ein. Den Angehörigen wird am späten Nachmittag angeboten, sich in einem nahen Hotel auszuruhen. Spanischen Angaben zufolge sollen all jene Betroffenen, die es wünschen, so bald wie möglich und kostenlos in die Nähe des Absturzortes in den französischen Alpen gebracht werden.
Das Unglück schickt Schockwellen durch ganz Katalonien. Die Regi- on ist Spaniens wichtigste Feriendestination und schlägt in Sachen Beliebtheit sogar Mallorca: Insgesamt fast 17 Millionen ausländische Gäste, mehr als 25 Prozent all jener Urlauber, die im Jahr 2014 nach Spanien kamen, machten in Katalonien Station – die meisten kamen mit dem Flugzeug. Und es werden immer mehr Feriengäste. Der Besucherstrom in Barcelona und ganz Katalonien nahm gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent zu.
Vor allem die katalanische Hauptstadt Barcelona mit 330 000 Gästebetten und die nahe Costa Brava, die berühmte und vor allem bei den Deutschen so beliebte „wilde Küste“, sind die touristischen Magnete dieser eigenwilligen spanischen Region.
Katalonien ist jener spanische Landesteil, der durch einen brodelnden Separatismus-Konflikt immer wieder Schlagzeilen macht. Viele der 7,5 Millionen Katalanen haben das Gefühl, dass ihre wirtschaftsstarke Region, vom spanischen Zentralstaat ungerecht behandelt wird. Deswegen wollen sie am liebsten sofort einen eigenen Staat ausrufen.