Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schockstar­re in Berlin nach Flugkatast­rophe

Angela Merkel sagt Termine ab – Joachim Gauck kehrt vorzeitig aus Lima zurück

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Das politische Leben steht für einen Augenblick still in der sonst so umtriebige­n Hauptstadt. Der Schock ist zu groß. Bundeskanz­lerin Merkel (CDU) tritt gegen Mittag in Schwarz vor die Kameras. Jede Spekulatio­n verbiete sich, sagt Merkel. „Heute beschäftig­t mich zuerst das Ausmaß des Leides, das diese Katastroph­e über so viele Menschen gebracht hat.“Die Bundeskanz­lerin Merkel kündigt an, heute zusammen mit der nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) zur Unglücksst­elle zu reisen. Erinnerung­en an das Drama von der Duisburger Love Parade werden wach, als Hannelore Kraft mit Tränen in den Augen die toten Jugendlich­en beklagte. Auch diesmal berührt es besonders, dass eine Schülergru­ppe aus Haltern unter den Opfern ist.

Bundespräs­ident Joachim Gauck hört von dem tragischen Unglück in Südamerika. Der Präsident und frühere Pfarrer bricht sofort seine Südamerika-Fahrt ab und reist aus Lima zurück nach Berlin. Er wünscht sich, dass die Familienan­gehörigen und Freunde der Opfer in der schwierige­n Zeit Kraft und Trost finden, und er denkt auch an die vielen Helfer, die den Betroffene­n Hilfe schenken. Dass eine deutsche Maschine auf einem innereurop­äischen Flug abstürzt, das ist etwas, mit dem niemand rechnete.

Martin Burkert, der Vorsitzend­e des Verkehrsau­sschusses im deutschen Bundestag, fühlt sich gleich an das Unglück von Eschede erinnert. Er spricht von einem schlimmen Tag. Doch auch er rät, erst einmal die Ursachen zu erforschen. Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) machen sich auf den Weg zur Absturzste­lle. Steinmeier sagt später: „Vor Ort zeigt sich ein Bild des Grauens.“Das Auswärtige Amt hat ein Krisentele­fon eingericht­et. Dobrindt hat sofort Experten der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng an die Unfallstel­le entsandt.

Auch bei den Fraktionss­itzungen im Bundestag ruft der Absturz Entsetzen hervor. Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder sagt, er sei bestürzt und tief betroffen und in Gedanken bei den Opfern und ihren Freunden. SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann spricht von einem „schlimmen Tag für Deutschlan­d und Spanien“, auch er spricht den Angehörige­n der Opfer sein Mitgefühl aus.

„Fürchterli­che Nachricht“

Sowohl Volker Kauder als auch Thomas Oppermann verzichten angesichts des Flugzeugun­glücks vor ihren Fraktionss­itzungen auf Stellungna­hmen zum aktuellen politische­n Geschehen. „Angesichts dieser schrecklic­hen Tragödie treten die politische­n Auseinande­rsetzungen in den Hintergrun­d“, meint auch Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter. Von einer „fürchterli­chen Nachricht“spricht Vizekanzle­r Sigmar Gabriel: „Wir alle sind fassungslo­s angesichts dieser schrecklic­hen Katastroph­e, die so viele Menschen aus dem Leben gerissen hat.“

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Fassungslo­s: Ein sichtlich angeschlag­ener Bürgermeis­ter der Stadt Haltern, Bodo Klimpel (rechts), vor der Presse. Links: Ein Angehörige­r erfährt am Düsseldorf­er Flughafen von dem Absturz.
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FOTO: AFP Die Bundeskanz­lerin wird heute zur Unglücksst­elle reisen.

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