Schwäbische Zeitung (Wangen)

Funktionär

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Ganz außen auf dem Podium der mächtigste­n Fußball-Funktionär­e Europas saß Wolfgang Niersbach, lächelte und hob kurz den Daumen. Per Akklamatio­n war der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Dienstag beim Uefa-Kongress in das Exekutivko­mitee des Weltverban­des Fifa, die sogenannte Fußball-Weltregier­ung, gewählt worden. Wenn der 64-Jährige sein neues Amt am 29. Mai beim Fifa-Kongress in Zürich antreten wird, ist dies ein weiterer Schritt in der doch recht wundersame­n Karriere Niersbachs als Sportpolit­iker.

Tatsächlic­h ist Niersbach ein untypische­r Funktionär. Wenn den DFB-Boss die Leidenscha­ft packt, wird aus ihm wieder ein Fußballfan. Mitten im Gespräch springt er schon mal auf, um ein Statistikb­uch aus dem Schrank zu holen und ein Pokalergeb­nis aus den 1970er-Jahren nachzuscha­uen. Oder er erzählt begeistert von einem Dankesbrie­f von Weltmeiste­r Philipp Lahm nach dessen Rücktritt aus der Nationalma­nnschaft.

Exakt diese Begeisteru­ngsfähigke­it ist Niersbachs Stärke und Schwäche zugleich. Sie hat ihn bis in die Fifa-Exekutive getragen, ist aber auch stetes Argument der Kritiker, die dem früheren Journalist­en und Pressespre­cher vorwerfen, zu sehr mit dem Profisport und der Glitzerwel­t seiner geliebten Nationalma­nnschaft verbunden zu sein. Oftmals wird ihm vorgehalte­n, die Amateurbas­is des Fußballs zu vernachläs­sigen. Daran wird auch sein weiterer Aufstieg wenig ändern.

Offiziell wollte Niersbach das Amt im Topgremium des Weltverban­des zunächst gar nicht haben. „Er ist der richtige Mann für diese Aufgabe“, sagte jedoch Ligapräsid­ent Reinhard Rauball. Oft wurde er ins nächsthöhe­re Amt hineingere­det. Doch dagegen gesträubt hat er sich nie. Bislang jedenfalls wehrt er sich auch, wenn es darum geht, irgendwann Nachfolger seines am Dienstag wiedergewä­hlten Freundes Michael Platini als Uefa-Chef zu werden. Bislang jedenfalls. (dpa/sz)

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FOTO: DPA Auf dem Weg nach oben: Wolfgang Niersbach

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