Die Kurs-Party im Dax geht weiter
Gezielter Einstieg für Anleger lohnt sich noch – 2015 schon mehr als 20 Prozent Kurszuwachs
MÜNCHEN - Doppelte Freude für Anleger am „Tag der Aktie“. Der deutsche Leitindex Dax übersprang am 16. März erstmals die 12 000Punkte-Marke. Außerdem konnten Anleger alle Dax-Titel und acht börsengehandelte Indexfonds (ETFs) auf den Leitindex bei deutschen Direktbanken sowie der Deutschen Börse kostenlos kaufen.
Die Werbeaktion der Deutschen Börse wird für den Kursschub von mehr als zwei Prozent an jenem Tag nicht verantwortlich gewesen sein. Die neue Rekordmarke war vielmehr nur der vorläufige Höhepunkt einer seit Jahresanfang andauernden Kletterpartie des Dax. Mehr als 20 Prozent hat das deutsche Aktienbarometer 2015 schon zugelegt. Nun warnen erste Analysten vor einer Blase.
„Von einer Übertreibung sind wir noch ein Stück entfernt“, sagt Thomas Zipfel, Senior-Portfoliomanager der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liege aktuell bei rund 14. Die Aktientitel werden also mit dem 14-Fachen ihres für 2015 erwarteten Nettogewinns bewertet. Damit sind deutsche Blue Chips immer noch relativ günstig bewertet.
In den vergangenen 30 Jahren lag das KGV des Dax im Durchschnitt bei rund 19. Um dieses Verhältnis zu erreichen, müsste der Dax weitere 4000 Punkte zulegen. „Zumal der Dax im Gegensatz zu anderen Aktienindizes ja nicht nur die reine Kursentwicklung widerspiegelt, sondern auch die Dividendenzahlungen beinhaltet“, erklärt Andreas Glogger, Geschäftsführer der Glogger & Rogg Vermögensverwaltung GmbH mit Sitz in Krumbach. „Lässt man diese Ausschüttungen außen vor, liegen wir erst bei rund 6100 Punkten.“
Die Dax-Party ist also noch nicht zu Ende. Dafür sorgt in erster Linie der schwache Euro. Durch die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) verlor die Gemeinschaftswährung seit Anfang des Jahres gegenüber dem US-Dollar mehr als zehn Prozent an Wert.
„Aufgrund dieser Entwicklung steigen die Gewinne deutscher exportorientierter Unternehmen durchschnittlich um sieben Prozent“, sagt Andreas Glogger. Davon profitieren besonders die Automobil- und Chemiebranche mit Titeln wie Daimler, Linde oder BASF.
Geldschwemme befeuert Kurse
Experten schätzen, dass beispielsweise der Chemieriese BASF mit jedem Cent, den der Euro gegenüber dem US-Dollar verliert, täglich rund eine halbe Million Euro zusätzlich verdient. Das macht zwischen Januar und März 2015 immerhin 750 Millionen Euro extra.
Die Geldschwemme der EZB und der sinkende Eurokurs befeuern die Aktienkurse nicht nur durch wachsende Unternehmensgewinne. Sie sorgen gleichzeitig dafür, dass die Zinsen für Anleihen weiter sinken und Anleger mangels Alternativen auf Aktien, insbesondere Dividendentitel, umsteigen. Schon jetzt gibt es für eine zehnjährige Bundesanleihe nur noch 0,2 Prozent Zinsen. Bei manchen Anleihen sind die Zinssätze gar unter null Prozent gefallen. Die Anleger zahlen dem Schuldner Zinsen dafür, dass sie ihm Geld leihen. „Da die EZB immer noch mehr Geld in den Markt pumpt, dürften negative Anleihezinsen ein größeres Phänomen werden“, so Thomas Zip- fel. „Das verleiht Aktienkursen zusätzlichen Rückenwind.“
Zwar rechnen Zipfel und Glogger nicht damit, dass die Kurse weiter in dem rasanten Tempo der vergangenen Wochen steigen werden. In den nächsten zwei bis drei Monaten dürfte der Dax sogar tiefer stehen als im März. Der Grund: Anleger könnten in Erwartung einer Zinserhöhung in den USA Gewinne mitnehmen.
Die zwischenzeitlichen Kursrückgänge nutzen die Vermögensverwalter jedoch, um Aktien nachzukaufen. Denn auf Jahressicht sollte der Dax noch einmal deutlich zulegen.