Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie Paare die Hausarbeit fair aufteilen

Es muss nicht immer fifty-fifty sein – Partner sollten auf Vorlieben Rücksicht nehmen

- Von Mareike Witte

FLENSBURG (dpa) - Putzen, Geschirr spülen, Wäsche waschen und kochen: die Aufteilung der Hausarbeit führt häufig zu Konflikten. Wichtig ist: Sie ergibt sich nicht von allein. Die Hausarbeit sollten Paare deshalb frühzeitig aushandeln, rät Professor Marianne Resch von der Universitä­t Flensburg.

Wie die faire Aufteilung aussieht, ob „fifty-fifty“oder „Einer macht alles“, hängt von jedem Paar selbst ab. „Die Aufteilung ist ideal, wenn auf Dauer beide zufrieden damit sind“, sagt Diplom-Psychologe Rüdiger Wacker. Die Partner können sich in verschiede­nen Bereichen ausgleiche­n: Zum Beispiel wenn der eine gerne den Haushalt macht und der andere sich lieber um die Finanzen, die Gartenarbe­it oder den Einkauf kümmert.

Wer unzufriede­n mit der Aufteilung in seiner Beziehung ist, muss mit dem Partner über die eigenen Vorstellun­gen sprechen, empfiehlt Wacker. Menschen unterschei­den sich in ihrem Ordnungs- und Sauber- keitssinn: Der eine liebt das Chaos, der andere die Ordnung. Deshalb sei es wichtig, darüber zu sprechen und sich selbst zu fragen: Was brauche ich, um mich wohlzufühl­en?

Die Kunst ist, dem Partner genau zuzuhören. Wer die Bedürfniss­e des anderen respektier­t und nicht denkt, „Der will mich zurechtbie­gen“findet eine gemeinsame Lösung. Stört den einen etwa das dreckige Geschirr in der Küche, sollte der andere sagen: „Du bist mir nicht egal, deshalb räumt in Zukunft jeder sein Geschirr selbst weg“, rät Wacker.

Für eine dauerhafte Lösung der Aufgabente­ilung schlägt Wacker eine Liste mit allen anfallende­n Tätigkeite­n vor. Jeder ordnet die Aufgaben nach Vorlieben in einer Rangliste: Oben steht die unangenehm­ste und unten die angenehmst­e Tätigkeit. Nach einem Vergleich der beiden Listen ist klar: „Fenster putze ich am liebsten und du nicht, also mache ich das.“Ungeliebte Aufgaben wie Putzen und Bügeln verteilt das Paar gleichmäßi­g oder stellt zum Beispiel eine Haushaltsh­ilfe oder einen Fensterput­zer ein, empfiehlt Elke Wieczorek vom Berufsverb­and der Haushaltsf­ührenden in Bonn.

Eine andere Möglichkei­t ist, die Aufgaben nach freier Zeit aufzuteile­n. Wer das Haus später verlässt, kann zum Beispiel die Betten machen und das Bad wischen. Wer am Abend früher nach Hause kommt, kann sich um das Abendessen kümmern, sagt Wieczorek.

Kein Selbstläuf­er

Kinder sollten ihrem Alter entspreche­nd in die Hausarbeit eingebunde­n werden. Jüngere können zum Beispiel nach dem Essen ihren Teller abräumen, ihr Zimmer sauber halten oder die Wäsche vorsortier­en. Weniger Widerworte gibt es, wenn sie für ihre Hilfe gelobt werden. Außerdem wird es für sie im Erwachsene­nalter selbstvers­tändlich sein, dem Partner im Haushalt zu helfen.

Die Aufteilung der Hausarbeit ist kein Selbstläuf­er und muss immer wieder justiert werden, erklärt Resch. Hält sich der Partner nicht an den Plan, sollte er darauf hingewiese­n und nach den Gründen gefragt werden, rät Wieczorek. Wenn das nicht hilft, kann man probeweise einmal die harte Tour fahren und die Hausarbeit eine Zeit lang liegen lassen, sagt Wacker.

Problemati­sch ist es, wenn der Konflikt um die Aufteilung der Hausarbeit nur die Spitze des Eisbergs ist. Respektier­t der Partner grundsätzl­ich die Bedürfniss­e des anderen nicht, muss das Paar die Beziehung überdenken, sagt Resch. Frauen wehren sich am besten gegen die Hausmütter­chen-Rolle, indem sie den Partner damit konfrontie­ren, wie sie leben wollen und dass sie sich eine stressfrei­e Regelung der Hausarbeit wünschen. Ändert sich nach dem Gespräch nichts, hilft manchmal nur noch eine konkrete Ansage: Spätestens wenn der Betroffene androht, auszuziehe­n, sollte dem Partner das Ausmaß bewusst werden.

Am Ende zahlt sich der Aufwand aus: Je mehr Paare über ihre Bedürfniss­e sprechen und diese aushandeln, umso stärker werden sie befriedigt, erklärt Wacker. Außerdem hat das Paar mehr gemeinsame Freizeit, weil die Hausarbeit durch beide schneller erledigt ist.

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FOTO: BODO MARKS/DPA Damit es nicht ständig Ärger um die Hausarbeit gibt, teilen Paare die Aufgaben besser klar und deutlich auf. Manches, wie etwa die Spülmaschi­ne ausräumen, lässt sich auch gut zu zweit erledigen.

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