Europas Straßen sind gefährlich
Im Durchschnitt sterben pro Tag 70 Menschen bei Verkehrsunfällen
BRÜSSEL (dpa) - Etwa 25 700 Menschen sterben jedes Jahr auf den Straßen der Europäischen Union (EU). Das hat die Brüsseler EU-Kommission am Dienstag mitgeteilt. Dies ist zwar ein Prozent weniger als 2013. Das selbst gesetzte Ziel, die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2020 zu halbieren, droht die EU damit aber zu verfehlen.
Die meisten Toten im Verhältnis zur Bevölkerung hat Lettland mit 106 Menschen je Million Einwohner und Jahr. Die wenigsten Verkehrstoten pro eine Million Einwohner verzeichneten im vergangenen Jahr Malta (26), Schweden (29) und Großbritannien (29). Deutschland liegt mit 42 Toten deutlich unter dem EU-Mittelwert von rund 50.
Warum steht Deutschland relativ gut da?
Das liegt zum Teil an den modernen, gut gewarteten Autos auf Deutschlands Straßen, meint der ADAC. Zudem seien die meisten Fahrer gut ausgebildet und hielten sich überwiegend an die Regeln. Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) nennt noch weitere Gründe. So sei das Straßenverkehrsnetz besonders gut. Als die Deutschen sich in den 1970er-Jahren viele Fahrzeuge anschafften, habe es „ein sehr großes Problem mit der Verkehrssicherheit“gegeben. Dadurch habe sich Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern aber auch früh um das Thema gekümmert.
Allerdings erinnert der VCD daran, dass die Zahl der Verkehrstoten 2014 um 0,9 Prozent anstieg, die Zahl der Verletzten sei sogar um vier Prozent auf 389 000 geklettert.
Was könnte noch besser werden?
Den größten Spielraum für Verbesserungen sieht der ADAC bei den Landstraßen. „60 Prozent aller Verkehrstoten sind auf Landstraßen zu beklagen, deswegen muss hier die Sicherheit verbessert werden“, meint der Autofahrer-Club. Hier müssten Hindernisse am Rand entfernt oder gesichert werden, bei engen, kurvenreichen Strecken könnten Überholverbote sinnvoll sein.
Wären Tempolimits eine Lösung?
Der Verkehrsclub Deutschland plädiert jedenfalls dafür. Er sieht vor al- lem zu schnelles Fahren als Problem. „Will die deutsche Bundesregierung folglich wirksam dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, dann sollte sie endlich das Thema Tempolimit aus der Tabuzone holen“, fordert der VCD – und meint dabei ebenso Straßen in Ortschaften wie Autobahnen. Zudem müsse der öffentliche Verkehr gefördert werden und Stadtplaner müssten Raum für alle Verkehrsteilnehmer schaffen.
Warum ist die Lage so düster in Lettland?
Neben verantwortungslosem Fahr- verhalten macht die lettische Polizei den Zustand der Straßen und die schwach entwickelte Verkehrsinfrastruktur bei wachsenden Verkehrsaufkommen zur Unfallhäufigkeit als Unfallursachen aus.
„Es gibt viele verschiedene Stellen, an denen die Infrastruktur etwa durch bessere Beleuchtung, Fußgängertunnel, Verkehrsschilder verbessert werden muss“, sagte Normunds Krapsis von der Abteilung für Verkehrssicherheit der lettischen Polizei nach einer Unfallwelle zu Jahresbeginn. Doch dafür fehlen häufig die finanziellen Mittel.