Auf zu neuen Ufern
Die Ausstellung „permanenta“mit Werken von Klaus Prior und Uli Scheitenberger eröffnet
KISSLEGG - Ein anderes, neues Zeitalter leite diese ganz besondere Ausstellung in der Kulturarbeit ein. Darauf hat Bürgermeister Dieter Krattenmacher am Sonntag die Besucher bei der Eröffnung von „permanenta“eingestimmt. Malerei und Skulpturen von Klaus Prior und Uli Scheitenberger begegnen sich im Museum Rudolf Wachter im Neuen Schloss dergestalt, dass sie den Besucher bewusst auf die Probe stellen wollen, welches Werk von welchem Künstler stammt.
Was schwebt Dieter Krattenmacher vor, wenn er in seiner Begrüßung von einem neuen kulturellen Zeitalter in Kißlegg schwärmt? Er blickte dabei zurück auf das vergangene Jahr, in dem im Bürgerschloss der 70. Geburtstag von Friedemann Weindel gefeiert wurde, der langjährige Kulturbeauftragte Anton Schmid den „geordneten Rückzug“antrat ebenso wie der Kulturförderkreis sich zurückgezogen hat. In ein Loch gefallen sei man deswegen nicht, denn der Ausstellungstitel „permanenta“stünde für ein „in Bewegung sein“.
Besucher neugierig machen
So wolle die Gemeinde Kißlegg, unterstützt vom Kunstverein Keck aus Bad Waldsee, die beteiligten Künstler mehr einbinden. Zum Beispiel die Schau während der Laufzeit verändern, Werke austauschen, um so Besucher immer wieder neugierig zu machen. Künstlerisch für dieses Konzept engagiert haben sich Franz Armin Morat vom Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg im Breisgau, die Galeristin Angela Lenz aus Feldberg und der Kißlegger Fotograf Henry M. Linder.
Vor sechs oder sieben Jahren habe Klaus Prior, dessen Atelier in Lugano liegt, Kißlegg entdeckt. „Wir konnten es nicht fassen“, so Krattenmacher, „einen der präsentesten Bildhauer in der Region hier zu haben.“Uli Scheitenberger hat sich in seinem Schaffen früh von Prior angesprochen gefühlt. Die jetzt eingerichtete Ausstellung verfolgt keine strikte räumliche Trennung beider Werke, sondern forciert deren unmittelbares Aufeinandertreffen. Priors ebenso vom Existenzkampf und der Ekstase gezeichneten Skulpturen, deren Körper domi- nant die barocken Räume für sich einnehmen, gegenüber den gleichfalls mittels Kettensäge aus dem Holz geschnittenen Figuren von Uli Scheitenberger. Seine Geschöpfe mit ihren zu Grimassen verzerrten Gesichtern oder Körpern, die auf Händen sich fortbewegen, persiflieren und karikieren barockes Lustempfinden. Dabei geht Scheitenberger so weit, die bislang leere Nische der fehlenden vierten Sybille im Treppenaufgang zu füllen.
„Das habe ich bis heute noch gar nicht erlebt“, sagte Franz Armin Morat zu Beginn seiner Einführung spontan zur Klangperformance „Audionautik“von Viz Michael Kremietz und Florian Huthwelker. Ihr sphärisches Sounderleben mit Gong, Zenflöte, Violine und Cello nahm Morat zum Anlass, um auf mögliche Grenzbereiche und deren Überschreiten einzugehen.
Befreundet seien Prior und Scheitenberger, was sich nicht auf den jeweiligen Personalstil auswirke. Der sei klar getrennt, weise aber auch Berührungspunkte in Form von Übergängen auf. Das machte Morat anhand farbig gefasster Skulpturen von Prior neben stark gestisch gemalten Bildern von Scheitenberger deutlich. Nicht zufällig, sondern absichtsvoll sei ein solches Nebeneinander gewählt. Da kämen sich beide am nächsten, ohne dass damit ein Ausoder Verwechseln intendiert sei.
Dass sich gerade die dem abstrakten Expressionismus nahe stehende Malerei mit ihren wuchtig aufgetragenen Farbmassen in einem Zeitfluss bewege, könne der Betrachter am besten selbst erfahren. In einem Winkel von 45 Grad stelle er sich neben eines der großen Formate, möglichst ungestört, und schaue, was sich in seinem Bewusstsein abspiele. Das Bild an sich verändere sich nicht, doch seine Erscheinungsweise ist in „permanenta“Bewegung und damit immer wieder neu erfahrbar.
Die Ausstellung „permanenta“im Museum Rudolf Wachter im Neuen Schloss Kißlegg geht bis 4. Oktober. Sie ist geöffnet dienstags, donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 13 bis 17 Uhr. Zur Ausstellung wird monatlich ein Begleitprogramm angeboten. Näheres ist unter www.kisslegg.de zu erfahren.