Die Zeit der Medaillen ist wohl vorbei
Deutsche Eiskunstläufer gehen in die erste WM nach Savchenko/Szolkowy – Hoffnungen ruhen auf Liebers
SCHANGHAI (SID/dpa) - Gleicher Wettbewerb, neue Vorzeichen: Wenn am heutigen Mittwoch die Weltmeisterschaften beginnen, gehen die deutschen Eiskunstläufer erstmals seit neun Jahren ohne Medaillenchancen aufs Eis. Paarlauf-Titelverteidiger Robin Szolkowy ist zwar nach Schanghai gekommen, gibt in der chinesischen Metropole aber sein WM-Debüt als Trainer: Der zweimalige Olympiadritte betreut die russischen EM-Dritten Jewgenija Tarasowa und Wladimir Morosow.
Fünfmal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze – fast ein Jahrzehnt lang hatten die Erfolge des Chemnitzers an der Seite von Aljona Savchenko die Defizite der deutschen Läufer in den übrigen Disziplinen überstrahlt. Im „Oriental Sports Center“wird das nicht mehr so sein.
Gespräche in Sachen Massot
„Jede Top-Ten-Platzierung ist für uns diesmal schon ein Erfolg“, sagt Udo Dönsdorf, der Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Umso glücklicher ist der Verbandsfunktionär, dass Szolkowy freiberuflich – zu- nächst bis 2018 – an der Zusammensetzung und Entwicklung neuer deutscher Paare arbeitet. „Ich will etwas Gutes für Deutschland hinbekommen“, verspricht der 35-Jährige, dessen Ex-Partnerin ihre Karriere mit dem Franzosen Bruno Massot fortsetzen will. Das neue Duo ist derzeit noch gesperrt, über die Freigabe Massots für die DEU will Dönsdorf am Rand der Welttitelkämpfe mit dem französischen Verbandspräsidenten Didier Gailhaguet verhandeln.
Wenig zu besprechen haben dürften Szolkowy und sein früherer Trainer Ingo Steuer. Der Chemnitzer arbeitet seit einem halben Jahr in Florida und betreut bei der WM das USPaar Haven Denney und Brandon Frazier. Szolkowy zum unvermeidlichen Wiedersehen: „Ich bin da emotionslos, ganz entspannt – wie meistens.“
Noch das beste WM-Resultat verspricht sich die DEU von Peter Liebers. Der Olympia-Achte aus Berlin überzeugte schon bei der EM im Januar in Stockholm als Sechster, obwohl er von einer langen Trainingspause gehandicapt war. „Wie immer ist der vierfache Toe-Loop der Knackpunkt, alles andere gelingt zu 90 bis 95 Prozent“, erklärte seine Trainerin Viola Striegler. „Aber ich bin zuversichtlich, denn Peter hat in Kanada mit hochwertigen Leuten trainiert.“
Ihre gemeinsame Abschiedsvorstellung geben die Deutschen Paarlauf-Meister Mari Vartmann und Aaron van Cleave (Düsseldorf/Berlin) sowie die Oberstdorfer Eistänzer Nelli Zhiganschina und Alexander Gaszi. Vartmann hat bereits mit ihrem neuen Partner Ruben Blommaert trainiert, van Cleave und Zhiganschina suchen noch neue Partner. Deutsche WM-Debütantin in der Damen-Konkurrenz ist die nationale Titelträgerin Nicole Schott aus Essen.