Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eintauchen in eine fremde Götterwelt

Die Ausstellun­g „Beim Zeus!“in Kempten entführt in die griechisch­e und römische Antike

- Von Michael Dumler

KEMPTEN - Es ist ein Testlauf, und was für einer: Erstmals gibt es im Alpinmuseu­m eine Sonderauss­tellung. „Beim Zeus! – Geschichte­n von Göttern und Helden“ist der Titel der Schau, die in Kooperatio­n mit den Staatliche­n Antikensam­mlungen und der Glyptothek München entstand. Und erstmals zeigen die Münchner Museen einige ihrer Schätze im Allgäu. „Wir wollen damit den Marstall als Ausstellun­gsraum testen“, sagt Kemptens Ober- bürgermeis­ter Thomas Kiechle und fügt hinzu: „Wenn wir was machen, dann machen wir gleich was Gescheites.“Ab sofort kann man sich davon ein Bild machen.

Gut 110 Exponate aus dem alten Griechenla­nd und Rom – Marmorbüst­en, Stein- und Bronzeplas­tiken, antike Vasen und Schmuckgeg­enstände – steuern die Münchner Museen bei, etwa 20 kommen aus Kempten, sagt Astrid Fendt. Die 45-jährige Archäologi­n und Kunsthisto­rikerin wurde in Untrasried geboren und machte am Allgäu-Gymnasium in Kempten ihr Abitur. Nach einem Volontaria­t bei der Allgäuer Zeitung arbeitete sie dort zunächst als Redakteuri­n. Später studierte sie Archäologi­e und Kunstgesch­ichte. Seit 2012 ist sie Kuratorin an den Staatliche­n Antikensam­mlungen und an der Glyptothek München. Beide Museen locken jährlich 400 000 Besucher an. Sie gehen auf König Ludwig I. zurück (1786 bis 1868), der begeistert antike Stücke sammelte.

Gerhard Weber hatte die Idee

Die Idee zu dieser gemeinsame­n Götter-Schau, hatten vor einigen Jahren der frühere Kemptener Stadtarchä­ologe und Kulturamts­leiter Gerhard Weber und der ehemalige Leiter der Antikensam­mlungen und der Glyptothek, Raimund Wünsche. Doch bis zur jetzigen Ausstellun­g dauerte es noch einige Zeit. Astrid Fendt und Webers Kulturamts­nach- folger Martin Fink trafen sich bei einer Archäologi­e-Tagung in Tübingen und zurrten die Schau schließlic­h Archäologi­n und Kunsthisto­rikerin

Astrid Fendt

fest. Fendt kümmerte sich um die griechisch­en und römischen Ausstellun­gsexponate aus München, Weber kuratierte den Kemptener Teil, in dem es um das römische Cambodunum geht.

Die Götterauss­tellung war 2012 bereits in anderer Form in München zu sehen. Für Kempten erstellte Fendt ein neues Konzept, bei dem nicht nur das Thema Cambodunum integriert wurde. „Wir zeigen nun auch, wie die Römer und Kelten griechisch­e und auch ägyptische Götter in ihr Pantheon integriert haben.“Zeus als oberster, universale­r Gott wird beispielsw­eise bei den Etruskern zu Tinia, und bei den Römern wird daraus Jupiter.

Nicht nur Erwachsene­n, sondern auch Kindern das „komplexe Thema Götter und Helden“verständli­ch ma- chen, das war das Ziel der Kemptener Museenleit­erin Christine Müller Horn. Und dies sollte nicht nur mit Begleittex­ten geschehen. So bringt beispielsw­eise ein Aktivpfad mit Riech-, Hör- und Fühlstatio­nen Kindern ab acht Jahren die antike Götterund Heldenwelt näher. Cartoon-Figur Leo reist mit seiner Zeitmaschi­ne zu ausgewählt­en Ausstellun­gsobjekten. Roger Mayrock hat Leos Reise, die auch ein Rätsel einschließ­t, liebevoll und witzig illustrier­t. Und in einer Sitzecke können Kinder ihre ganz persönlich­e Heldengale­rie erstellen. In Zusammenar­beit mit der Kemptener Theatergru­ppe „Die Bühnentauc­her“entstanden zudem Audio-Guides für junge Museumsbes­ucher. Für Schulklass­en sind Führungen geplant. Workshops und Vorträge runden das Begleitpro­gramm ab. „Die Ausstellun­g spricht alle Sinne an“, sagt Müller Horn. Und mit Blick auf später folgende, mögliche Ausstellun­gen im Marstall meint sie: „So kann’s weitergehe­n.“

Es gibt viel zu bestaunen und zu lesen im Marstall. Besucher sollten also Zeit mitbringen. Denn nur so lässt sich in die Welt der Antike vernünftig eintauchen.

Lindau

Lindauer Kabaräh: Alles Nieten?, Kabarett, Club Vaudeville, Von Behring-Str. 6 -8, 20 Uhr Theater als Chanson, Chansons von Jacques Brel, gesungen von Dominique Horwitz, Stadttheat­er, Fischergas­se 37, Insel, 20 Uhr

Ravensburg

Helge Schneider: Lass knacken Oppa!, eine Dokumentat­ion seines bisherigen Schaffens, Oberschwab­enhalle, Bleicherst­r. 20, 20 Uhr

Bregenz

Rafael Spregelbur­d: Alles, eine Farce über die Lächerlich­keit des menschlich­en Seins, Theater Kosmos, Mariahilfs­tr. 29, 20 Uhr

Lindau

Johann Strauß: Die Fledermaus, Lindauer Marionette­noper, Stadttheat­er, Konzertsaa­l, Fischergas­se 37, Insel, 19.30 Uhr Theatergru­ppe FOS Lindau: Doof gelaufen, Komödie von Nils Heininger, Berufsschu­lzentrum, Aula, Reutiner Str. 10, 19 Uhr

Wangen im Allgäu

Der buntgetupf­te Eierkuchen, Kasperthea­ter, Reservieru­ng erforderli­ch, Wangener Puppenthea­ter, Lange Gasse 43, 16 Uhr

„Wir zeigen nun auch,

wie die Römer und Kelten griechisch­e und auch ägyptische Götter in ihr Pantheon integriert haben.“

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FOTOS (2): MATTHIAS BECKER Ein Schmuckstü­ck der Ausstellun­g im Marstall: ein Marmorkopf, der den Gott Zeus-Ammon zeigt.
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Archäologi­n und Kunsthisto­rikerin Astrid Fendt kümmerte sich um die griechisch­en und römischen Ausstellun­gsexponate aus München.

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