Anklage gegen Anton Schlecker erhoben
Ex-Drogerie-Chef aus Ehingen drohen bis zu zehn Jahre Haft wegen vorsätzlichen Bankrotts
STUTTGART (dpa) - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Anklage gegen den Ex-Drogeriemarkt-König Anton Schlecker wegen vorsätzlichen Bankrotts erhoben. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Mittwoch. Der 71 Jahre alte Schlecker und weitere Familienmitglieder sollen kurz vor der Schlecker-Pleite Millionen beiseite geschafft und dem Zugriff der Gläubiger entzogen haben. Die Familie Schlecker war zunächst nicht zu erreichen.
Im Fall von Anton Schlecker geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft um vorsätzlichen Bankrott in mehreren Fällen, bei seiner Frau Christa und seinen beiden Kindern Meike und Lars um Beihilfe zum Bankrott. Schleckers Sohn und Tochter müssen sich demnach auch wegen Insolvenzverschleppung und Untreue verantworten.
Nach Informationen der „Stuttgarter Zeitung“geht es in der 250seitigen Anklageschrift konkret um angebliche Geschenke Schleckers an seine Kinder und Enkel und um Millionensummen, die Schlecker an eine Firma seiner Kinder übertragen haben soll. Die Strafverfolger werfen Schlecker nach den Berichten auch vor, falsche Angaben in Bilanzen gemacht und eine Falschaussage an Eides statt abgegeben zu haben.
Europas ehemals größte Drogeriekette Schlecker hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Etwa 25 000 Personen verloren ihren Arbeitsplatz. Die Gläubiger forderten rund eine Milliarde Euro.
Das Handelsunternehmen aus Ehingen in Baden-Württemberg unterhielt zu seinen Bestzeiten rund 9000 Drogeriemärkte im In- und Ausland. Der Versuch eines österreichischen Investors, einen Teil der Filialen mit dem Konzept eines modernen Tante-Emma-Ladens wiederzubeleben, scheiterte endgültig im Jahr 2013.
Nach einem Streit um übertragenes Vermögen aus dem Unternehmen zahlte die Familie Schlecker dem Insolvenzverwalter gut ein Jahr nach der Pleite 10,1 Millionen Euro. Die Stuttgarter Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität ermittelte drei Jahre lang im Fall Schlecker. Auf Bankrott stehe eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafe, in besonders schweren Fällen aber bis zu zehn Jahren Haft.
EHINGEN (dpa/sz) - In der früheren Schlecker-Zentrale in Ehingen bei Ulm ging Anton Schlecker noch lange ein und aus, nachdem sein Lebenswerk längst zusammengebrochen war. Europas größte Drogeriemarktkette ging 2012 in die Knie. Doch erst im vergangenen Jahr verschwanden die Schlecker-Buchstaben vor dem gläsernen Koloss an der Talstraße.
Ihr Erbauer ist unterdessen an einem weiteren Tiefpunkt angelangt: Die Stuttgarter Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität klagt den 71-Jährigen nach dreijähriger Ermittlungsarbeit wegen vorsätzlichen Bankrotts an. Schlecker und weitere Familienmitglieder sollen kurz vor der Schlecker-Pleite Millionen beiseitegeschafft und dem Zugriff der Gläubiger entzogen haben. Im Raum stehen 20 Millionen Euro. Die Familie Schlecker war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Im Fall von Anton Schlecker geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft um vorsätzlichen Bankrott in mehreren Fällen, bei seiner Frau Christa und seinen beiden Kindern Meike und Lars um die Beihilfe zum Bankrott. Schleckers Sohn und Tochter müssen sich demnach auch wegen Insolvenzverschleppung und Untreue verantworten. Darüber hinaus klagt die Staatsanwaltschaft auch zwei Wirtschaftsprüfer des untergegangenen Drogerieimperiums an.
Nach Informationen der „Stuttgarter Zeitung“, der „Stuttgarter Nachrichten“und des „Handelsblatts“wird Schlecker in der 250-seitigen Anklageschrift vorgeworfen, im Vorfeld der Pleite Geschenke an seine Kinder und Enkel gemacht und Millionen an eine Firma seiner Kinder übertragen zu haben. Zudem soll Schlecker falsche Angaben in Bilanzen gemacht und eine Falschaussage an Eides statt abgegeben haben. Im Detail geht es um Immobilien und Firmenteile, die an seine Kinder Lars und Meike und an seine Ehefrau verkauft oder verschenkt worden sein sollen. Ein Logistikzentrum im österreichischen Pöchlarn war angeblich nur sechs Tage vor Anmeldung der Insolvenz für 2,5 Millionen Euro den Kindern überschrieben worden.
Wenn die Insolvenz droht oder kurz bevorsteht, darf ein Eigentümer dem Unternehmen keine Finanzmittel mehr entziehen. Etwaige Geschäfte müssen in der Regel rückgängig gemacht werden, wenn sie innerhalb von vier Jahren vor der Insolvenz über die Bühne gingen. Schlecker hatte seinen MilliardenKonzern in Ehingen als „eingetragener Kaufmann“geführt, Privat- und Firmenvermögen waren nicht getrennt.
Auf Bankrott steht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft. Bei besonderes schweren Fällen bis zu zehn Jahren Haft – das trifft nach dem Bericht des „Handelsblatts“auf gleich dreizehn „Bankrott“-Straftaten Schleckers zu. Derzeit prüfe das Landgericht Stuttgart, ob es ein Hauptverfahren eröffnet.