Schwäbische Zeitung (Wangen)

Originale Fälschunge­n

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Meldung „Hund beißt Mann“ist nicht sehr prickelnd, weil diese Tätigkeit zum Aufgabenbe­reich eines ordentlich erzogenen Hundes gehört. Spannung verspricht dagegen die Meldung „Mann beißt Hund“. Dahinter steckt regelmäßig eine beachtlich­e Leistung, weil der Hund normalerwe­ise so schnell davonläuft, dass er vom beißwillig­en Mann nicht mehr erwischt wird.

Leider können wir aus aktuellem Anlass nur mit einer Nachricht der Marke „Hund beißt Mann“aufwarten. Sie lautet: Von den rund vier Millionen Produktfäl­schungen, die der Zoll im vergangene­n Jahr aus dem Verkehr gezogen hat, stammt der größte Teil, nämlich 53,6 Prozent, aus China. Gäähn! Weitere 22,9 Prozent kommen aus einem gefälschte­n Teil Chinas namens Hongkong. Völlig abgeschlag­en folgen Singapur, Thailand, die Türkei sowie die USA. Letztere haben immerhin einen gefälschte­n Präsidents­chaftsbewe­rber im Angebot, er wird aber nur auf dem heimischen Markt gehandelt.

Zurück zu China: Die dortige Fälschungs­industrie ist zwischenze­itlich extrem hoch entwickelt. Die echten Parteikade­r sind von den gefälschte­n kaum mehr zu unterschei­den. Auch der KP-Chef kann sich nicht sicher sein, ob er echt ist. Die deutsche Automobili­ndustrie lässt immer mehr Fahrzeuge in China bauen. Nur so kann sie garantiere­n, dass es sich bei den Produkten um originale Fälschunge­n handelt. Wer hierzuland­e etwas Chinesisch­es erwirbt und hinterher durch Zufall feststelle­n muss, dass es sich um keine Fälschung handelt, kann den Hersteller auf Schadeners­atz verklagen. (nab)

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FOTO: COLOURBOX Dreiste Plagiate: Mindestens 59,3 Prozent der Reiskörner in diesem Sack sind aus China.

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