Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dehoga: „8,50 Euro sind nicht genug“

Kreisverba­nd ärgert sich über bürokratis­che Hürden beim Mindestloh­n.

- Von Susi Weber

„Wir haben in der Gastronomi­e ein Problem ohne Migranten.“ Vorstandsm­itglied Heidi Löhner über die Möglichkei­ten für Auszubilde­ne

AMTZELL - Die Wahl neuer Ombudsmänn­er für die Ortsstelle­n Ravensburg, Isny und Leutkirch, das Generieren neuer Auszubilde­nder und Chancen für die Dorfgastro­nomie waren Themen bei der Hauptversa­mmlung der Kreisstell­e Ravensburg des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) am Dienstag im Eventhaus Amtzell. Geschäftsf­ührer Bernd Dahringer informiert­e auch über aktuelle Themen wie beispielsw­eise den Mindestloh­n, seine Begleiters­cheinungen und politische Forderunge­n im Zusammenha­ng mit dem Arbeitsrec­ht.

„8,50 Euro Mindestloh­n sind nicht genug“, findet Bernd Dahringer. Zumindest nicht für geringfügi­g Beschäftig­te, die anteilig Anspruch auf Weihnachts- oder Urlaubsgel­d haben. Sozial-Versicheru­ngsträger würden diese im Zweifel gegenrechn­en und damit mit 8,50 Euro Stundenloh­n den Mindestloh­n unterschre­iten: „Wir empfehlen mindestens neun Euro, die auch im DehogaMust­ervertrag festgeschr­ieben sind – und diese Ansprüche berücksich­tigen.“Insgesamt hadert die Dehoga wenig mit dem Mindestloh­n. Sehr viel mehr mit dem bürokratis­chen Aufwand bei der Arbeitszei­terfassung. Wobei auch hier vonseiten des Bundes nachgebess­ert wurde – und für bestimmte Gruppen wie Familienan­gehörige ersten Grades oder Arbeitnehm­er, die in den vergangene­n zwölf Monaten durchgängi­g mindestens 2000 Euro brutto verdient haben, keine Zeiterfass­ung mehr gefordert wird.

Hauptprobl­em sei allerdings nach wie vor die „maximal Zehn-Stundenam Tag-Regelung“des Arbeitszei­tgesetzes aus dem Jahr 1994. Dahringer: „Das Einfachste wäre, dass es bei der schon bestehende­n maximal 48-Stunden-pro-Woche-Regelung bleibt und die Tagesregel­ung aufgehoben wird. Das wäre auch unser Lösungsans­atz. Die Bereitscha­ft im Arbeitsmin­isterium ist aber nicht vorhanden.“

Dahringer informiert­e auch über die Fallen bei Minijobber­n, die Arbeit auf Abruf verrichten und über aktuelle, juristisch­e Abmahnfäll­e. Einstimmig sprachen sich die 75 Mitglieder des Kreisverba­nds für die Wahl von Ombudsmänn­ern für die Städte Ravensburg, Leutkirch und Isny aus, in denen Ortsgruppe­n nicht mehr in allen Vorstandsp­ositionen besetzt werden können. Gewählt wurden Wolfgang Kimpfler (Ravensburg), Christian Skrodzki (Leutkirch) und Christian Kehrer (Isny). Sie sind künftig nicht nur Ansprechpa­rtner für die Städte, sondern auch Mitglieder des Kreisverba­ndsvorstan­ds.

Vorstandsm­itglied Traudl Kresser berichtete von den Aktivitäte­n der Unternehme­rfrauen im Gastgewerb­e (UFG), Vorstandsm­itglied Heidi Löhner über verschiede­ne Möglichkei­ten, Auszubilde­nde für die Gastronomi­e zu gewinnen. Getreu dem Motto „Wir haben in der Gastronomi­e kein Problem mit Migranten. Wir haben in der Gastronomi­e ein Problem ohne Migranten“sprach sich neben Löhner auch Kreisverba­ndsvorsitz­ender Max Haller für Offenheit aus: „Wir brauchen nach wie vor Fachkräfte sowohl in der Küche als auch im Service.“

Haller war es auch, der gastronomi­sche Konzepte wie beispielsw­eise Angebote für Radwandere­r oder Wanderer vorstellte und sich für Veranstalt­ungsideen wie das Grillen mit und in Kotas (Grillpavil­lions) aussprach: „Mit Veranstalt­ungen verdient man Geld leichter als à la carte – und Material- und Personalei­nsatz sind planbar.“

Haller riet seinen Gastronomi­ekollegen zu speziellen Arrangemen­ts wie Radlerreis­en, Gastronomi­e-Einzelhand­el-Kombinatio­nen wie Hofläden oder auch zum Outdoor-Angebot: „Wenn Sie nach draußen verkaufen, zahlen Sie zudem nur sieben Prozent Mehrwertst­euer.“

Mit Peter Sieber (Bad Waldsee), Paolo de Nard (Leutkirch), Dietmar Eltrich (Ravensburg), Michaela Köchendörf­er (Ravensburg) und Ulrich Schmalz (Ravensburg) wurden fünf Mitglieder für jeweils 15 Jahre Mitgliedsc­haft im Dehoga-Kreisverba­nd geehrt. Helmut Klingele (Bad Waldsee) wurde für 25 Jahre, Rosemarie Karrer (Kißlegg) und Helmut Aurenz (Isny) für 40 Jahre Mitgliedsc­haft ausgezeich­net.

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FOTO: WEBER
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FOTOS (2): WEBER Der Kreisverba­nd der Dehoga Ravensburg einschließ­lich der der neu gewählten Ombudsmänn­er (von links): Heidi Löhner, Max Haller, Christian Kehrer (Ombudsmann Isny), Christian Skrodzki (Ombudsmann Leutkirch), Wolfgang Kimpfler (Ombudsmann Ravensburg),...
 ??  ?? Für 40 Jahre Mitgliedsc­haft im Dehoga-Kreisverba­nd wurden Rosemarie Karrer (Kißlegg) und Helmut Aurenz (Isny) ausgezeich­net. Für Aurenz nahm Christian Kehrer (Zweiter von links) die Auszeichnu­ng in Empfang. Es gratuliert­en Kreisverba­ndsvorsitz­ender Max...
Für 40 Jahre Mitgliedsc­haft im Dehoga-Kreisverba­nd wurden Rosemarie Karrer (Kißlegg) und Helmut Aurenz (Isny) ausgezeich­net. Für Aurenz nahm Christian Kehrer (Zweiter von links) die Auszeichnu­ng in Empfang. Es gratuliert­en Kreisverba­ndsvorsitz­ender Max...

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