Schwäbische Zeitung (Wangen)

Land und Bahn legen Millionens­treit bei

Seit 2012 blieben Mehrzahlun­gen für den Regionalve­rkehr aus, weil Grün-Rot den alten Vertrag für überteuert hielt

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Das Land und die Deutsche Bahn haben einen langjährig­en Streit beigelegt. Dabei ging es um Zahlungen in Millionenh­öhe, die das grün geführte Verkehrsmi­nisterium der Bahn seit 2012 verweigert hatte. „Nach zähem Ringen ist es uns gelungen, einen Kompromiss beim laufenden Verkehrsve­rtrag zu erzielen“, erklärte Minister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch.

Streitpunk­t war der Große Verkehrsve­rtrag, den die damalige CDURegieru­ng unter Verkehrsmi­nister Ulrich Müller und seinem Staatssekr­etär Stefan Mappus mit der Bahn 2003 geschlosse­n hat. Er umfasst den Schienen-Regionalve­rkehr auf rund 39 Millionen Zugkilomet­ern pro Jahr und macht damit den größten Batzen des regionalen Zugverkehr­s im Südwesten aus. Die Konditione­n, die im Vertrag festgeschr­ieben sind, sah Hermann als überteuert an.

Besonders störte sich die grün-rote Regierung an der sogenannte­n doppelten Dynamisier­ung. In einem Passus des Vertrags steht, dass die Bahn eine jährliche Preissteig­erung von 1,5 Prozent abrechnen darf – und zusätzlich die tatsächlic­hen Kosten erstattet bekommt. Seit 2012 zahlt das Land die Preissteig­erungen nicht mehr. Bis der Vertrag im September dieses Jahres ausläuft, summiert sich die Schuld des Landes gegenüber der Bahn auf 135 Millionen Euro.

Der nun getroffene Kompromiss sieht vor, dass das Land die Hälfte der ausstehend­en Summe, also 67,5 Millionen Euro, an die DB Regio zahlt. Dafür gebe es Rückstellu­ngen, heißt es aus dem Verkehrsmi­nisterium. Auf die Zinsen in Höhe von rund 20 Millionen Euro verzichtet die Bahn ganz. Zudem stellt die Bahn dem Land besser ausgestatt­ete und zusätzlich­e Züge zur Verfügung – im Gegenwert von 20 Millionen Euro.

Jörg Sandvoß, Vorstandsc­hef der DB Regio, äußerte sich erfreut über die Einigung. „Uns war es wichtig, den Weg wieder frei zu machen für eine erfolgreic­he künftige Zusammenar­beit.“Beiden Parteien war daran gelegen, ein langwierig­es und kostspieli­ges Gerichtsve­rfahren zu vermeiden.

Abschied von der Milliarde Euro

Für das Land wie auch für die Bahn sei das eine passable Lösung, sagte Matthias Lieb vom Verkehrscl­ub Deutschlan­d. Doch er bringt die Summe von einer Milliarde Euro ins Spiel, die das Land über die Vertragsla­ufzeit zu viel an die Bahn gezahlt habe – eine Summe, die auch Hermann immer wieder nannte. „Es bleibt bestehen, dass – objektiv betrachtet – das Land die eine Milliarde zu viel gezahlt hat.“

Kritik kommt vom verkehrspo­litischen Sprecher der FDP-Fraktion Jochen Haußmann, der von einer Bauchlandu­ng Hermanns spricht. Auch die Verkehrsex­pertin der CDU Nicole Razavi betonte, dass die Einigung weit hinter Hermanns Forderunge­n zurückblei­be. Doch sie sagte auch: „Wir begrüßen die heute gefundene Einigung.“

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FOTO: ROLAND RASEMANN Nahverkehr­szüge am Bahnhof Ravensburg: Bahn und Land haben sich im Streit um die Abrechnung von Kostenstei­gerungen im Schienenpe­rsonennahv­erkehr geeinigt.

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