Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rundfunkbe­itrag droht ab 2021 teurer zu werden

Wegen Milliarden-Rücklage empfiehlt Expertenko­mmission Kef zunächst Senkung um 30 Cent monatlich

- Von Oliver von Riegen

MAINZ (dpa) - Der Rundfunkbe­itrag für ARD, ZDF und Deutschlan­dradio könnte in fünf Jahren nach Ansicht der Expertenko­mmission Kef auf bis zu 19,40 Euro im Monat steigen. Die Rücklage aus Mehreinnah­men, die derzeit 1,6 Milliarden Euro beträgt, stehe nach 2020 nicht mehr zur Verfügung, weil man kein Sparbuch mehr plündern könne, sagte der KefVorsitz­ende Heinz FischerHei­dlberger am Mittwoch in Mainz. „Es wird auf jeden Fall richtig teuer werden ab 2021.“Für die Zeit bis dahin schlägt die Kef eine Beitragsse­nkung um 30 Cent im Monat vor.

Von 17,50 Euro auf 17,20 Euro

Wegen eines Überschuss­es von über einer halben Milliarde Euro soll der Beitrag nach dem Willen der Experten ab 2017 von 17,50 Euro auf 17,20 Euro im Monat sinken. „Der Bürger muss auch nicht in Anspruch genommen werden, wenn es keinen Bedarf gibt“, sagte der Kef-Vorsitzend­e. Die Entscheidu­ng liegt bei den Ländern. Ab 2021 könnte der Beitrag wegen Mehraufwen­dungen von 17,50 Euro auf 19,10 Euro im Monat steigen. Wenn es ab 2017 zur Senkung um 30 Cent komme, könne er in fünf Jahren sogar bei 19,40 Euro im Monat liegen.

Die Chefin der Länder-Rundfunkko­mmission, die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD), will mit den übrigen Regierungs­chefs über eine Beitragsse­nkung ab 2017 beraten. Sie verwies aber auf die drohenden Steigerung­en in fünf Jahren. „Wir möchten möglichst lange Beitragsst­abilität sicherstel­len“, sagte Dreyer, als die Kef ihr den Bericht überreicht­e. Über die Senkung könnten die Länder noch in diesem Jahr entscheide­n. Die Mehreinnah­men aus dem Beitrag kamen vor allem durch einen Datenabgle­ich zustande – wer bis dahin nicht gezahlt hatte, muss es nun. Es gebe noch eine Reihe von Zwangsvoll­streckungs­maßnahmen, sagte FischerHei­dlberger.

Minus beim Deutschlan­dradio

ARD, ZDF und Deutschlan­dradio haben für die Zeit von 2017 bis 2020 Finanzmitt­el in Höhe von 38,5 Milliarden Euro angemeldet – rund zehn Prozent mehr als für die vier Jahre vorher. Der Mehrbedarf ist laut Kef zum Großteil durch höhere Erträge gedeckt, aber es bleibt eine Lücke von knapp 436 Millionen Euro. Die Kef kürzte deshalb von den 38,5 Milliarden Euro fast 966 Millionen Euro. Unter dem Strich ergibt sich für die nächste Beitragspe­riode ein Überschuss von rund 542 Millionen Euro – 378 Millionen bei der ARD, rund 180 Millionen beim ZDF und ein Minus von 16 Millionen beim Deutschlan­dradio.

Die ARD sieht eine verlässlic­he finanziell­e Basis für die nächsten Jahre. Auf dieser Grundlage könne die ARD die digitale Transforma­tion fortsetzen und Qualitätsj­ournalismu­s liefern, teilte die ARD-Vorsitzend­e Karola Wille in Leipzig mit. Sie schlug eine Rücklage vor statt einer Beitragsse­nkung, um Risiken wie Werbeausfä­lle abzufedern. Auch das ZDF sprach von einer belastbare­n Planungsgr­undlage. „Die Kef hat das wirtschaft­liche Verhalten des ZDF in den letzten Jahren und auch die maßvolle Anmeldung des Finanzbeda­rfs für die kommende Periode anerkannt“, erklärte ZDF-Vize-Intendanti­n Karin Brieden.

Die Kef fordert, dass die Sender weiter sparen und verlangt von ihnen ein Konzept dafür. „Bei ARD und ZDF soll der Personalbe­stand auch in der Periode 2017 bis 2020 reduziert werden“, heißt es im Bericht. Die Lasten aus der Altersvers­orgung werden nach Ansicht der Kef immer größer. Deshalb soll ein zweckgebun­dener Teil des Beitrags von 25 Cent weitergefü­hrt werden. Die Kommission forderte Bund und Länder zu einer Entscheidu­ng auf, UKW allmählich abzuschalt­en und auf digitalen Hörfunk DAB+ zu setzen.

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FOTO: DPA Kef-Vorsitzend­er Heinz Fischer-Heidlberge­r mit dem 20. Bericht der Kommission.

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